Anti-Diskriminierung und Arbeitsbedingungen in der Awareness-Arbeit

Awarenessarbeit in der GRÜNEN JUGEND NRW Mit dem auf der letzten
Landesmitgliederversammlung beschlossenen Antrag zur Einführung eines
Awarenesspools haben wir als GRÜNE JUGEND NRW endlich eine feste Struktur für
die Awaresnessarbeit beschlossen!Seitdem ist viel passiert: Nach einer breit
gestreuten, transparenten Ausschreibung hat sich ein großer, vielfältiger
Awareness-Pool bereits zusammengefunden und ist das erste Mal auf dieser
Landesmitgliederversammlung im Einsatz.Als immer weiter wachsender Verband, mit
immer mehr jungen aktiven Mitgliedern stehen wir vor großen Herausforderungen.
Denn in einem Jugendverband, wo wir gemeinsam für ein besseres Morgen kämpfen,
kommt es zu Streit, es gibt Probleme und es erleben Menschen Diskriminierung.
Das liegt schlichtweg daran, dass wir in keiner perfekten Utopie leben. Und
genau hier wollen wir ansetzen, denn wir sind dafür verantwortlich, dass alle
eine gute Zeit haben und sich wohlfühlen.Menschen, die Awarenessarbeit leisten,
können mit einem Rückzugsraum, einem Tee und einem Gespräch eine gute erste
Anlaufstelle bei akuten Problemen sein.Damit Awareness-Personen sich befähigt
fühlen, sinnvolle Awarenessarbeit zu leisten und dabei ihre eigenen Grenzen
nicht überschreiten, ist für dieses Verbandsjahr ein Workshop geplant.Denn als
Verband sind wir in der Pflicht, auf der einen Seite eine gute Anlaufstelle für
akute Probleme bereitzustellen, aber eben genauso die jeweiligen Grenzen der
Menschen zu achten, die diese Anlaufstelle sind.Dafür sind die folgenden Punkte
in der Schulung zentral:

  • Awareness-Personen sind keine ausgebildeten Seelsorger*innen oder

Psycholog*innen und sind deshalb vor triggernden und überfordernden Erfahrungen
soweit es möglich ist zu schützen

  • Für psychologische Probleme und Probleme, die über die Veranstaltung
    hinausgehen, sind Awareness-Personen nicht zuständig. Dafür gibt es
    professionelle Anlaufstellen, wie Notdienste, Psycholog*innen oder die
    Ombudspersonen der GRÜNEN NRW
  • Awareness-Personen werden die Themenbereiche der Awarenessarbeit
    vermittelt, dazu gehören zum Beispiel Jugendschutz und verschiedene Formen
    der Diskriminierung
  • Awareness-Personen werden darin ausgebildet, Grenzen zu ziehen und
    lernen, diese aktiv zu kommunizieren. Desweiteren lernen sie Privilegien
    zu erkennen und zu hinterfragen
  • Für jede Person im Awareness-Pool sehen Grenzen anders aus und werden
    individuell ausgelotet. Das kann auch bedeuten, Themen auszuschließen.
  • Die Menschen, die auf die Awareness-Personen zugehen, werden
    bestmöglich in ihrem Interesse unterstützt. Die jeweiligen,
    verschiedenen Betroffenheiten sowie die erlebte Grenzüberschreitung oder
    Diskriminierung werden von den Awareness-Personen anerkannt.
  • Die Einsatzzeiten werden vorher gemeinsam festgelegt. Dafür wird mit einem
    Schichtsystem gearbeitet, welches auf die individuellen Wünsche der
    Menschen eingeht und ihre zeitlichen Grenzen berücksichtigt. Denn
    Awareness-Personen sind ehrenamtlich für den Verband im Einsatz und sollen
    genau wie alle anderen auch an der Versammlung und am Rahmenprogramm
    teilnehmen können.
  • Es ist völlig normal, dass Awareness-Personen nicht bei jeder
    Veranstaltung im Einsatz sind, wie oft jede*r als Awareness-Person
    eingesetzt werden möchte, wird individuell abgemacht. Denn auch an einer
    gesamten Versammlung ohne Awareness-Verantwortung teilnehmen zu können,
    ist wichtig.
  • Die GRÜNE JUGEND NRW ist ein Ort, an dem wir gemeinsam Politik machen,
    linke Visionen Wirklichkeit werden und wir als junge Menschen eine gute
    Zeit miteinander haben. Dafür ist Awareness-Arbeit ein zentraler Baustein.
    Deswegen ist eine umfassende Schulung für alle Menschen im Awareness-Pool
    unerlässlich und bringt uns als gesamten Verband einen großen Mehrwert.
    Denn es liegt an uns, dass alle Menschen sich in der GRÜNEN JUGEND NRW
    wohlfühlen.

