Entgeltgleichheit jetzt!

Anlässlich des Equal Pay Day am 20. März erklärt Lisa-Marie Friede, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND NRW:

„Gleichwertige Arbeit muss gleich entlohnt werden. Wir können nicht akzeptieren, dass das Geschlecht eines Menschen Auswirkungen auf die Entlohnung der geleisteten Erwerbsarbeit hat. Es ist ein absolutes Unding, dass Frauen* immer noch im Schnitt schlechter bezahlt werden als ihre Kollegen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die überwiegend von Frauen* ausgeübten Berufe schlechter bezahlt werden als die männlich dominierten. Wir brauchen daher dringend eine wirkliche Entgeltgleichheit, die auch mittels Antidiskriminierungsstellen eingeklagt werden kann.“

Sebastian Klick, Sprecher der GRÜNEN JUGEND NRW, ergänzt:

„Frauen* dürfen nicht länger unfair bezahlt und als minderwertige Arbeitskräfte betrachtet werden. Aus Respekt und Akzeptanz muss sich die Arbeitsmarktpolitik den Bedürfnissen von Frauen* widmen. Auch Frauen* müssen ihre Erwerbsarbeit selbstbestimmt planen können. Dazu braucht es beispielsweise eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Heute müssen viele Frauen* zugunsten ihrer Kinder die Beschäftigung unterbrechen und dadurch Lebenslauflücken in Kauf nehmen oder geringfügiger Beschäftigung nachgehen.“

Sicherheit während des unwahrscheinlichen Falls eines Amoklaufs

Wer gut drauf sein und lernen will, muss sich sicher fühlen! Wer Angst hat, hat meist auch Frust. Das gilt in der Schule ganz besonders.

An den meisten Schulen in NRW gibt es Programme oder Verhaltensrichtlinien für den unwahrscheinlichen Notfall eines Amoklaufs. So soll dann im Falle eines Amoklaufs zum Beispiel ein dauerhaftes Klingelsignal ertönen, Klassen sollen verbarrikadiert werden und die Schüler*innen werden angewiesen, sich ruhig zu verhalten, bis die Polizei oder das SEK die Situation in der Schule unter Kontrolle gebracht hat.
In manchen Fällen wird stattdessen ”stiller Alarm” ausgelöst. Das heißt, dass den Lehrer*innen vom Sekretariat aus Textnachrichten geschrieben werden, die ihnen mitteilen, dass sich in der Schule ein Amoklauf abspielt. In diesem Fall befinden sich alle Schüler*innen, die in ihren Räumen oder auf den Fluren ohne Lehrer*in warten in Lebensgefahr!
Oftmals wissen viele Schüler*innen nicht, wie sie sich zu verhalten haben und werden panisch, da das richtige Verhalten nie mit ihnen geübt wurde.

Deshalb fordert die Grüne Jugend NRW, dass:

  • im Falle eines Amoklaufs ein ”Lock Down” einer Evakuierung vorgezogen wird. Das heißt, dass die Abriegelung der Schule und das Verbleiben der Schüler*innen und Lehrkräfte in abgeschlossenen, verbarrikadierten Räumen der vollständigen Evakuierung und Schüler*innenversammlung außerhalb der Schule vorgezogen wird.
  • das korrekte Verhalten während eines Amoklaufs, also das Verbarrikadieren und Abwarten, mit ihnen geübt wird, damit sich im Notfall die Schüler*innen auch ohne Lehrer*innen korrekt verhalten.
  • schnellstmöglich in sämtlichen Schulen Sprechanlagen eingerichtet werden, damit zusätzlich zum Klingelsignal und zum ”Stillen Alarm” die Möglichkeit besteht, verschlüsselte Durchsagen wie ”Frau Müller bitte zum Lehrerzimmer” zur ”Informationsverbreitung” zu nutzen.
  • schnellstmöglich sämtliche Türen, die keine Durchgangstüren sind, in den Schulgebäuden umgebaut werden, sodass sie sich von außen nur mit Schlüssel öffnen lassen. Dadurch können sich Schüler*innen auch dann schützen, wenn sie sich ohne Lehrer*innen in den Räumen aufhalten.

