Lehramtsanwärter*innen nicht hängen lassen – Chance auf Studienabschluss für jede*n!

Lehramtsanwärter*innen nicht hängen lassen – Chance auf Studienabschluss für jede*n!

Im Jahr 2009 wurde in Nordrhein-Westfalen beschlossen, das Lehramt im Staatsexamen zu einem Bachelor/Master-Studiengang umzustellen. Bis zum Jahre 2012 erfolgte dann die endgültige Umwandlung der Studiengänge. Den letzten Lehramststudierenden, die noch ein Staatsexamen erwerben wollen, wird seitdem lediglich eine Überziehungsfrist von vier Semestern zugestanden, denn in den Jahren 2016/17 werden alle Lehramststudiengänge im Staatsexamen in NRW endgültig abgeschafft. Dieser Beschluss, der noch von der schwarz-gelben Landesregierung gefällt wurde, gehört zu einer der restriktivsten Auslaufregelungen für Studiengänge überhaupt. Als beispielweise 1994 die Lehramtsstudiengänge reformiert wurden, wurde den Studierenden noch eine Gesamtstudienzeit von 21 Semestern bis zur Zwangsexmatrikulation zugestanden, außerdem war es für sie noch wesentlich einfacher, eine Studienzeitverlängerung im Härtefall zu beantragen.

Heute bleibt den Studierenden nach 11-13 Semestern Gesamtstudienzeit nichts anderes übrig, als ihr Studium ohne Abschluss abzubrechen, oder in den Bachelor zurück gestuft zu werden. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine verbindlichen Anerkennungsregelung der zuvor erworbenen Studienleistungen bei der Zurückstufung in den Bachelor-Studiengang gibt. Dies kann dazu führen, dass Studierenden mehrere Jahre an Studienleistungen umsonst erbracht haben! Hinzu kommt, dass durch die Umstellung auf das Bachelor/Master System einige Fächerkombinationen unmöglich gemacht wurden. Neben dieser unsinnigen Abwertung der bisher erbrachten Studienleistungen, würde eine Abstufung der Lehramtsstudierenden in den Bachelor auch eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung, vor allem jedoch eine Demotivierung und Frustration mit sich bringen. Es darf nicht sein, dass Studierende das Gefühl bekommen, versagt zu haben, weil sie ein Rennen gegen die Zeit und die Mühlen des Hochschulsystems nicht gewinnen können.

Nun rücken diese Fristen für die mehreren tausend betroffenen Studierenden immer näher, gleichzeitig nehmen jedoch weder die Hochschulen noch die Politik Rücksicht auf die Lebens- und Studiumsrealitäten dieser Lehramtsanwärter*innen. Der Referent*innenentwurf zum Lehrerausbildungsgesetz (sic!) sieht eine weitere Verlängerungsfrist im Sinne einer Härtefallregelung nur in zwei Fällen vor: der Pflege von Angehörigen und der Erziehung minderjähriger Kinder. Diese Regelung gilt jedoch nur im Falle einer vorher erfolgten Beurlaubung. Härtefälle aufgrund von Auslandsemestern, hochschulpolitischem Engagement, Nebenjobs, Krankheit und Kinderbetreuung bzw. Pflegefälle in der Familie ohne Beurlaubung werden in der Regel missachtet, so dass die Angst vor der Zurückstufung oder Zwangsexmatrikulation für viele Studierende bald zur Realität werden wird. Diese Angst führt zu einem massiven Leistungsdruck. Niemand kann es sich mehr erlauben, Seminare nicht zugeteilt zubekommen, Prüfungen nicht zu bestehen oder eine Hausarbeit zu spät abzugeben. Schon jetzt werden an einigen Unis Kurse, die für die Lehramstanwärter*innen Pflicht sind, nicht mehr angeboten, obwohl noch nicht alle Staatsexamenskandidat*innen die Möglichkeit hatten, einen dieser Kurse zu belegen.

