Landesmitgliederversammlung wählt neuen Landesvorstand

Die Landesmitgliederversammlung der GRÜNEN JUGEND NRW tagte vom 10.-12. November mit rund 200 Mitgliedern in Oer-Erkenschwick. Dort wählten die Mitglieder einen neuen Landesvorstand.

Die neuen Sprecherinnen der GRÜNEN JUGEND NRW sind Vivianne Schwedersky aus Münster und Laura Alderath aus Datteln, beide 22 Jahre alt.

Neben den Wahlen hat sich die Jugendorganisation mit ihrem Leitantrag eine klare Agenda gesetzt. Als linker Verband wird die GRÜNE JUGEND NRW weiter für eine sozial gerechte und klimaneutrale Gesellschaft kämpfen.

Die neue Landessprecherin Vivianne Schwedersky dazu: 

„Wir streiten für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Dafür reicht es nicht, wenn die Landesregierung nur den Status Quo verwaltet. Nordrhein-Westfalen braucht echte Veränderung von links und vor allem braucht es massive Investitionen. Für uns als GRÜNE JUGEND in NRW ist klar, sparen in der Krise ist der falsche Weg.“

Laura Alderath, ebenfalls neue Landessprecherin der Grünen Jugend NRW ergänzt:

„Während wir als GRÜNE JUGEND NRW gerade in diesen Zeiten die soziale Frage stellen und fordern, in die öffentliche Daseinsvorsorge zu investieren, beschließt  die Landesregierung den nächsten Sparhaushalt. Das ist völlig falsch, denn wenn Mieten nicht bezahlbar, Kitaplätze nicht ausreichend vorhanden und Schulen marode sind, dann sind die Menschen zurecht unzufrieden. Nordrhein-Westfalen braucht eine Politik, die in die Grundversorgung investiert, statt an der Schuldenbremse festzuhalten.”

Die Landesmitgliederversammlung beschließt außerdem, die Kampagne „Wir fahren zusammen“ von Verdi und Fridays for Future zu unterstützen.

Die GRÜNE JUGEND NRW schließt sich den Forderungen der Kampagne „Wir fahren zusammen“ an, damit zeigen wir uns solidarisch mit den Beschäftigten des ÖPNV. Es braucht einen Tarifvertrag Nahverkehr für bessere Arbeitsbedingungen und ein bundesweites Investitionsprogramm für den ÖPNV von mind. 18 Mrd. Euro pro Jahr bis 2030, so Vivianne Schwedersky zu diesem Beschluss.

Des Weiteren wurde ein Antrag zur Unterstützung der Kampagne “TVStud”, ein Tarifvertrag für studentische Beschäftigte, beschlossen.

Es braucht einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte, der das Fundament für mehr Lohn und gute Arbeitsbedingungen legt. Damit unbezahlte Überstunden, Befristungen von wenigen Monaten und die Bezahlung knapp über dem Mindestlohn trotz Studienabschluss bald der Vergangenheit angehören, stellt Laura Alderath fest.

Neuer Landesvorstand der Grünen Jugend NRW:

  • Vivianne Schwedersky, 22 Jahre aus Münster (Landessprecherin)
  • Laura Alderath, 22 Jahre aus Datteln (Landessprecherin)
  • Markus Sami Rizkalla, 24 Jahre aus Duisburg (Schatzmeister)
  • Linus Mach, 22 Jahre aus Münster (Politischer Geschäftsführer)
  • Pauli Jipps, 24 Jahre aus Langenfeld (Beisitz)
  • René Pascal Knott, 23 Jahre aus Minden (Beisitz)
  • Viktoria Hörnchen, 22 Jahre aus Köln (Beisitz)
  • Deborah Aimionowane, 22 Jahre aus Münster (Beisitz)

Folgende Anträge wurden auf der Landesmitgliederversammlung beschlossen:

Die Anträge sind zeitnah in geänderter und beschlossener Fassung auf der Website einsehbar.

Kontakt:

Pressekoordination Landesverband GRÜNE JUGEND NRW

Sabrina Cali
Telefon: 0172 3834372
E-Mail: presse@gj-nrw.de

Für Demokratie und Freiheit in der Türkei – Am 14. Mai: YSP wählen!