 

Beschlussfassung der Landesmitgliederversammlung vom 14./15.03.2015 in Velbert

Feministische Erwerbs- und Carearbeit

Nichts ist geschlechtsneutral, auch die Ökonomie nicht. Deshalb werfen wir als Junggrüne einen feministischen Blick auf den Kapitalismus, seine Herrschaftsverhältnisse und sein Arbeitsverständnis. Aus unserem Selbstverständnis heraus verfolgen wir Arbeitsmodelle, die Selbstbestimmung ermöglichen und nicht weiter konstruierte Geschlechterrollen fördern. Wir wollen keine Arbeitswelt, die Frauen als ökonomisch abhängig betrachtet und ihnen eine Rolle in der Küche zuweist!

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und das auch für Frauen. Auch heute noch verdienen Frauen im Durchschnitt für die gleiche Arbeit wie Nicht-Frauen einen geringeren Lohn, ebenso gibt es diskriminierende Unterschiede zwischen weißen Menschen und people of color. Hinzu kommt die Tatsache, dass die überwiegend von Frauen ausgeübten Berufe schlechter bezahlt werden als die männlich dominierten. Wir brauchen daher dringend eine wirkliche Entgeltgleichheit, die auch mittels Antidiskriminierungsstellen eingeklagt werden kann.

Ein erschreckende Entwicklung ist auch die zunehmende Tätigkeit von Frauen im Niedriglohnbereich. Viele Frauen arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Dies führt nicht nur unmittelbar zu einem geringen Nettoeinkommen, das oft nur knapp über der Armutsgrenze liegt, sondern auch zu Problemen in der langen Frist, da diese Frauen keine oder nur geringe Ansprüche an ihre Altersversorgung erlangen. Wir fordern hier mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse für Frauen und eine faire Entlohnung.

Aber ebenso wird aus feministischer Sicht eine Steuerreform benötigt. Derzeit werden immer noch verheiratete Paare mit besonders großen Einkommensunterschieden durch das Ehegattensplitting begünstigt. In der Folge führen besonders Frauen gering entlohnte Tätigkeiten aus oder arbeiten nur in Teilzeit, um als Ehepaar möglichst wenig Steuern zahlen zu müssen. Wir fordern in der Konsequenz die Abschaffung des Ehegattensplittings!

Nicht nur Entlohnung und Besteuerung sind diskriminierend, sondern auch die aktuelle Unternehmens- und Arbeitskultur. Ständige Erreichbarkeit und Präsenz im Unternehmen machen es schwer, nebenbei noch Pflege- und Erziehungsarbeiten zu erledigen, was besonders Frauen zum Nachteil wird. Hier benötigt es einerseits eine Umverteilung der Erwerbs- und Reproduktionsarbeit auf die Geschlechter, aber andererseits auch eine andere Kultur, in der nicht nur die Dauer der Anwesenheit im Betrieb zählt. Wir setzen uns außerdem für flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine Verkürzung der Wochenstundenzahl bei vollem Lohnausgleich ein.

Frauen müssen darüber hinaus die gleichen Aufstiegschancen erhalten wie Männer, auch nach einer Auszeit im Mutterschutz. Vorurteile gegenüber Frauen und Männerbünde müssen überwunden werden, um die Männerdominanz in Aufsichtsräten und Vorständen zu brechen. Das Geschlecht sagt schließlich nichts über die Führungsqualität eines Menschen aus!

Frauen dürfen nicht länger unfair bezahlt und als minderwertige Arbeitskräfte betrachtet werden. Aus Respekt und Akzeptanz muss sich die Arbeitsmarktpolitik den Bedürfnissen von Frauen widmen. Auch Frauen müssen ihre Erwerbsarbeit selbstbestimmt planen können. Dazu braucht es eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Heute müssen viele Frauen zugunsten ihrer Kinder die Beschäftigung unterbrechen und dadurch Lebenslauflücken in Kauf nehmen oder geringfügiger Beschäftigung nachgehen. Beides ist nachteilig.