Dabei sind überfüllte Seminare und Vorlesungen, sowie nicht erfolgte Kurszuteilung im Losverfahren heute alltägliche Realität der Studierenden zu Semesterbeginn. Das Land, sowie die Hochschulen halten somit das Konzept der Einhaltung der Regelstudienzeit hoch, ohne gleichzeitig genug Ressourcen bereitzustellen bzw. zuzuteilen um den Studierenden selbiges zu ermöglichen. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Die schwarz-gelbe Landesregierung hat in ihren letzten Zügen ihr Credo von der abschlussfixierten und wirtschaftstauglichen Lehrer*innenausbildung durchgesetzt. Wir fordern hiermit die Landesregierung Nordrhein-Westfalen dazu auf, mit dieser Politik zu brechen! Wir fordern von Land und Hochschulen die Abschaffung der Zwangsexmatrikulation und eine Verlängerung der Abschlussfristen für Lehramststudierende im Staatsexamen. Außerdem fordern wir eine realistische Härtefallregelung abseits der Fokussierung auf Urlaubssemester, die die tatsächlichen Lebensrealitäten der Studierenden berücksichtigt und dass ausreichend Seminare, Kurse und Vorlesung für alle Studierenden zur Verfügung stehen! Wir fordern die grüne Landtagsfraktion auf, keinem Gesetzesentwurf zuzustimmen, in dem diese Punkte, insbesondere eine realistische Härtefallregelung, nicht verankert sind.

Beschlossen von der Landesmitgliederversammlung am 13./14. Juni 2015 in Hagen

Gegen eine Besteuerung von Mittagessen in Schulen

Inzwischen gibt es an fast jeder Schule in NRW an mindestens einem Wochentag Nachmittagsunterricht. In Kindergärten und Kitas ist gemeinsames Mittagessen selbstverständlich.

An das Mensaessen werden viele Anforderungen gestellt: So sollte es ausgewogen, gesund, nach Möglichkeit regional und saisonal und gleichzeitig nicht zu teuer sein.

Im bundesweiten Durchschnitt kostet eine Mahlzeit an weiterführenden Schulen 3,50€.

Doch das Essen wird besteuert: Bei den meisten Catering Unternehmen fallen 19% Umsatzsteuer an, bei Mensavereinen meist nur 7%.

Unterm Strich bleiben jedoch von den 3,50€ bei 19% Steuersatz nur 2,84€ pro Schüler*in übrig von denen Lebensmittel, Strom und die Gehälter der Angestellten bezahlt werden müssen. Würde man den Preis für das Essen so festlegen, dass für die Caterer unterm Strich 3,50€ bleiben wäre der Preis für die Schüler*innen, gerade aus einkommensschwachen Familien, zu hoch.

Die GRÜNE JUGEND NRW findet es unangebracht, dass der Staat das Essen der Kinder und Jugendlichen besteuert.

Wir wollen sicherstellen, dass jedes Kind eine qualitativ hochwertige Mahlzeit erhält. Wir sehen Bund und Land in der Pflicht dafür zu sorgen, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien unbürokratisch ein kostenloses Mittagessen erhalten. Des Weiteren fordern wir den Preis für ein Mittagessen auf 2,50€ (Vegan/Vegetarische Gerichte 2,00€) zu begrenzen. Außerdem sollte es anonymisierte Zahlverfahren (durch beispielsweise elektronische Zahlkarten) geben, um eine Stigmatisierung von finanziell benachteiligten Schüler*innen zu vermeiden.

Beschlossen von der Landesmitgliederversammlung am 13./14. Juni 2015 in Hagen

Teilen statt Wegwerfen

Deutschland: Eine Wegwerfgesellschaft

In Deutschland werden jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Lebensmittel, für deren Produktion Ressourcen und Energie verbraucht werden. Für uns als Grüne Jugend NRW ist klar: So kann es nicht weitergehen, auch im Hinblick auf eine Postwachstumsgesellschaft.

Foodsharing: Ein Schritt in die richtige Richtung

Vor wenigen Jahren hat sich die Initiative Foodsharing gegründet. Diese stellt ein Portal bereit, über das sich Menschen in vielen Städten organisieren. Sie sammeln Lebensmittel, die übrig geblieben, nicht einer optischen Norm entsprechend oder leicht beschädigt sind bei Märkten und Geschäften ein und verteilen diese an Menschen, die eine Verwendung für diese Lebensmittel haben. Lebensmittel, die im Anschluss noch übrig bleiben, werden zu einer Räumlichkeit, an der die Lebensmittel allen Menschen ohne Bedürftigkeitsprüfung zugänglich gemacht werden, gebracht. Im Rahmen von Schnippeldiskos oder ähnlichen Veranstaltungen wird teilweise auch aus diesen Lebensmitteln gemeinschaftlich etwas gekocht.