Die gesellschaftliche Situation verschärft sich in der Amtszeit von Präsident
Recep Tayyip Erdoğan tagtäglich. Seine islamitisch-ultranationalistische
Regierung bekämpft die demokratische Opposition im Land und sperrt ihre
Gegner*innen ein. Alleine in den letzten Jahren wurden hunderttausende
Akademiker*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen, Abgeordnete und
Politiker*innen festgenommen. Zurzeit läuft ein politisch motiviertes
Parteiverbotsverfahren gegen die kurdische, linke und demokratische
Oppositionspartei HDP. Die Mitglieder und Funktionär*innen der HDP haben sich in
der Yeşil Sol Parti (YSP, Grün-Linke Partei) organisiert, um als starke links-
demokratische und kurdische Stimme ins Parlament zu kommen.

Aller Repression zum Trotz werden sich bei diesen Wahlen wieder viele mutige
Demokrat*innen Erdogan und seinem Regime in den Weg stellen! Und das, obwohl der
Staat wie in der Vergangenheit Wahlfälschung im großen Stil betreiben wird.

Sie kämpfen gegen ein Regime, das kurdische Dörfer bombardiert, Proteste
niederschlägt, Menschen grundlos festnimmt und das den Rechtsstaat außer Kraft
gesetzt hat. Sie wenden sich gegen eine korrupte Regierung, die selbst bei
Inflationsraten von über 100% in die eigene Tasche wirtschaftet und die
kurdisch-alevitische Bevölkerung von der Erdbebenhilfe abschneidet. Sie kämpfen
für Rechte von Frauen und queeren Menschen. Wir stehen solidarisch an der Seite
der demokratischen Opposition und der Aktivist*innen!

Erdoğans Regime muss endlich fallen, damit alle Menschen in der Türkei und
Kurdistan die Chance auf Frieden, Freiheit und Menschenrechte haben.

Als GRÜNE JUGEND in NRW rufen wir daher alle Wahlberechtigten dazu auf, ihre
Stimme der YSP zu geben und Erdogan endlich als Präsidenten abzuwählen!

Der Einfluss von Erdoğan und seiner Partei der AKP im türkischen
Präsidentschaftswahlkampf und über ihn hinaus reicht bis zu uns nach Nordrhein-
Westfalen. Mit knapp 500.000 Menschen mit türkischem Pass ist NRW das
Bundesland, in dem die meisten türkeistämmigen Wahlberechtigten leben.

Es ist erklärtes Ziel Erdogans, gerade auch die türkische Diaspora im Ausland zu
erreichen und für die Wahl zu mobilisieren. Dabei stellte NRW in der
Vergangenheit einen Hotspot für Erdogan und seine Partei dar: 2018 stimmten
prozentual in NRW mehr türkeistämmige Menschen für ihn, als in der Türkei
selbst.

Diese Wahlergebnisse sind vor allem Folge islamistisch-ultranationalistischer
Wahlkampfauftritte von AKP-Politiker*innen in NRW. Zuletzt rief bei einem dieser
Auftritte ein türkischer Abgeordneter zur Jagd auf die demokratische Opposition
auf.

Klar ist: Gerade in einem Wahlkampf, in dem die türkeistämmigen Menschen in NRW
entscheidend für den Verlust oder Sieg Erdogans sind, kann es nicht sein, dass
solche Propaganda-Auftritte in Nordrhein-Westfalen stattfinden können.

Als GRÜNE JUGEND NRW fordern wir deshalb ein Verbot von Wahlkampfauftritten von
AKP-Politiker*innen und der Stimmungsmache gegen in der Türkei verfolgte Gruppen
in Nordrhein-Westfalen!

Ausbildung? Garantiert!