Kitas in der Krise

In Kindertagesstätten wird der Grundstein für Bildung gelegt. Mehrbelastung in
den Arbeitsabläufen durch die Corona-Pandemie, ständige Unterfinanzierung, zu
wenig Engagement für nachhaltige Entwicklung und Sicherung stellen die
Herausforderungen dar, mit denen sich Erziehende tagtäglich abfinden müssen. Wir
haben eine ganzheitliche Bildungskrise, die sich von Anfang an bemerkbar macht.
Beginnend beim Personalnotstand in Kindertagesstätten, weiter zu veralteten
Gebäuden bis hin zum Essen in der Kita – es braucht eine moderne,
queerfeministische und vielfältig repräsentative Sicht auf das Thema
„frühkindliche Bildung“. Es zahlt sich nachhaltig aus, mehr in die Jüngsten
unserer Gesellschaft zu investieren.

Aktuell sieht das leider anders aus. Es herrscht extremer Personalmangel, egal
wohin man schaut. Bestehende Personalien sind überlastet und können ihren
eigentlichen Aufgaben kaum mehr gerecht werden. Damit reihen sich Berufe in der
Kindertagesstätte in die Reihe der Care-Berufe ein, die zu wenig Geld und
Personal haben. Der Fehler liegt hier ganz klar im System. Unsere
Kindertagesstätten sind selten modern ausgestattet. Der Abbau von Barrieren ist
für viele Kitas ein nicht zu erreichendes Ziel, da es an staatlicher
Unterstützung fehlt. Statt allen Erziehungsberufen endlich den Stellenwert in
unserer Gesellschaft zu geben, den sie verdienen, wird weiterhin einfach nur
zugesehen und möglichst wenig für eine grundlegende Verbesserung getan. Das
Personal in diesen Bildungseinrichtungen ist unterbezahlt, was durch die
aktuelle Inflation und Energiekrise noch deutlicher zu Tage tritt. Der Fokus von
Kitas soll auf der Bildung und Erziehung liegen, genauso aber darauf, die
Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund zu stellen und einen Beitrag zu einer
erfüllten Kindheit zu leisten!

Kitas unterstützen & Kindertagespflege stärken!

Erzieher*innen & Tagespflegepersonen leisten einen der wichtigsten Beiträge für
unsere Gesellschaft. Deshalb verdienen sie unserer Meinung nach mehr
Anerkennung. Dies spiegelt sich nicht nur in der sozialen Stellung des
Berufsstandes wider, sondern auch im Gehalt. Ebenso braucht es mehr
qualifiziertes Personal. Damit jedes Kind einen Kitaplatz in der Nähe bekommt,
fordern wir als Grüne Jugend NRW einen massiven Ausbau von Kitas. Das Ziel soll
sein, dass mindestens eine Kita im Umkreis von 30 Minuten vom Wohnort auch mit
öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann. Des Weiteren müssen wir die
Art und Weise der Ausbildung von Erzieher*innen überdenken. Um das Versprechen
einer Bildung und Teilhabe für alle, dürfen wir die Barrierearmut von Kitas
nicht aus dem Blick verlieren und zu den baulichen Maßnahmen auch speziell
geschultes Personal zur Grundausstattung jeder Kita machen. Während die Arbeit
von Tagespflegepersonen schon heute oft fehlende Kita-Plätze kompensiert und die
Einrichtung von Großpflegestellen in den Kommunen bereits zur gelebten Praxis
wird, hinkt das Land bei der Finanzierung hinterher. Die Landeszuschüsse müssen
in einem Maße steigen, in dem die Kosten eines Platzes in der Kindertagespflege
sich für die Kommunen nicht weiter signifikant von denen für einen Kita-Platz
unterscheidet. Daher fordern wir:

  • Anpassung der (Einstiegs-)Gehälter nach den Forderungen von Ver.di
    (Tarifrunde 2022).
  • Eine bessere Bezahlung und Entlastung von Auszubildenden.
  • Eine Fachkräfteoffensive, die ihren Namen verdient hat. Damit einhergehen
    soll eine deutliche Steigerung der Ausbildungsplätze.
  • Mehr männlich gelesenes und INTA* Personal – Erziehung ist eine
    gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
  • Ein Recht auf Weiterbildung, damit moderne und qualitativ hochwertige
    Bildung dauerhaft gewährleistet ist.
  • Einfachere Anerkennung von Qualifikationen und Berufserfahrung.
  • Eine Ausbauoffensive und zusätzlich geschultes Personal, welches auch die
    Barrierefreiheit von Kitas mit einbezieht.

Kitas zu besseren Orten für alle machen!

Neben den Personalfragen und baulichen Maßnahmen wollen wir das Leben und Lernen
in unseren Kitas verbessern. In Zeiten, in denen jede erziehende Person arbeiten
muss, um ein ausreichendes Auskommen zu haben, führt dies zu Schwierigkeiten,
die Arbeitszeiten mit den Betreuungszeiten von Kitas in Einklang zu bringen.
Diese sind häufig sehr starr an das klassische Familienbild angepasst und nicht
mehr zeitgemäß. Kitagebühren und Essensgelder lassen die Kita und damit
frühkindliche Bildung zu einer zusätzlichen Mehrbelastung werden. Dies hat
nichts mit echter sozialer Gerechtigkeit zu tun! Bewegungsangebote, wie
Wassergewöhnung und Schwimmtraining, sowie Sprachförderungen sollten für die
Kinder ausgeweitet werden, um gerade nach der Corona-Pandemie Räume für die
grundmotorische und sprachliche Entwicklung zu schaffen. Kooperationen mit
umliegenden Sportvereinen sind hier eine Möglichkeit, dies umzusetzen. Die
strikte Kopplung von Alter und Einschulung ist zur Zeit gängige Praxis, jedoch
ist die Entwicklung von Kindern höchst individuell. So kann es vorkommen, dass
Kinder zu früh oder zu spät in die Schule kommen und sich somit nicht ihren
Möglichkeiten nach entwickeln können. Außerdem müssen bereits in der
frühkindlichen Arbeit die Grundlagen demokratischer Bildung vermittelt und
altersgerechte eingeübt werden. Sowohl in den Kitas als auch über Jugendämter
auf kommunaler Ebene gilt es Kinder stärker an Entscheidungen zu beteiligen und
ihnen demokratische Prozesse kunstgerecht nahezubringen.

Daher fordern wir:

  • Kostenfreie Kindertagesstätte für alle – Kinderbetreuung ist
    Grundversorgung!
  • Konsequenter Ausbau der Ganztagsbetreuung
  • Regionales, kostenloses Essen in allen Kitas.
  • Mehr Entscheidungsfreiheit über den Zeitpunkt der Einschulung.
  • Kostenlose Bewegungsangebote, wie zum Beispiel Wassergewöhnung und
    Schwimmtraining.
  • Sprachförderung für nicht deutschsprachige Muttersprachler*innen, sowie
    Förderung der Muttersprache.

Lützerath bleibt – wir kämpfen für 1,5 Grad!

In einer gemeinsamen Pressekonferenz am 04.10.22 haben Bundeswirtschaftsminister
Robert Habeck, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und der
Vorstandsvorsitzende von RWE, Markus Krebber angekündigt, den Kohleausstieg für
die Braunkohle im Westen auf 2030 vorzuziehen. Daneben sah die Vereinbarung aber
unter anderem auch vor, das Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler II räumen zu
lassen und die Kohle unter dem Dorf zu verfeuern.

Letzteres ist insbesondere notwendig aufgrund einer ebenfalls vereinbarten
Verlängerung des Betriebs mehrerer Kraftwerksblöcke, welche schon abgeschaltet
waren oder Ende des Jahres abgeschaltet werden sollten.

Es ist gut, dass wir dem Kohleausstieg 2030 einen Schritt näher gekommen sind.
Dabei gilt die Vereinbarung, die jetzt getroffen wurde, nur für Westdeutschland.
Dieser wurde lange von der Klimabewegung erkämpft und ist eine wichtige
Voraussetzung, um unsere Klimaziele einhalten zu können. Wir kämpfen weiter
dafür, dass ein frühest möglicher, rechtsverbindlicher Kohleausstieg bis
spätestens 2030 in ganz Deutschland gilt.