Seit 2014 haben wir einen Beschluss, in dem wir für alle Öffentlichen Einrichtungen Foodsharing fordern. Das ist ein erster Schritt.

Foodsharing überall möglich machen!

Doch ein Problem ist die daraus folgende zusätzliche Belastung der ehrenamtlichen Helfer*innen von Foodsharing. Daher fordern wir eine Aufwandsentschädigung für alle, die Foodsharing durch ihren Einsatz unterstützen. Kurzfristig müssen die Kommunen für Fairteiler Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, bzw. diese anmieten. Mittelfristig muss der Bund dafür sorgen, dass ausreichende finanzielle Mittel für Fairteiler zur Verfügung stehen.

Sinnloses Wegwerfen stoppen!

In Frankreich ist es Supermärkten seit ein paar Wochen gesetzlich verboten, Lebensmittel wegzuwerfen. Sie müssen gespendet, kompostiert oder weiterverarbeitet werden. Wir fordern das Land und den Bund auf, ein Gesetz zu erlassen, laut dem alle Einrichtungen, die Lebensmittel verkaufen oder verarbeiten, Übriggebliebene verpflichtend spenden müssen.

Beschlossen von der Landesmitgliederversammlung am 13./14. Juni 2015 in Hagen

Klimaschutz und Klimaanpassung im Verkehrssystem

 

Im Verkehrsbereich steigen die Emissionen in Europa Jahr für Jahr an. Auch in Deutschland gibt es bislang keine signifikante Reduzierung der Emissionen im Verkehrsbereich. Doch gerade bei den Wegen, und Verkehrsmitteln die Tag für Tag Pendler*innen und Reisende zurücklegen, können wir vieles besser machen.

Gleichzeitig sorgt der Klimawandel für häufigere und schwerere Unwetter. Auch dies beeinflusst viele Verkehrsmittel.

Wir brauchen also mehr Klimaschutz, durch Einsparung von Emissionen im Verkehrsbereich, genauso wie eine Anpassung der verschiedenen Verkehrssysteme an die häufigeren Unwetterkatastrophen.

Vielerorts werden selbst kurze Wege mit dem Auto zurückgelegt, obwohl es umweltfreundlichere oft ähnlich schnelle oder sogar schnellere Alternativen gibt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Verkehrsinfrastruktur fast überall für das Auto als wichtigstes Mittel des Individualverkehrs gebaut und geplant wird. Wir brauchen hier dringend einen Paradigmenwechsel.

Gerade in der Enge der Stadt ist es sinnvoll, wenn Menschen sich zu Fuß oder mit dem Rad fortbewegen. Sie brauchen weniger Platz im Verkehrsraum und noch weniger, oder gar keinen Platz zum Parken.

Wir fordern daher das Rad endlich in den Mittelpunkt der schnellen individuellen Verkehrsmittel zu stellen. Seit der rapiden Entwicklung von Pedelecs und E-Bikes ist es auch für körperlich nicht so leistungsfähige Menschen möglich Strecken zügig mit dem Rad zurückzulegen.

Statt Radfahrer*innen auf viel zu schmale Schutzstreifen, oder Radwegen auf den Bürger*innensteigen abzuschieben, wollen wir sie in den Mittelpunkt stellen. Gleichzeitig wollen wir damit den Weg zu Fuß attraktiver machen.

Das heißt konkret:

– Radfahrer*innen genug Platz im Sichtfeld der Autofahrer*innen einräumen

– Falschparken auf Radwegen konsequent verfolgen

– eine durchgängige Beschilderung der Wege für Radfahrer*innen

– konsequente Trennung von Fuß- und Radwegen

In einem ersten Schritt sollen daher keine neuen Parkplätze für Autos mehr geschaffen werden. Wenn sich das PKW-Aufkommen reduziert hat, sollen schrittweise Parkplätze zurückgebaut werden und diese entweder zum Abstellen von Fahrrädern oder als Grünfläche genutzt werden.