Wie Frauen* so werden auch Inter* und Trans*-Personen auf Grund ihres Genders am Arbeitsplatz diskriminiert. Allerdings unterscheidet sich diese Diskriminierung oft von der bei Geburt als weiblich definierter Menschen. So haben Inter*- und Trans*-Personen ohne eine Sexanpassung nur eine Chance von max. 15% auf eine Gleichbehandlung nach der Einstellung oder verlieren während des Transitionsprozesses (körperliche bzw. juristische Geschlechtsangleichung) oft den Arbeitsplatz. Die Liste der Diskriminierungen von Trans*/Inter*-Menschen am Arbeitsplatz ist noch länger: Die Personen werden oft nicht mit dem gewählten Namen angesprochen, ihnen wird der Zutritt zu den Toiletten, die ihrem Gender entsprechen, verwehrt, Arbeitgeber*innen fehlen oft die nötigen Kompetenzen Trans*/Inter*Personen bei ihrem Coding-Out am Arbeitsplatz zu helfen, weshalb viele am Arbeitsplatz ihr Gender verstecken, und Trans*/Inter*-Personen arbeiten häufig in Jobs, die unter ihren Qualifikationen liegen. All diese Diskrimierungen von Trans*/Inter*-Menschen am Arbeitsplatz verurteilen wir als GRÜNE JUGEND NRW aufs Schärfste! Aus diesem Grund fordern wir, dass in Betrieben gezielte Diversity- und Antidiskriminierungstrainings zu geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung stattfinden. Ebenso streiten wir für die Möglichkeit der Änderung von Vornamen, Anrede und Pronomen in Dokumenten, Webseiten, Mailadressen etc. auf Wunsch des*der Arbeitnehmer*in, unabhängig von Diagnose, richterlichem Urteil und amtlichen Dokumenten, die Anerkennung von Abwesenheitszeiten wegen trans*spezifischer medizinischer Behandlungen als Krankheitszeiten, auch ohne Diagnose. Zudem setzen wir uns dafür ein, Trans*-Arbeitnehmer*innen auf Wunsch die Nutzung von Toiletten und Umkleiden sowie das Tragen von Berufsbekleidung gemäß ihrem Identitätsgeschlecht zu ermöglichen – unabhängig von einer äußerlichen Transition oder Diagnose. Außerdem fordern wir Öffentlichkeitskampagnen bei und durch Gewerkschaften, in Betrieben und der allgemeinen Öffentlichkeit zur Sensibilisierung.

Um eine wirkliche Gerechtigkeit herzustellen, bedarf es vor allem der Anerkennung geleisteter Care- bzw. Reproduktionsarbeit. Die Ökonomie betrachtet seit Jahrhunderten fast ausschließlich die marktförmige Erwerbsarbeit, die einen direkten Mehrwert schöpft und durch Entlohnung Anerkennung findet. Neben dieser Arbeit bleiben Reproduktionsarbeiten, wie die Pflege oder Erziehung von Mitmenschen häufig unentlohnt. Aber auch Berufe, die diese Aufgaben erfüllen, werden heute als typische Frauenberufe schlechter bezahlt als unmittelbar wert-schöpfende Tätigkeiten. Dabei wird missachtet, dass die Reproduktionsarbeit zwar keinen monetären Gewinn erwirtschaftet, jedoch grundlegend notwendig für unsere Gesellschaft ist. Wir brauchen Pflege- und Erziehungsarbeit, auch um das wirtschaftliche System stützen zu können.

Die vorwiegend unbezahlte Care-Arbeit muss geschlechtergerecht aufgeteilt werden und zum Beispiel durch politische Maßnahmen wie getrennter Elternzeit und Elterngeld für alle Elternteile unterstützt werden. Und auch wenn wir eigentlich Erwerbsarbeit kritisch hinterfragen, benötigen wir zur Zeit die Entlohnung von Care-Arbeit und damit Beschäftigungsverhältnisse in diesen Bereichen, um Chancengleichheit zu ermöglichen und Frauen aus der Armutsfalle zu holen.

Unser Ziel ist ein neues, feministisches Verständnis von Erwerbs- und Carearbeit, das Selbstbestimmung und materielle Sicherheit gewährleistet.