Trotzdem ist die Vereinbarung klimapolitisch fatal, energiewirtschaftlich
fragwürdig und zerstört den sozialen Frieden in der Region. Dies wird besonders
deutlich darin, dass Lützerath abgebaggert werden soll. Das Dorf ist in den
letzten Jahren zu einem Begegnungsort für viele geworden, an dem mittlerweile
auch wieder Menschen leben.

Aufgrund der Verlängerung der Neurather Kraftwerksblöcke werden kurzfristig
größere Kohlemengen als bisher geplant verbrannt. Bis 2030 sollen so insgesamt
noch 290 Millionen Tonnen Kohle in NRW abgebaggert werden, was umgerechnet rund
290 Millionen Tonnen CO2 entspricht. Dadurch würden wir das für den Kohlesektor
errechnete CO2-Budget zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze um ein Vielfaches
übersteigen und über die hohe Gesamtfördermenge unsere Klimaziele gemäß des
Pariser Abkommens verfehlen. Inmitten der weltweit wütenden Klimakrise weiterhin
auf Stromerzeugung durch Braunkohle zu setzen ist klima- und energiepolitisch
falsch.

Warum die Gutachten die klimapolitischen Folgen der Vereinbarung nicht
berücksichtigen, ausschließlich ein von RWE entwickeltes Szenario der
Halbinsellage von Lützerath betrachtet und maßgeblich Zahlen von RWE verwendet
haben, erschließt sich uns nicht.

Zur Entschärfung der Energiekrise braucht es statt einer mittelfristigen
Verlängerung der Kohlekraft einen ambitionierten, kurzfristigen Ausbau der
Erneuerbaren. Außerdem braucht es die Hebung weiterer Einsparpotentiale bei den
Reichsten und in der Industrie, das darf nicht auf Kosten der Arbeiter*innen
geschehen. Jede Tonne CO2, welche in der Energiekrise zusätzlich ausgestoßen
wird, muss durch noch ambitionierteren Klimaschutz in den nächsten Jahren wieder
eingespart werden. Damit ist für uns klar: Wenn wir die 1,5 Grad Grenze
einhalten wollen, muss die Kohle unter der Erde und Lützerath erhalten bleiben.

Als GRÜNE JUGEND NRW stehen wir an der Seite der vielfältigen Bewegung für den
Erhalt von Lützerath. Wie bereits in der Vergangenheit, werden wir uns auch
diesen Herbst und Winter den Protesten der Klimabewegung anschließen und für das
Klima und die Menschen vor Ort streiten.

Sicherheit für alle

Es ist Montagnachmittag am 8. August 2022. Ein minderjähriger Jugendlicher sitzt
mit Suizidabsichten im Innenhof seiner Wohngruppe. Nachdem Betreuer*innen ihn
nicht beruhigen konnten, handelten sie nach ihren Anweisungen: Sie rufen die
Polizei. Die Dortmunder Beamt*innen kommen zu zwölft, ihre primären Werkzeuge
sind Pfefferspray und Taser, auch die Schusswaffe kommt zum Einsatz, obwohl der
Jugendliche in erster Linie nur sich selbst gefährdet hat. Nach drei Minuten ist
alles vorbei, und ein Jugendlicher wurde von der Polizei erschossen. Die
Ermittlungsarbeiten ergeben, dass wahrscheinlich absolut unverhältnismäßig
gehandelt wurde.

Klar ist, dass das kein Einzelfall war. Immer wieder sehen wir, dass gerade
migrantisierte Menschen und Personen in psychischen Ausnahmesituationen von der
Polizei oft keine Hilfe erwarten können. Die Frage nach dem “Warum?” solcher
Taten lässt sich zurückführen auf zwei wesentliche Erkenntnisse, denen dringend
politisch organisatorische Maßnahmen folgen müssen:

Wir müssen zum einen erkennen, dass Polizeibeamt*innen bei psychischen
Ausnahmesituationen und Notlagen nicht die richtigen Ansprechpartner*innen sein
können. Außerdem müssen wir feststellen, dass die Polizei in NRW ein Problem mit
Rassismus und extrem rechten Tendenzen in den eigenen Reihen hat.