– Regelmäßige Hinweise für Autofahrer*innen zum Sicherheitsabstand beim Überholen von Radfahrer*innen

Durch diese Maßnahmen möchten wir den Autoverkehr reduzieren, Radfahren sicherer und attraktiver machen, die Luftqualität in den Städten verbessern und den CO2-Ausstoß senken.

Die nicht mehr benötigten Parkflächen können entsiegelt werden, um dazu beizutragen, das Überflutungsrisiko zu senken. Gleichzeitig erhöhen die so hinzu gewonnenen Grünflächen die Lebensqualität in der Stadt.

Nicht nur innerhalb der Städte, sondern auch zwischen Städten kann das Fahrrad ein attraktives Verkehrsmittel sein. Wir begrüßen daher die Pläne für die Radschnellwege in NRW.

Nicht nur der Individualverkehr, sondern auch Busse und Bahnen können einen Teil zum Klimaschutz beitragen.

Dafür muss der Öffentliche Personen NahVerkehr (ÖPNV) zum einen attraktiver werden, zum anderen aber auch selbst klimafreundlicher werden.

Um die Attraktivität zu erhöhen fordern wir freies WLAN in allen Bussen und Straßenbahnen, wie es in anderen Staaten schon üblich ist. Außerdem möchten wir, dass insbesondere Busse, die Städte mit dem Umland verbinden, auch in Randzeiten noch zuverlässig fahren. Zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV ist es auch unerlässlich, dass seine Nutzung erschwinglich ist. Dies bedeutet vor allem ein bezahlbares Sozialticket mit hohem Leistungsumfang, aber auch preiswerte Tarife für Auszubildende und Freiwilligendienstleistende. Dabei betrachten wir solidarische Modelle wie das Semesterticket als Vorbild für andere Ticketnutzer*innen.

Busse können klimafreundlicher werden, indem sie mit Strom aus regionalen erneuerbaren Energien angetrieben werden.

Im Zugverkehr fordern wir von Bund und Bahn eine Elektrifizierungsoffensive, um mehr Strecken mit leiseren, umweltfreundlicheren strombetriebenen Zügen befahren zu können.

Insbesondere im Bahnverkehr brauchen wir aber eine deutlich stärkere Klimaanpassungsstrategie als bisher. Wenn Menschen auf das eigene Auto verzichten und dauerhaft auf die Bahn umsteigen, muss die Bahn, auch kurz nach Unwettern verlässlich fahren.

Daher braucht es strenge Vorgaben zur maximalen Ausfallzeit wichtiger Bahnstrecken. Um die Ausfallzeiten zu verringern müssen natürlich mehr Menschen für Aufräumarbeiten und Streckenkontrollen zur Verfügung stehen.

Sollten die Ausfallzeiten nicht eingehalten werden können so muss die Betreiber*innengesellschaft des Schienennetzes für entstehende Schäden haften.

Außerdem bekräftigen wir unsere Forderung nach der Abschaffung der 1. Klasse in Nahverkehrszügen und begrüßen die Pilotprojekte zur Abschaffung der 1. Klasse in S-Bahn-Zügen.

Klimafreundlicher Verkehr ist für uns ein mehr an Lebensqualität, da er saubere Luft mit einem guten öffentlichen Personennahverkehr und einer Verkehrsplanung, die den Menschen – und nicht das Auto – in den Mittelpunkt der Planungen stellt, verbindet.

 

 

Beschlossen von der Landesmitgliederversammlung am 13./14. Juni 2015 in Hagen

System change not climate change

Der Klimawandel findet bereits statt. Die Häufung extremer Wetterereignisse in den letzten Jahren zeigt uns deutlich, dass wir dringend handeln müssen!

Unwetter in NRW, die den Schienenverkehr teilweise bis zu eine Woche lang lahm legen und Sachschäden in Millionenhöhe verursachen. Dürren in Kalifornien, massive Überschwemmungen in Osteuropa und Südostasien, Wassermangel in Nordspanien oder Hitzewellen in Mitteleuropa – all diese Phänomene haben wir in den letzten Jahren erlebt. Sie liefern einen Vorgeschmack auf die Veränderungen, die kommen werden, wenn wir nicht entschlossen gegen die Klimakatastrophe kämpfen!