Du suchst einen Ausbildungsplatz? Dann stehen die Chancen gut, dass du keinen
Platz findest, der gut bezahlt und gut erreichbar ist oder gut zu dir passt.
Wenn unsere Generation von etwas geprägt ist, dann ist es von Unsicherheit. Akut
trifft die Inflation junge Menschen besonders hart und dabei kommen wir doch
gerade erst aus der Coronakrise, die mit voller Wucht unser Leben auf den Kopf
gestellt hat. Viele junge Menschen wurden während der Pandemie in
Übergangssystemen geparkt, anstatt eine richtige Ausbildungsstelle zu finden.
Zusammengefasst bedeutet das: Keine Ausbildung und damit zu oft auch keine
Perspektive! Zukunft in der Krise also? Bei der Suche nach einem
Ausbildungsplatz in Deutschland ist Krise auf jeden Fall Tagesgeschäft. Viele
Jugendliche verzweifeln am System. Dabei muss doch klar sein: Alle Jugendlichen,
die einen Ausbildungsplatz wollen, müssen einen bekommen! Paradox ist, dass
Unternehmen gleichzeitig den Fachkräftemangel beklagen. Dabei liegt der Fehler
im System: Nur circa 20 Prozent der Betriebe bilden überhaupt noch aus. Wir
brauchen also ein System in dem sich kein Arbeitgeber aus der Verantwortung
schleichen kann. Denn junge Menschen haben eine Perspektive verdient. Gut
ausgebildete, gut bezahlte Menschen, die im Betrieb mitbestimmen, sind dafür
Grundvoraussetzung. Ein wichtiger Startschuss ist hierfür der Rechtsanspruch auf
eine Ausbildung auf Bundesebene, aber diese Ausbildungsgarantie hat vieles eben
nicht. Nach einer Stärkung der betrieblichen Ausbildung sucht man ebenso wie
nach einer Umlagefinanzierung oder einem Ausbau der Ausbildungsplätze. Der
Rechtsanspruch greift auch nur in Gebieten mit Unterversorgung, von einer echten
Garantie sind wir also noch weit entfernt.

Jetzt ist NRW am Zug!

Deswegen schauen wir jetzt auf die Landesebene. Denn auch hier in NRW liegt der
Fehler im System. Überall spüren auch die Betriebe den Fachkräftemangel, während
all die jungen Menschen, die auf der Suche nach einem geeigneten
Ausbildungsplatz sind, zu häufig gar nicht erst die Möglichkeit bekommen, sich
zu der Fachkraft ausbilden zu lassen, die sie eigentlich werden wollen. Dabei
ist doch gerade NRW von einem hohen Bedarf an Beschäftigten geprägt,
insbesondere mit Blick auf die dringend notwendige Transformation zur
klimaneutralen Industrie. Entsprechend muss die Ausbildung junger Menschen in
NRW endlich den politischen Stellenwert bekommen, den sie verdient und benötigt.
Nach Ausbildungsstart 2021 waren im Land etwa 19.000 junge Menschen auf der
Suche nach einer Ausbildungsstelle, während mindestens 11.000 Betriebe ihre
Stellen noch nicht besetzt hatten. Beinahe 20% der Menschen zwischen 25 und 35
Jahren haben in NRW keinen qualifizierten Berufsabschluss, auch weil ihnen zu
oft der Zugang zur Ausbildung nicht möglich ist. Für uns ist klar: So kann es
nicht weitergehen! Es wird Zeit, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung
junger Menschen gegenüber nachkommt, daher fordern wir:

  • Eine echte – umlagefinanzierte – Ausbildungsgarantie für NRW: das in der
    Landesverfassung verankerte Recht auf „die umfassende Möglichkeit zur
    Berufsausbildung und Berufsausübung“ für junge Menschen muss endlich
    politische Praxis werden!
  • Die Einrichtung eines Zukunftsfonds Ausbildung zur konsequenten Umsetzung
    der Umlagefinanzierung: Alle Unternehmen in NRW müssen in die Pflicht
    genommen werden, ihren Anteil zur Ausbildung für alle beizutragen.
  • Die Überwindung regionaler Unterschiede: Insbesondere im Ruhrgebiet oder
    im Bergischen Land fällt das Stellenangebot spürbar schlechter aus, als in
    anderen Regionen NRWs.
  • Einen flächendeckenden Rechtsanspruch auf betriebliche Ausbildung: Der
    Fokus der Ampel-Koalition auf eine außerbetriebliche Ausbildung ist
    unzureichend. Die Landesregierung muss die betriebliche Ausbildung in den
    Blick nehmen und stärken!
  • Wir fordern die Landesregierung darüber hinaus auf, mit Umsetzung einer
    umlagefinanzierten Ausbildungsgarantie für die Schaffung neuer
    betrieblicher Ausbildungsplätze zu sorgen.