 

Beschlussfassung der Landesmitgliederversammlung vom 14./15.03.2015 in Velbert

Wir wollen es queerfeministisch! – Queerfeministische Grundsätze der GRÜNEN JUGEND NRW

Das zugeschriebene Geschlecht einer Person beeinflusst immer noch ihre soziale Position, ihre Chancen und Erwartungen an sie. Viele Bereiche des täglichen Lebens sind durch die Kategorisierung in „Frau“ und „Mann“ geprägt. Mit dieser Einteilung werden reale Konsequenzen geschaffen, wie eine Ungleichheit am Arbeitsmarkt, aber auch Rollenverhalten und eine soziale Zuordnung geschaffen.

Dabei wird häufig nur über biologische Merkmale gesprochen und der Mensch in zwei Geschlechter eingeteilt. Menschen, die sich hier nicht einordnen wollen oder können, bleiben unbeachtet. Ebenso findet das soziale Geschlecht eines Menschen keine Beachtung.

Für uns als GRÜNE JUGEND NRW ist klar, wir brauchen den Feminismus immer noch und wir wollen ihn queerfeministisch!

Neben der Geschlechtszuschreibung nach biologischen Kriterien, dem sogenannten ”sex”, gibt es noch das „Gender“, das soziale Geschlecht. Unsere Gesellschaft hat auch heute noch genaue Vorstellungen, was weiblich* und männlich* ist, wie sich Frauen* und Männer* verhalten sollten. Für uns steht fest: mit diesem Rollendenken müssen wir aufhören! Es gibt keine Grenze zwischen „Männern“ und „Frauen“. Jeder Mensch sollte sein „Gender“ selbst definieren und gestalten können. Es sollte egal sein, welches biologische Geschlecht ein Mensch hat. Jede Person sollte sich so fühlen oder nicht fühlen und ausleben können, wie sie es möchte. Um bestehende gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen aufzeigen und kritisieren zu können, greifen wir dennoch für die Formulierung politischer Forderungen teilweise auf die Kategorisierung „Frau“ und „Mann“ zurück.

Als queerfeministischer Verband streiten wir nicht nur für die Bekämpfung des Patriarchats und geschlechtsbezogener Diskriminierung, nicht nur für die Gleichstellung von „Mann und Frau“, sondern eben auch für einen queeren Feminismus! Wir wollen nicht nur Gleichstellung, sondern die Aufhebung der zwingenden Geschlechtszuordnung. Menschen sollten sich nicht einordnen müssen – sexuelle Identität darf nicht einschränken, ebenso nicht die sexuelle Orientierung. Menschen sollen lieben dürfen, wen sie wollen. Homo-, bi-, pan-, trans-, inter-, asexuelle, aromantische und allgemein queere Menschen sind genauso wertvoll wie heterosexuelle! Unser Feminismus will daher nicht nur feministisch, sondern auch bewusst queer sein.

Sex und Körper lieben

Menschen lieben sich, emotional und körperlich. Wenn dies bewusst und einvernehmlich geschieht, darf eine Gesellschaft dem nicht im Weg stehen! Männer* dürfen Männer* lieben, Frauen* dürfen Frauen* lieben. Menschen dürfen Menschen lieben. Das ist für uns selbstverständlich, für weite Teile der Gesellschaft noch nicht. Wir streiten daher weiter für eine Akzeptanz der nicht-heterosexuellen Beziehungen als gleichwertige Beziehungsform!