Klimaschutz ist dabei auch eine Generationenfrage. Unsere Elterngeneration hat so viel Kohle, Öl und Gas verbrannt, wie keine Generation zuvor. Wir und unsere Nachkommen werden mit den Folgen davon leben müssen. Diese Folgen müssen wir so gering wie möglich halten. Daher ist die Begrenzung der Temperatursteigerung auf 2-Grad über das vorindustrielle Niveau, das sogenannte 2-Grad-Ziel, mehr als notwendig.

Klimaschutz kennt keine Grenzen!

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen endlich nationale Egoismen und der alleinige Blick aufs Wirtschaftswachstum überwunden werden. Wir haben nur diese eine Erde, auf der alle 7,5 Milliarden Menschen leben. Wir alle müssen die Klimakatastrophe gemeinsam stoppen! Bei den Klimaverhandlungen Ende des Jahres werden wieder Regierungsvertreter*innen aus aller Welt zusammen sitzen und über ein internationales Klimaschutzabkommen verhandeln. Wir fordern insbesondere von der deutschen Bundesregierung einen stärkeren Einsatz für eine Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Langjährige Industriegroßmächte, wie die meisten Mitgliedsstaaten der EU, die USA, und einige andere Staaten, die auf Kosten des Klimas jahrelang profitiert haben, haben eine besondere Verpflichtung, ihren Ausstoß an Treibhausgasen drastisch zu reduzieren.

Die Selbstverpflichtung der G7 den CO2-Ausstoß in den nächsten 35 Jahren um 40-70% zu senken ist ein schlechter Witz. Dass Sie sich gleichzeitig zur Einhaltung des 2-Grad-Ziels verpflichten, entlarvt ihre klimapolitischen Versprechen als reine Lippenbekenntnisse, die der Ernsthaftigkeit des Thema unangemessen sind!

Aber auch die sogenannten BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, müssen ihre Treibhausgasemissionen massiv reduzieren.

Ein Klimaschutzabkommen muss auch ein Ende der Suche nach weiteren fossilen Brennstoffen beinhalten. Schon die heute bekannten fossilen Ressourcen müssen zum größten Teil in der Erde bleiben, wenn wir das 2-Grad-Ziel erreichen wollen!

Klimaschutz hat Gegner*innen

Konsequenter Klimaschutz bedeutet das Ende des Geschäftsmodells von Öl- und Gaskonzernen sowie Kohleabbauunternehmen. Denn wenn Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben, kann damit kein Geld verdient werden. Unternehmen aus diesen Bereichen gehören aber zu den größten und einflussreichsten der Welt und werden sich vehement gegen konsequenten Klimaschutz wehren.

Mit diesen Klimakillern werden wir als Teil einer weltweiten Graswurzelbewegung für entschlossenen Klimaschutz viele Konflikte austragen müssen. Aber diese Konflikte können wir gewinnen.

Vor allem ein Argument spielt in der Debatte bei uns in NRW eine große Rolle: Das Arbeitsplatzargument. Diese Arbeitsmarktlogik, die Arbeitsplätze als Selbstzweck ansehen, anstatt eine Existenzsicherung aller zu fordern, lehnen wir ab. Doch unabhängig davon, dass Zahlen von bis zu 100 000 gefährdeten Arbeitsplätzen im Braunkohleabbau ohnehin unseriöse Panikmache sind, verkennt diese Argumentation, dass Fortschritt immer Arbeitsplätze gekostet, aber auch neue geschaffen hat. Auch der Umstieg auf eine klima- und ressourcenneutrale Wirtschaftsweise wird Menschen neue Chancen und Aufgaben bieten. Aber Arbeit muss, unabhängig von der Klimakatastrophe, gerechter verteilt werden. Der technische Fortschritt sorgt dafür, dass Menschen weniger arbeiten müssen. Diese Arbeitseinsparung muss endlich in eine geringere Arbeitszeit umgesetzt werden.

Wenn wir uns in diesen Konflikten durchsetzen können, tragen wir damit nicht nur zur Beschränkung des Klimawandels bei, sondern bekommen auch neue, vielfältigere Wirtschaftsstrukturen, die den Menschen stärker in den Mittelpunkt stellen, statt nur auf die Dividende und den Aktienkurs zu schielen. Energiegenossenschaften, bei denen Menschen selbst den Strom produzieren, den sie brauchen, sind für uns ein möglicher Weg einer neuen Wirtschaftsstruktur, die genossenschaftlich und demokratisch organisiert ist.