Aber die Ausbildungsgarantie allein reicht nicht aus. Um jungen Menschen
Ausbildung flächendeckend im Land zu ermöglichen und Bewerber*innen tatsächlich
den Antritt ihrer Wunschstelle zu ermöglichen, muss die Landesregierung in
gleicher Dringlichkeit die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dazu gehört es,
Barrieren abzubauen und einen gleichberechtigten Zugang für alle Personen zu
schaffen. Wir fordern daher:

  • Ausbildung gerecht bezahlen: Azubi-Gehälter müssen zum Leben reichen!
  • Perspektiven schaffen: Wer eine Ausbildung erfolgreich beendet, darf
    anschließend nicht in eine unsichere Zukunft blicken müssen! Die Übernahme
    in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis muss garantiert werden.
  • Mobilität muss bezahlbar sein: Ein Azubi-Ticket im Rahmen des
    Deutschlandtickets ist längst überfällig und muss Auszubildende und
    Studierende endlich gleichstellen.
  • Die Wohnsituation darf der Wunschstelle nicht im Wege stehen: bezahlbare
    Mieten in Lernendenwohnheimen sind die Alternative zu immer weiter
    steigenden Preisen auf dem freien Wohnungsmarkt.

Ausbildungsgarantie jetzt!

Wenn der Bund nicht handelt, ist jetzt das Land in der Pflicht! Wollen wir allen
jungen Menschen eine gute Ausbildung ermöglichen und gleichzeitig die
Transformation der Wirtschaft angehen, braucht es die Ausbildungsgarantie. NRW
könnte damit das erste Flächenland mit einer umlagefinanzierten
Ausbildungsgarantie werden. Mit unserer Forderung sind wir als GRÜNE JUGEND
nicht alleine, Gewerkschaften fordern diese schon seit Jahren, auf Landesebene
ist bisher nichts passiert. Wir nehmen die schwarz-grüne Landesregierung in die
Pflicht, sie endlich umzusetzen! Wir lassen uns unsere Zukunft nicht nehmen,
sondern erkämpfen sie: Ausbildung? Garantiert!

49 Euro sind zu viel – Ticketvergünstigungen jetzt!

Das 49-Euro Ticket ist da! Was für ein Erfolg, endlich können sich alle Menschen
Mobilität leisten, die Tarifzonen fallen weg, also eigentlich durchweg positiv,
oder? Ganz so schön wie die Ankündigungen der Verkehrsminister*innen klingen,
ist es dann doch nicht. Ins Kino gehen, in den Urlaub fahren oder zum
Bewerbungsgespräch kommen, all das sollte selbstverständlich möglich sein, und
keine Frage des Geldes. Für viele Menschen sind aber auch die 49 Euro einfach
nicht bezahlbar. Mit einem Auszubildendengehalt von wenigen hundert Euro oder
mit den Regelsätzen des Bürgergeldes kommt man da nicht weit. Das
Studierendenticket, das momentan über das Solidarmodell funktioniert, steht auf
der Kippe. Eine Lösung scheint in weiter Ferne. Wir sehen, dass genau die
Menschen vergessen werden, die kostenlose oder günstige Mobilität am
dringendsten brauchen!

In NRW wurden bisher lediglich Angebote für die Radmitnahme und das Upgrade in
die 1. Klasse beschlossen, ein Sozialticket wird “geprüft”. Dabei darf die
Landesregierung nicht stehen bleiben, sondern muss viele deutschlandweit gültige
Vergünstigungen bereitstellen.

Als GRÜNE JUGEND NRW fordern wir deswegen:

  • Ein 19-Euro Sozialticket, womit alle diejenigen, die es am meisten
    brauchen, gut von A nach B kommen.
  • Ein 129-Euro Semesterticket, womit alle Studis ihren Uni-Alltag und ihre
    Freizeit gestalten können.
  • Ein 21,5-Euro Ticket für Auszubildende, damit gerade diejenigen, die kein
    Job-Ticket bekommen, bezahlbar unterwegs sind und Studierende und
    Auszubildende endlich gleichgestellt sind.
  • Ein kostenloses Ticket für alle Schüler*innen, damit Kinder und
    Jugendliche Freizeit und Lernen frei gestalten können.