Bei der Vorstellung von Geschlechtsverkehr werden häufig Pornos mit der Realität verwechselt. Wir stellen uns klar menschenverachtendem, gewalttätigem
pornografischem Material sowie Kinder- und Jugendpornografie entgegen. Insbesondere das frauen*degradierende Bild lehnen wird ab. Sex darf niemals mit ungewollter Unterdrückung einhergehen. Wir setzen uns daher dafür ein, dass pornografische Materialien streng kontrolliert werden und dass es Warnungen vor pornografischen Inhalten gibt. Kinder sollten nicht so einfach wie heute am PC oder beim Fernsehen Zugriff auf Pornos erhalten. Bei Kinderpornographie gilt für uns der Grundsatz ”löschen statt sperren”. Der berechtigte Schutz von Kindern und Jugendlichen darf nicht für die Zensur des Internets missbraucht werden. Leider werden häufig auch Rollenerwartungen reproduziert und jungen Menschen ein bestimmtes Bild von Sex vermittelt. Doch es gibt auch queerfeministische Pornos, die sensibel mit Geschlecht und Verhalten umgehen. Solche Projekte begrüßen wir ausdrücklich und unterstützen, dass solche Initiativen in der Kulturszene Anklang finden.

Besonders mischen wir auch bei Fragen rund um die Körperlichkeit mit. Wir stellen uns entschieden den herrschenden Körpernormen entgegen. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, sich in seinem Körper wohl zu fühlen. Schlankheitswahn und realitätsferne Ideale der Modeindustrie kritisieren wir aufs Schärfste! Es kann nicht sein, dass bereits Jugendliche hungern, um dünn genug zu sein, gesundheitsschädliche Mittel nehmen, um muskulöser zu werden, oder sich nicht nötige Schönheitsoperationen wünschen. Menschen sind klein, groß, dünn, dick, sportlich oder nicht. Unsere Gesellschaft muss aufhören, Menschen wegen ihres Körpers zu diskriminieren und zu stigmatisieren. Hier sehen wir insbesondere die Modewelt und Medien in der Pflicht, reale Menschen statt Photoshop-Schönheiten zu zeigen und die Vielfalt von Menschen anzuerkennen. Bodyshaming, also die Benachteiligung oder Beleidigung von Menschen aufgrund ihres Körpers, ist für uns nicht hinnehmbar! Gleichzeitig muss offener darüber geredet werden, dass die meisten Menschen sich in ihrem Körper nicht wohl fühlen. Es ist nicht peinlich, so zu fühlen, sondern ein Ergebnis der immer künstlicher werdenden Schönheitsideale in dieser Gesellschaft. Kein Mensch ist perfekt, und das ist auch gut so!

Gleiche Rechte auch bei der Erwerbsarbeit

Seit Beginn der Frauen*rechtsbewegung war Arbeit ein zentraler Bereich des Kampfes. Während zunächst die Zugänge zu Ausbildung und zum Arbeitsmarkt erstritten werden mussten, geht es heute vor allem um gleiche Rechte. Es gibt gravierende Unterschiede bei der Bezahlung zwischen Männern* und Frauen*, unterschiedliche Förderungen und Stigmatisierungen. Wir setzen uns als GRÜNE JUGEND NRW dafür ein, dass jeder Mensch unabhängig seines Geschlechts einen Job ausführen kann, ohne dabei Diskriminierung zu erfahren. Für uns sind Projekte zur geschlechtsunabhängigen Berufsorientierung daher ein sinnvolles Mittel, klassische Berufsbilder aufzubrechen. Gerade im Übergang Schule – Beruf können sie sinnvolle Wege aufzeigen. Denn Frauen* können genauso gut im Kindergarten wie als Ingenieurin arbeiten! Und Männer* ebenso. Interessen und Qualifizierung sollten entscheiden, anstatt des Geschlechtes und den damit verbundenen Rollenklischees. Jeder Mensch muss den für sich passenden Job finden.

Oft ist es jedoch trotz guter Qualifizierung nicht möglich, den angestrebten Job zu erreichen. Festgefahrene Rollenbilder erschweren Einstellung oder Aufstieg. Gerade in Aufsichtsräten oder den Vorständen der großen DAX-Unternehmen finden sich nur wenige Frauen*. Männerbünde, Unsicherheit wegen potentieller Schwangerschaften und Sexismus verhindern die Tätigkeit von Frauen*. Daher setzen wir uns für Zielquoten ein, speziell auch in der Privatwirtschaft. Sie sind für uns ein zwingend notwendiges Mittel, um Frauen* die Chance zu geben, mit ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Langfristig wünschen wir uns jedoch, dass eine Quoten-Regelung nicht mehr notwendig ist. Kurzfristig muss die Landesregierung NRW dafür sorgen, dass Möglichkeiten zur Umsetzung und Sanktionierung der Nicht-Einhaltung geprüft werden. Auch in den öffentlichen Verwaltungen und dem Landesparlament gibt es keine Geschlechterausgewogenheit. Hier sehen wir dringenden Nachholbedarf!