Nach einer erfolgreichen Energiewende hin zu 100% erneuerbaren Energien wird Strom deutlich preiswerter sein als heute. Der Umstieg aber kostet Geld. Wir wenden uns entschieden gegen die Verlagerung der Kosten der Energiewende auf künftige Generationen, die ohnehin die Folgen des Klimawandels zu tragen haben, ohne zu ihm beigetragen zu haben. Dennoch müssen die Kosten gerechter verteilt werden. Es kann nicht sein, dass die Börsenstrompreise Jahr für Jahr sinken und gleichzeitig die Kosten für Privathaushalte steigen.

Keine Klimakiller*innen auf der Klimakonferenz

Auf vergangenen Klimakonferenzen waren immer wieder auch die großen Klimakiller*innen vertreten. Wir fordern, dass die EU sich gemeinsam mit den französischen Gastgeber*innen der Klimakonferenz dafür einsetzen, dass die Lobby der Klimakiller*innen keinen Zugang zu den Verhandlungen bekommt. Sie sollten, wie alle anderen Bürger*innen auch, den Stand der Verhandlungen möglichst transparent aus den Medien oder über die online bereitgestellten Informationen erfahren. Die Klimakonferenz muss ein politischer Raum sein, kein wirtschaftlicher.

Klimaschutz braucht Energiewende

In NRW kommt die Hälfte der CO2-Emissionen aus der Energiewirtschaft. In Deutschland sind es rund ein Drittel. Um das Klima zu schützen, müssen wir also auch unsere Energieversorgung umbauen. Die Energiewende muss dabei entschlossen vorangetrieben werden. Je länger wir für den Umstieg auf 100% erneuerbaren Strom brauchen, desto höher werden die ökologischen, aber auch die ökonomischen Kosten. Wir fordern daher von allen Parteien ein Bekenntnis zu einer zügigen Energiewende, die auch den Ausstieg aus der Kohlekraft beinhaltet.

Aber nicht nur im Stromsektor, auch im Wohn- und Verkehrsbereich muss der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden. Aus diesem Grund fordern wir die Förderung von Sanierungen von Altbauten, sowie Plus-Energiebauweise als Mindeststandard für Neubauten.

Durch Stärkung und Ausbau des ÖPNV möchten wir auch unsere Städte zudem nicht nur klimafreundlicher, sondern auch lebenswerter gestalten. Statt Parkplätze möchten wir mehr Freiräume für Kinder, Jugendliche und alle anderen Einwohner*innen schaffen.

Klimaschutz in NRW

Auch das Land muss mehr für den Klimaschutz tun. Das Klimaschutzgesetz in Verbindung mit einem verbindlichen Klimaschutzplan ist dabei ein erster Schritt. Wir fordern im Rahmen des Klimaschutzplans verbindliche Zwischenziele im ein- oder zwei-Jahrestakt, um auch mittelfristig eine Planungssicherheit zu erreichen und sicherzustellen, dass die Ziele im Jahr 2020 bzw. 2050 auch eingehalten werden. Falls Ziele mit den geplanten Maßnahmen nicht erreicht werden, muss die Landesregierung durch zusätzliche Maßnahmen gegensteuern. Wir bekräftigen unsere Forderung nach einer stärkeren Belastung des Abbaus von fossilen Brennstoffen und der Freisetzung von Treibhausgasen. Dazu kann ein Klimafolgenfonds beitragen.

Wir erwarten von allen Parteien einen entschlossenen Einsatz für mehr Klimaschutz!

Vorreiter*innen stärken

Wir befürworten den Ansatz der sogenannten Klimapolitik der unterschiedlichen Geschwindigkeiten (KluG), bei dem Vorreiter*innen Netzwerke aufbauen und sich gegenseitig unterstützen. Diese Vorreiter*innen verpflichten sich zu ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen, die regelmäßig überprüft werden müssen. Dabei sind uns insbesondere folgende Indikatoren wichtig:

  • Pro-Kopf Emissionen
  • Emissions-Außenhandelsbilanz (also wie viele Emissionen wurden durch den Konsum von Waren in anderen Staaten verursacht)
  • Entwicklung der Pro-Kopf-Emissionen

Die Vorreiter*innen sollen auch die Möglichkeit bekommen, Einfuhrregularien einzuführen, um kurzfristige Nachteile, die Unternehmen in diesen Staaten durch Klimaschutzmaßnahmen entstehen, auszugleichen.