Mobilität gemeinsam erkämpfen!

Bezahlbar von A nach B kommen muss ausnahmslos für alle möglich sein. Wie das
aussehen kann, haben wir mit dem 9 Euro Ticket erlebt. Das 49-Euro Ticket ist
dafür kein Ersatz! Für uns geht der Kampf um günstige Mobilität weiter, deswegen
unterstützen wir Gewerkschaften, Sozialverbänden und das Landes-ASten-Treffen in
ihren Forderungen.Gemeinsam mit Gewerkschaften, Sozialverbänden und
Studierendenvertretungen geht für uns der Kampf um günstige Mobilität weiter.
Dabei verlieren wir unser Ziel von kostenlosem ÖPNV nicht aus den Augen. Neben
der Frage nach Ticketpreisen brauchen wir auch einen massiven Ausbau der
Infrastruktur und eine gute Bezahlung der Beschäftigten. In den kommenden
Monaten stehen wir deswegen Seite an Seite mit ihnen bei der #WirFahrenZusammen
Kampagne!

Revolution in der Schule- Veränderung im Schulsystem, jetzt!

Ständiger Leistungsdruck, chronische Müdigkeit, stumpfer Unterricht und
vollgestopfte Klassen:
Das alles ist für Schüler*innen in Nordrhein-Westfalen bitterer Alltag. Für uns
ist klar:
Es braucht radikale Veränderungen am Bildungssystem und in den Schulen NRWs.
Eine Ausdünnung des Lehrplans, Weiterbildungen der Lehrkräfte und eine
Renovierung sowie Digitalisierung der Schulen wurde in den letzten Jahren stark
verschleppt und muss jetzt schnellstmöglich aufgeholt werden. Kritik am
Schulsystem und konkrete Forderungen dürfen nicht mehr als utopisch und
realitätsfern abgetan werden, sondern müssen nun endlich umgesetzt werden.
Wir haben unsere Kritik unter verschiedenen Aspekten formuliert:

Lehrplan und Leistungsdruck

Wir lernen für die Schule, nicht fürs Leben. Das ist ein schnulziger
Kalenderspruch, entspricht aber leider der Wahrheit. Fünfmal die Woche
Unterricht bis nachmittags –der Lehrplan ist vollgestopft. Vollgestopft mit
teilweise unnötigen, mit rassistischen und/oder anderweitig diskriminierenden
Inhalten. Was wir brauchen, ist kein Unterricht über den Aufbau von
Schmetterlingsblütlern, sondern Unterricht, der uns etwas fürs Leben bringt;
Beispiele dafür wären Themen wie Ernährung oder den Umgang mit digitalen Medien.
Wichtig ist auch, dass mehr Fachübergreifend und Projektorientiert gearbeitet
wird. Doch der Lehrplan muss nicht nur verändert, sondern Teile müssen auch
gestrichen werden. Wichtige Inhalte müssen teils unter Zeitdruck in unsere Köpfe
„rein geprügelt“ und nur für die nächste Arbeit erlernt werden. Das sogenannte
„Bulimie-Lernen“ vermittelt Lehrinhalte nur kurzfristig und sorgt für keinen
langfristigen Lerneffekt. Zeit für Rückfragen oder das Vertiefen von Schulstoff
bleibt meist nicht. Neben der Schule müssen die Schüler*innen auch noch
Hausaufgaben erledigen und für anstehende Arbeiten lernen. All dies sorgt für
einen ungemeinen Leistungsdruck bei den Schüler*innen.

Wir sollten die Ansicht, dass wir ohne Druck nicht lernen, überdenken und die
Schule zu einem angenehmen Lernspace weiterentwickeln.