Der Gender-Pay-Gap, also der geschlechtsbezogene Lohnunterschied zwischen Frauen* und Männern*, ist seit Jahren in der Diskussion. Und er besteht immer noch! Wir setzen uns dafür ein, dass gleiche Arbeit gleich bezahlt wird. Geschlechtsidentitäten dürfen keinen Einfluss auf die Bezahlung von Angestellten haben. Insbesondere der Öffentliche Dienst muss hier ein positives Beispiel sein. Darüber hinaus fordern wir die konsequente Verfolgung des Gender Mainstreamings und Gender Budgetings. Wir fordern die Einsetzung eines*r Gender-Mainstream- und Gender-Budgeting-Beauftragten in der Staatskanzlei des Landes NRW.

Menschen, die sich freiwillig für die Ausführung von Sexarbeit entscheiden, dürfen unserem feministischen Verständnis nach nicht bevormundet und daran gehindert werden, sondern haben ein Recht, selbstbestimmt über ihren eigenen Körper zu entscheiden. Wer Sexarbeit illegalisiert, nimmt in Kauf, dass denn Sexarbeiter*innen Schutz verwehrt bleibt. Legale Sexarbeit hingegen kann thematisiert und geregelt werden. Daher brauchen wir eine Anerkennung dieser Tätigkeit, um soziale Absicherung und Altersvorsorge bereitzustellen. Ebenso müssen wir Hilfs- und Beratungsangebote, wie psychologische Dienste, bereitstellen. Mit dem Prostitutionsgesetz wurde von der damaligen rot-grünen Bundesregierung ein wichtiger Schritt gemacht. Leider hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass das Gesetz nicht in allen Punkten praxistauglich ist, vor allem, da andere Gesetze nicht angepasst wurden und Behörden sehr unterschiedlich damit umgehen. Wir fordern deshalb Nachbesserungen und größere Rechtssicherheit, um das Prostitutionsgesetz auch wirklich sozial und sicher zu gestalten und an die Bedürfnisse von Sexarbeiter*innen und ihre Arbeitsbedingungen anzupassen.

Frauen*, Inter* und Trans* Personen in Not unterstützen

Es gibt in unserer Gesellschaft Frauen* und Kinder, die leider von Gewalt betroffen sind. Um ihnen eine sichere Zufluchtsmöglichkeit zu bieten, setzen wir uns für die Unterstützung der Frauen*häuser ein. Diese müssen den Frauen* als Schutzraum dienen und unabhängig von Konfession oder Herkunft zugänglich sein. Das Landesparlament soll dabei finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Die Landesregierung muss die Vernetzung zwischen den Frauen*häusern stärken. Die Versorgung soll zusammen mit den kommunalen Frauen*verbänden weiterentwickelt werden. Als GRÜNE JUGEND NRW fordern wir einen kostenlosen Platz für jede von Gewalt betroffene Frau* in einem Frauen*haus.

Nicht nur Frauen* sind von häuslicher Gewalt betroffen, sondern auch sich als Inter* und Trans* verstehende Menschen. Deshalb müssen Schutzräume für sich als Inter* und Trans* verstehende Menschen geschaffen werden und bestehende unterstützt werden. Auch hier soll das Landesparlament (weitere) Mittel zur Verfügung stellen. Besonders wichtig ist uns hier auch, dass Schutzräume nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen, sondern dass für alle Betroffenen adäquate Schutzräume zur Verfügung stehen und garantiert werden.

Außerdem setzen wir uns für eine Ausweitung der Angebote mit speziellem Fokus auf Mädchen* ein. Auch in Deutschland gibt es Fälle, in denen Eltern ihre Töchter z.B. verheiraten oder zu einer Beschneidung zwingen möchten. Gerade in solchen Fällen ist es aber sehr schwierig bis unmöglich, sich eigenständig dagegen zu wehren. Wir begrüßen Angebote wie spezielle Mädchen*häuser, die sowohl Zuflucht als auch Beratung leisten können, deshalb sehr und fordern auch hier eine finanzielle und strukturelle Unterstützung des Landes.