Achtung Carbon-Bubble!

Ein großer Teil der bekannten Ressourcen an fossilen Brennstoffen kann nicht genutzt werden, ohne massive Klimaschäden in Kauf zu nehmen. Da viele Unternehmen aber diese Ressourcen als ihren Besitz vorweisen, werden sie heute an den Börsen dieser Welt überbewertet. Diese „carbon-bubble“ wird früher oder später platzen. Daher ist es sowohl unter moralischen als auch finanziellen Gesichtspunkten gefährlich, heute noch in Unternehmen zu investieren, die viele fossile Ressourcen besitzen, oder sich auf die Entdeckung und Erschließung fossiler Brennstoffe spezialisiert haben. Gerade öffentliches Geld muss aber möglichst sicher angelegt werden. Daher fordern wir eine Überprüfung und ggf. Umstrukturierung der öffentlichen Geldanlagen. Das beinhaltet Pensionsfonds, ebenso wie kommunale Unternehmensbeteiligungen. Wir selbst werden dabei mit gutem Beispiel voran gehen und dafür sorge tragen, dass unsere Rücklagen auch weiterhin nicht in Klimakiller*innen investiert werden.

Wir fordern die Kommunen und das Land auf, diesem Beispiel zu folgen und den Klimawandel nicht indirekt durch Investitionen zu fördern. Das Land und der Bund müssen den Kommunen hierbei finanziell unterstützend zur Seite stehen, da durch einen Verkauf von Unternehmensbeteiligungen oft hohe Verluste entstehen, die viele NRW-Kommunen in die Haushaltssicherung führen können.

Klimaschutz von unten

Klimaschutz ist nicht nur Aufgabe für Unternehmen, Staaten und internationale Institutionen. Das Abkommen von Paris wird voraussichtlich nicht genug Impulse für den Klimaschutz setzen, um das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Daher ist es um so wichtiger, Klimaschutz vor Ort voranzutreiben. Wir stehen dabei an der Seite zahlreicher Energiegenossenschaften, Initiativen und anderer Gruppen, die an vielen Orten zum Klimaschutz beitragen. In Form der solidarischen Landwirtschaft können Menschen auch ihre Ernährung selbst in die Hand nehmen. Damit werden Transportwege verringert und somit auch das Klima geschützt. Wir wollen diese Entwicklung einer solidarischen Wirtschaft fördern und sie dem Kapitalismus entgegenstellen, der in seiner Suche nach Profit unser Klima aufheizt.

Wald statt Kohle

Weltweit gibt es Widerstand gegen die fossilen Energieträger – in Kolumbien, wo die Steinkohle für viele Kraftwerke in NRW her kommt, genauso wie in NRW. Wir sehen uns als Teil der weltweiten Klimabewegung und unterstützen Aktionen wie die Energiewendedemos, Anti-Kohle-Ketten und die im Sommer stattfindenden Aktionstage im Rahmen des Klimacamps und von Ende Gelände, sowie der Degrowth Summer School. Wir sind auch solidarisch mit den indigenen Menschen, die in Lateinamerika für ein gutes Leben ohne Zerstörung ihrer Heimat und gegen gewaltsame Vertreibungen für den Kohleabbau kämpfen.

Die Wald- und Wiesenbesetzung im Hambacher Forst ist zu einem Symbol des Widerstands gegen die Klimakiller*innen geworden. Wir unterstützen diese und solidarisieren uns mit den Aktivist*innen. Gerade angesichts der ungewissen Zukunft der Tagebaue fordern wir einen Stopp der Abholzung im Hambacher Forst. Wenn die Ankündigung von RWE, dass im Falle eines Klimaschutzbeitrags die Braunkohle ab 2020 nicht mehr gebraucht wird, richtig ist, dann ist eine weitere Rodung nichts als die unsinnige Zerstörung eines der ältesten und ehemals größten Wälder Europas.