Noten

Der Kampf um gute Noten ist für Schüler*innen Alltag. Dabei kann eine einzelne
Zahl in vielerlei Hinsicht gar nichts über die Kompetenz zu einem Thema
aussagen. Die Note 2 auf dem Zeugnis kann dabei für einen Schnitt von 1,6 bis
2,4 stehen. Doch auch in anderen Punkten sind Noten grundlegend falsch. Die
Notengebung ist oft intransparent, so ist nicht ersichtlich, ob sie eher
kurzfristige Lerneffekte und Erfolge widerspiegelt, oder auch die Fortschritte
der Schüler*innen einbezieht. Außerdem haben Lehrerkräfte einen riesigen
Spielraum auf die Benotung der Schüler*innen. Dabei haben Faktoren wie die
Stimmung der Lehrkraft, Namen der Schüler*innen, aber auch Faktoren wie
Geschlecht, soziale Herkunft und eventuell vorhandene Migrationsgeschichte einen
großen Einfluss auf die Benotung. Eine Alternative zu dem klassischen
Notensystem sind dabei Dialogformen, wie Gespräche zwischen Lehrkräften, Eltern
und Schüler*innen. Diese haben zudem den Vorteil, dass langzeitige Entwicklungen
des Lernerfolgs detaillierter beschrieben und kommuniziert werden können. Je
nach Anlass könnten auch andere Formen der Notenrückgabe genutzt werden,
Beispiele dafür wären Zeugnistexte oder sogenannte Rasterzeugnisse, in denen die
schulische Leistung in verschiedenen Bereichen und Kompetenzen geschildert wird.

Eine objektive Alternative zu den klassischen Schulnoten, die den Leistungsdruck
minimiert und langfristige Lernerfolge widerspiegelt, ist daher erstrebenswert.

Schulbeginn

Cola, Kaffee, Red Bull – auf den Schulbänken sind viele koffeinhaltige Getränke
zu sehen. Ein Mittel, um sich trotz des frühen Schulbeginns wachzuhalten. Laut
Schulministerium beginnt der Unterricht in NRW zwischen 7:30 und 8:30 Uhr. Und
das, obwohl wissenschaftlich bewiesen ist, dass Jugendliche einen anderen Bio-
Rhythmus als Erwachsene haben. Sie werden abends später müde und morgens später
wach. Die meisten Schüler*innen sind daher chronisch übermüdet. Studien belegen,
dass ein Schulbeginn von 9 Uhr viele positive Effekte hat: Im Schnitt bessere
Noten, ein geringeres Risiko für Depressionen und ein geringerer Konsum von
koffeinhaltigen Getränken. Gut für Konzentration und Gesundheit.

Ein späterer Schulbeginn würde sich also positiv auf Noten und Alltag auswirken.

Digitalisierung

Keine Technik weit und breit. Dies ist in Schulen NRWs keine Seltenheit. Die
Coronapandemie hat erneut gezeigt, wie schleppend die Digitalisierung an den
Schulen läuft. Egal, ob Verteilung der Aufgaben über Zoom oder Teams –
Komplikationen gab es immer. Das hatte verschiedene Gründe: Die Lehrkräfte
wurden einfach nicht mit moderner Technik ausgestattet, die Zoom Server veraltet
und Schüler*innen mussten sich mit ihrer Technik, teilweise einfach nicht
vorhanden, zufriedengeben. Doch mit Ende des Lockdowns hat dieses Problem nicht
aufgehört. In den Klassenzimmern findet man meist immer noch Overheadprojektor
und Tafel anstelle eines Smartboards. Und wenn es mal ein digital ausgestattetes
Zimmer gibt, wissen die Lehrkräfte kaum, wie mit der Technik umzugehen ist oder
sie haben ihren Unterricht nicht digitalisiert. Und auch die Schüler*innen
schreiben noch mit Papier und Stift. Wenn es einen W-Lan Zugang geben, und mehr
mit IPads oder Tablets gearbeitet werden würde, ließe sich beispielsweise
einiges an Papier für die jeweiligen Arbeitsblätter sparen.

Zusätzlich gibt dies die Möglichkeit, den Unterricht abwechslungsreicher zu
gestalten, durch das nun ermöglichte einbauen von einem Kahoot Quiz oder
ähnlichem. Der Unterricht würde mehr Spaß machen und man würde mehr lernen, weil
so das Interesse für die jeweiligen Themen aufrechterhalten werden kann.