Die Landesregierung und das CDU-Innenministerium sind gefordert, die notwendigen
Schritte zur Bekämpfung längst bekannter und bedrohlicher Fehlentwicklungen in
ihrer Behörde jetzt zu gehen, damit sich der Fall Dortmund, genauso wie die
Fälle Recklinghausen, Frankfurt, Köln und viele mehr, nicht wiederholen!

Aufklärung statt Aufrüstung

Über Jahre hinweg wurde die Polizei aufgerüstet. Seit Mitte 2018 gehören zwei
Maschinenpistolen mit zur Grundausrüstung eines Funkstreifenwagens. Der Gebrauch
von Tasern wurde sukzessive erweitert, die Auswertung der Testphase findet erst
2024 statt. Befürworter argumentieren, es reiche die Drohung, jene Waffen
einzusetzen, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. Das Gegenteil beweist sich
allzu häufig, wodurch das “mildere Mittel“ nur zu einer weiteren Eskalation
führt.

Außerdem ist die Gefahr der Todesfolge bei einer Taser-Nutzung hoch, z.B. bei
Menschen mit Herzerkrankungen, anderen Vorerkrankungen oder in psychischen
Ausnahmesituationen. Daher fordern wir:

· Gezielte Abrüstungspolitik: Pfefferspray, Taser, Maschinenpistolen u.a. lösen
keine Probleme, sie schaffen welche!

· Sofortiges Ende des Pilotprojekts zum Tasereinsatz,

• Die Arbeit in multiprofessionellen Teams: Sozialarbeiter*innen,
Psycholog*innen u.a. können in vielen Situationen weitaus besser interagieren
und zur Deeskalation beitragen!

• Eine regelmäßige Evaluation der Einsatzmittel: Ohne Datengrundlage keine
Aussage über die Wirksamkeit eingesetzter Mittel. Klar ist auch, dass diese
Evaluationen in der Folge auch Konsequenzen haben müssen.

Wer kontrolliert hier wen? Unabhängige Kontrolle ausbauen!

Polizeigewalt kennt viele Facetten und wird ganz wesentlich durch fehlende
unabhängige Kontrollmechanismen begünstigt. Aufgrund nicht bzw. kaum existenter
Beschwerdestellen müssen Opfer häufig mit den entstandenen Schmerzen und
Traumata weiterleben, ohne dass die erlebten Handlungen folgen haben.
Polizeigewalt, die insbesondere migrantisierte Menschen trifft, darf nicht
weiter folgenlos bleiben. Zur wirksamen Bekämpfung fordern wir daher:

• Die konsequente Verfolgung von Polizeigewalt und rechten Netzwerken: Die
Entstehung und Verbreitung menschenverachtenden Gedankenguts darf nicht länger
mit der Einzelfall-Ausrede hingenommen werden.

• Eine unabhängige Ermittlungsstelle zur Verfolgung jedweden Fehlverhaltens: Nur
mit umfassenden Ermittlungsbefugnissen einer unabhängigen Stelle kann Hinweisen
unbefangen nachgegangen werden. Hier muss sich auch der Bund bewegen und die
Strafprozessordnung entsprechend anpassen. Der Druck dazu muss auch von der
Landesregierung in NRW kommen!

• Bis zur Anpassung der Bundesgesetzgebung müssen Staatsanwaltschaft und
Polizeipräsidium mit größtmöglicher räumlicher und personeller Distanz zur
betreffenden Polizeidienststelle Ermittlungen führen. Dabei muss der Grundsatz
der zufallsbedingten Verteilung ohne Ausnahme gelten!

• Gleichzeitige Stärkung der parlamentarischen Kontrollen und Unterstützung bei
der Schaffung kommunaler Antidiskriminierungsstellen

• Kritische Polizeiforschung und Datenanalyse: Nur mit systematischer
wissenschaftlicher Grundlage können Instrumente gegen Rassismus und rechte
Netzwerke innerhalb der Polizei sinnvoll eingesetzt werden. Dazu gehören vor
allem Studien zu Rassismus und anderen Diskriminierungsformen mit
intersektionalen Ansatz.