Klimaanpassung und Klimafolgen

Auch eine durchschnittliche globale Erwärmung von 2-Grad führt zu einer Häufung von Extremwetterereignissen und Veränderungen im regionalen Klima. Auf diese Veränderungen müssen wir uns einstellen. Wir bekräftigen daher unsere Forderung nach einem Klimafolgenfonds auch für NRW. Aber auch darüber hinaus brauchen wir Anpassungsmaßnahmen. Insbesondere die Bahn muss Maßnahmen ergreifen, um die Strecken nach Unwettern schnell wieder in einen befahrbaren Zustand zu versetzen. Aber auch für Hitzewellen müssen wir uns rüsten. Vor allem Wohnungen für ältere Menschen und öffentliche Gebäude müssen so gestaltet werden, dass sie auch bei hohen Außentemperaturen nicht überhitzen. Um Dehydrierung bei Hitzewellen vorzubeugen, wollen wir Trinkwasserbrunnen an viel frequentierten Orten einführen, an denen alle kostenfrei Trinkwasser bekommen können, wie es bereits in Frankreich und anderen Staaten üblich ist. Diese Maßnahmen kosten natürlich Geld. Daher ist eine Besteuerung des CO2-Ausstoßes von Unternehmen nötig, um diese Folgekosten tragen zu können.

Auch auf internationaler Ebene müssen Staaten, die den heutigen Klimawandel maßgeblich verursacht haben, Verantwortung übernehmen. Wir fordern diese Staaten daher auf, Klimaanpassungsmaßnahmen in sogenannten Entwicklungsländern zu unterstützen. Diese Unterstützung muss zusätzlich zu den bestehenden Verpflichtungen zur Entwicklungszusammenarbeit der Staaten erfolgen.

Klimaflüchtlinge anerkennen!

Als Folge der Klimakatastrophe verlieren viele Menschen auch in anderen Staaten ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage oder sogar ihre Heimat. Wir müssen Verantwortung für die Folgen unseres Wirtschaftens übernehmen, diesen Menschen die Einreise ermöglichen und ihnen bessere Perspektiven bieten. Wir fordern daher neben der allgemeinen Forderung nach Öffnung aller Grenzen und guter Versorgung aller Geflüchteten die Anerkennung von Klimafolgen als Grund für Asyl.

Für (Insel-)Staaten, die durch den Anstieg des Meeresspiegels in ihrer Existenz bedroht sind, müssen auf internationaler Ebene Lösungen gefunden werden.

Klimaschutz ist Tierschutz

Die Rodungen von Urwäldern muss gestoppt werden. Nicht nur das Zerstören von Wäldern als Lunge der Welt, sondern auch die oft angewandte Brandrodung, durch die CO2 direkt freigesetzt wird, tragen massiv zum Klimawandel bei. Hinzu kommt, dass Wälder oft gerodet werden, um Zugang zu fossilen Brennstoffen zu erhalten. Diese heizen das Klima zusätzlich an. Die gerodeten Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden, sind oft nicht besonders fruchtbar und leiden unter starker Erosion. Wir fordern daher einen internationalen Einsatz für den Erhalt von Urwäldern. Staaten, die bisher auf die Rodungen angewiesen sind, müssen von der internationalen Gemeinschaft unterstützt werden, die Wälder nachhaltig zu nutzen. Dabei müssen Klimaverträglichkeit und Artenschutz gewährleistet sein.

Aber nicht nur durch die Rodung von Wäldern wird die Artenvielfalt auf unserem Planeten gefährdet. Auch die Versauerung der Ozeane durch den Anstieg der CO2-Konzentration gefährdet zahllose Meerestiere. Dazu kommen lokale Klimaveränderungen, wie in der Arktis, die den Lebensraum von Tieren gefährden.

Unsere Zukunft – unser Klima

Der Klimawandel wird unsere Zukunft maßgeblich bestimmen. Auch hier in NRW spüren wir schon heute die Folgen. Es liegt an uns, aber vor allem an denen, die heute politisch und wirtschaftlich Verantwortung tragen, die Klimakatastrophe abzuwenden und das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Dabei kann jede*r etwas zum Klimaschutz beitragen. Gemeinsam können wir nicht nur die Klimakatastrophe stoppen, sondern diese Welt auch ein bisschen besser machen. Wir wollen das Vertrauen in eine bessere Zukunft und das gute Leben für alle zurückgewinnen!

 

 

Beschlossen von der Landesmitgliederversammlung am 13./14. Juni 2015 in Hagen