Renovierung

Die Situation in manchen Schulen ist prekär. Marodes Gebäude, alte Turnhalle und
verunstaltete Wände. In manchen Schulen sind die Fenster im Winter undicht, es
regnet herein, die Toiletten sind in einem unzumutbaren Zustand. Aber auch wenn
all dies nicht der Fall ist: Wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens in
diesen Gebäuden. Daher sollten die Schulen ein moderner und angenehmer Ort zum
Lernen sein. Diese Aufgabe kann aber nicht nur durch die Kommunen allein
gestemmt werden, da finanzielle Mittel fehlen.

Wir fordern daher ein Sonderpaket vom Staat NRW, mit dem die Schulen weitgehend
digitalisiert und nachhaltig renoviert werden können und eine anteilige
Kostenträgerschaft des Landes.

Sport- und Kreativer Unterricht

Für viele Highlight des Stundenplans – für manche Schrecken der Woche. Vielen
Schüler*innen wird durch den Sportunterricht der Spaß an Sport genommen. Und
das, obwohl Sport und Bewegung existenziell für die Gesundheit sind. Spiele wie
Völkerball reproduzieren Mobbing und verstärken Machtverhältnisse zwischen
verschiedenen Schüler*innen. Expert*innen empfehlen kleinere Gruppen von bis zu
14 Schüler*innen mit gleichem Niveau. Die Benotung im Sport basiert auf dem
Körperaufbau: Typisch „unsportliche“ Schüler*innen werden daher grundsätzlich
schlechtere Noten bekommen. Es wird nur danach geschaut, wie schnell gerannt
oder wie weit gesprungen wird, aber nicht, wie sehr man sich anstrengt. Eine
große Schülerin springt daher mit weniger Anstrengung grundsätzlich weiter als
eine kleine Schülerin mit mehr Anstrengung. Bei diesen Bewertungsformen wird in
keinerlei Hinsicht Rücksicht auf die individuellen Voraussetzungen der Kinder
und Jugendlichen genommen und das veraltete Wettkampfdenken wird gefördert.
Außerdem diskriminiert die binäre Notenvergabe (verschiedene Werte für Jungen
und Mädchen) und das nicht Vorhandensein von geschlechtsneutralen Umkleiden
nicht-binäre Schüler*innen.

Ähnlich schwierig ist der kreative Unterricht, also Musik und Kunst. Hier ist es
oftmals egal, wie sehr man sich anstrengt, aber grundsätzlich ist es nun mal so,
dass Schüler*innen, welche ein Musikinstrument spielen, durchaus höhere Chancen
auf eine gute Note haben, als alle anderen. Genauso im Kunstunterricht, hier
spielt nur eine Rolle, wer künstlerisch veranlagt ist. Die Anstrengung, die in
den jeweiligen Fächern vollbracht wird, wird also kaum gewertet. Dieses Prinzip
ist nicht wirklich fair und sollte dringend überarbeitet werden.

Sport ist wichtig und gehört auch in den Stundenplan, doch er sollte Spaß
machen. Dafür braucht es eine intakte Sporthalle, funktionierende Geräte und ein
großes Sportfeld, das Platz für die verschiedensten Sportarten bietet. Genauso
wie im kreativen Unterricht werden Lehrer*innen benötigt, die auf jeden
Einzelnen eingehen.

Schulpersonal

Immer wieder stößt man im Internet auf Memes: Lehrkräfte wären unfähig oder
könnten nicht mit Kindern umgehen. Auch wenn das sicherlich nicht der Wahrheit
entspricht und stark überspitzt dargestellt ist, hat es einen wahren Kern. Denn
auch wenn Pädagogik ein Teil des Studiums ist, fehlt den meisten Lehrkräften die
Sensibilisierung für den richtigen Umgang mit psychischen Erkrankungen,
behinderten Lebenswirklichkeiten, Neurodivergenz, Mobbing, Rassismus,
Queerfeindlichkeit etc. Gerade, weil die Schule ein Auffangbecken für Kinder und
Jugendliche mit unter anderem einem schwierigen Elternhaus ist, muss die Schule
zunächst ein Hilfsangebot bereitstellen. Lehrkräfte müssen über diverse
psychische Erkrankungen informiert und über den Umgang geschult sein. Nein,
Lehrkräfte müssen keine Psycholog*innen sein, jedoch als Vertrauenspersonen
fungieren und im ersten Schritt für Betroffene Sicherheit geben und Verständnis
schaffen. Aufgrund des Lehrermangels findet man in den Schulen häufig auch
Quereinsteiger, denen diese pädagogische Ausbildung grundlegend fehlt. Für diese
müssen pädagogische Weiterbildungen verpflichtend sein. Auch über den richtigen
Umgang mit Mobbing und verschiedenen Arten von Diskriminierung müssen Lehrkräfte
geschult und informiert werden. Die vier- bis sechsfach erhöhte Suizidrate bei
queeren Jugendlichen zeigt, dass Betroffene und Opfer konsequenter in Schutz
genommen werden müssen. Doch auch Lehrkräfte selbst können Grund für
Diskriminierung sein. In solchen Fällen muss trotz Lehrermangels konsequenter
gehandelt werden. Denn neben Lehrkräften muss auch die Schulleitung geschult und
sensibilisiert werden, um Fehlverhalten von Lehrkräften nicht als schlechte
Laune abzutun, sondern konsequent zu sanktionieren.