Wenn die Polizei kommt, ist es schon zu spät

Je mehr sich der politische Fokus dahingehend verschiebt, die Polizei als
alleinige Problemlöserin zu sehen, desto weniger werden etwaige Gründe für
vermeintliches Fehlverhalten in den Blick genommen. Zu häufig werden Menschen
kriminalisiert, die unter gegenwärtigen gesellschaftlichen Realitäten leiden und
denen gezielte sozialpolitische Maßnahmen weitaus besser helfen würden, als eine
entgegengestreckte Waffe. Eine wirksame Bekämpfung von Armut muss daher für uns
immer oberste Priorität haben. Denn viele Straftaten werden nur begangen, weil
sich Menschen den Lebensunterhalt anders nicht leisten können. Dieses Problem
müssen wir systemisch angehen. Wir fordern:

• Armut darf nicht länger kriminalisiert werden: Straffreiheit für Fahren ohne
Ticket und vergleichbare Bagatelldelikte

• Mehr Geld für Stadtteilarbeit: Streetworker*innen können mit ihrer Arbeit vor
Ort weitaus mehr erreichen als ein Streifenwagen, der durch die Straße fährt.

• Umwidmung von Polizeigeldern für die gezielte Anstellung von
Sozialarbeiter*innen und Förderung kommunaler Antidiskriminierungsprojekte

Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der sich niemand aufgrund des eigenen
Namens oder des Aussehens fürchten muss. Außerdem haben alle Menschen die Hilfe
verdient, die sie benötigen. Die Polizei zeigt zu häufig, dass sie nicht „Freund
und Helfer“ ist, sondern mit der Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Ordnung und
Machtverhältnisse betraut ist.

Als GRÜNE JUGEND NRW benennen wir den dringenden Handlungsbedarf klar. Wir
kämpfen gegen rassistische Strukturen und für bessere Lebensverhältnisse, die
alle Menschen mitdenken. Mit nichts weniger werden wir uns zufriedengeben!

Pressemitteilung zur Landesmitgliederversammlung GRÜNE JUGEND NRW vom 29.-31.10.2022 in Düsseldorf

Vom 29.10. bis 31.10. fand die Landesmitgliederversammlung der GRÜNEN JUGEND NRW
in Düsseldorf statt. Mit über 200 Mitgliedern fasste der Jugendverband inhaltliche
Beschlüsse und wählte einen neuen Landesvorstand. Der Verband sprach sich einstimmig
für solidarische Lösungen gegen die aktuellen Krisen aus und bekräftigte die Forderung
nach weiteren, wirksamen Entlastungen durch die Bundes- und Landesregierung als
Antwort auf die steigenden Preise.

Dazu Landessprecherin Nicola Dichant: „Die soziale Krise ist längst Realität. Die Preise
explodieren, immer mehr Menschen können sich Einkäufe oder ihre Mieten nicht leisten.
Die Entlastungspakete der Bundesregierung sind maximal unzureichend. Auch die
Landesregierung muss endlich eigene Pakete vorlegen, um die Menschen in Nordrhein-
Westfalen wirksam zu entlasten.“

Desweiteren fordert der Landesverband in einem einstimmig gefassten Beschluss den
Erhalt des Dorfes Lützerath und weiterer Anstrengungen im Klimaschutz, um die 1,5 Grad
Grenze noch einhalten zu können.

Dazu Landessprecher Rênas Sahin: „Die Entscheidung Lützerath abzubaggern, ist eine
Entscheidung gegen das Klima. Mitten in der Klimakrise ein weiteres Dorf der Kohle zu opfern,
ist falsch und klimapolitisch fatal. Die Verfeuerung der Kohle unter Lützerath bedroht unsere
Klimaziele ganz massiv. Zudem gefährdet die drohende Räumung den sozialen Frieden in der
Region. Lützerath ist mehr als ein bloßes Symbol und muss bleiben!“

Zudem wurde ein neuer Landesvorstand gewählt. Mit breiter Mehrheit wiedergewählt als
Landessprecher*innen sind Nicola Dichant und Rênas Sahin.

Außerdem wiedergewählt wurden Magdalena Schulz als Politische Geschäftsführerin, Jan
Tecklenburg als Schatzmeister sowie Mali Conrad Stötzel und Björn Maue als Beisitzer. Neu
gewählt wurden Sami Chakkour und Vivianne Schwedersky als Beisitzer*innen.

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