Lehrkräften kommt bei der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen eine immense
Verantwortung zu. Gerade deshalb ist ein sensibler und professioneller Umgang
mit der Psyche von großer Bedeutung. Dabei können Sozialarbeiter*innen
unterstützen. Sie bilden eine alternative, möglichst neutrale Anlaufstelle zu
Lehrkräften. Sozialarbeiter*innen sind, anders als Lehrkräfte, aufgrund ihrer
sozialpädagogischen Spezialisierung mit Methodenkenntnissen und
Herangehensweisen ausgestattet. Bei sozialen und individuellen Problemen haben
sie die Zeit und das Wissen, damit adäquat umzugehen und zu helfen. Zudem können
sie präventiv mit der Schüler*innenschaft arbeiten, zu mehr Chancengleichheit
und Bildungsgerechtigkeit beitragen, sowie Lehrkräfte und Familien beraten.

Schulessen

Viele Schüler*innen kommen ohne Essen zur Schule, manche auch ohne Geld, Essen
zu kaufen, andere nutzen das Angebot der Schulmensen, Fastfood artiges
ungesundes Essen zu kaufen und zu konsumieren. Es kann nicht sein, dass
Schüler*innen einen langen Schultag ohne gesundes, nährstoffreiches Essen
verbringen müssen.

Wir fordern daher ein kostenloses Mittagessen für alle. Außerdem fordern wir
eine Aufwertung der Mensen durch eine gute vegane Essensalternative, mit einem
Fokus auf regionalen, saisonalen und Bio Lebensmitteln. Individuell angepasste
Lösungen für einzelne Schüler*innen sind begrüßenswert und wichtig.

Als GRÜNE JUGEND Nordrhein-Westfalen fordern wir konkret:

  • die Ausdünnung des Lehrplans, um den Leistungsdruck zu minimieren.
  • die Ergänzung des Lehrplans um lebensrelevante Themen.
  • eine Alternative zu Noten, die Lernerfolge widerspiegelt, um den
    Leistungsdruck zu minimieren.
  • einen späteren Schulbeginn um 9 Uhr, um die Gesundheit der Schüler*innen
    zu stärken!
  • ein Sonderpaket vom Staat Nordrhein-Westfalen, welches zur großräumigen
    Digitalisierung und nachhaltigen Renovierung eingesetzt werden kann.
  • eine anteilige Kostenträgerschaft des Landes, welche den Schulbau mit
    einem bestimmten Prozentsatz dauerhaft unterstützt.
  • eine starke Veränderung des Sport und kreativen Unterrichts, die eine
    Alternative zur klassischen Notenvergabe nach Leistung vorsieht und
    Machtgefällen zwischen Schüler*innen entgegen wirkt.
  • die Sensibilisierung des Schulpersonals im Umgang mit Themen wie
    psychischen Erkrankungen, Mobbing und Diskriminierung im Schulalltag.
    Dafür bedarf es einer Veränderung des Studiums sowie die Verpflichtung,
    Weiterbildungen zu besuchen.
  • Schulsozialarbeiter*innen an allen Schulen, unabhängig der Schulform.
  • ein kostenloses Mittagessen in Schulen und eine vegane Essensalternative,
    die eine Ausweichmöglichkeit zu Fleisch lastigem Essen bietet.