Wir erkennen an, dass es auch häusliche Gewalt gegenüber Männern* gibt und auch Anlaufstellen bzw. Schutzangebote für Betroffene erforderlich sind. Für dieses Thema ist ein Sensibilisierung ebenso erforderlich wie für alle anderen Formen häuslicher und familiärer Gewalt.

Neben diesen Häusern können vor allem Nottelefone Menschen helfen. Wer von Gewalt betroffen ist, findet hier ein offenes Ohr und Unterstützung. Wir setzen uns dafür ein, dass die Nottelefone bekannter gemacht werden. Ebenso bedarf es geschultem Personal, das auf traumatisierte Personen eingehen kann. Die Politik muss hier die Angebote bewerben und die Projekte finanziell unterstützen. Darüber hinaus fordern wir die anonyme Spurensicherung für Opfer sexualisierter oder häuslicher Gewalt.

Frauen*, die ungewollt schwanger werden, benötigen Beratungsangebote und ggf. Unterstützung. Doch nicht jede Schwangere möchte auch ein Kind gebären. Daher muss es auch im Falle eines Wunsches nach Schwangerschaftsabbruch Gesprächsmöglichkeiten mit Fachpersonal geben. Ebenso sehen wir nach wie vor die Notwendigkeit von Babyklappen, die Frauen* in extremer Situation eine Lösung bieten können.

Queer leben und lieben

Unsere Gesellschaft definiert Liebesbeziehungen weitestgehend noch als heterosexuelle, monogame Bindung. Dabei gibt es viel mehr Arten des Liebens! Wir setzen uns für die Respektierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Pansexuellen, Trans*-, Inter-, asexuellen und/oder aromantischen und queeren Menschen ein. Für uns gehört gegenseitige Wertschätzung und Respekt vor den Menschen unabhängig ihrer sexuellen Orientierung und Identität zu den Grundlagen einer offenen Gesellschaft. Daher begrüßen wir sehr den Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie des Landes NRW und die enge Zusammenarbeit mit den queeren Organisationen.

Wir setzen uns als GRÜNE JUGEND NRW dafür ein, dass Projekte wie „Schule ohne Homophobie“ oder „SchLAu – Schwul-Lesbische Aufklärungsarbeit“ weiter finanziell durch das Land NRW gefördert werden. Hier darf nicht gespart werden! Die unterschiedlichen Einrichtungen für Jugendliche und junge Menschen bieten gute Beratungsangebote, leisten Beistand bei Diskriminierungserfahrungen und arbeiten an der öffentlichen Wahrnehmung nicht-heterosexueller Menschen. Ziel ist es, ein möglichst flächendeckendes Netz an Anlaufstellen für queere Menschen in NRW sicherzustellen – nicht nur in den Großstädten, sondern gerade auch in ländlichen Gebieten!

Für uns als GRÜNE JUGEND NRW ist die Öffnung der Ehe für nicht-heterosexuelle Beziehungen nur ein erster Schritt in Richtung Anerkennung. Langfristig setzen wir uns dafür ein, dass Menschen auch ohne Ehe selbstbestimmt Rechte und Pflichten für einander übernehmen können. Daher setzen wir uns für einen Familienvertrag ein, mit dem Menschen für einander Verantwortung tragen und den Ehegemeinschaften rechtlich gleichgestellt werden. In diesem Zusammenhang fordern wir auch das Adoptionsrecht für nicht-heterosexuelle Beziehungen und die rechtliche Gleichstellung. Für uns ist es falsch, Ehen zu fördern, stattdessen setzen wir uns für die Förderung von Familien ein! Egal ob heterosexuell oder nicht, egal ob monogam oder nicht, egal ob freundschaftliche oder Liebesbeziehung: Familien sind vielfältig.

Intersexualität ist in unserer Gesellschaft sehr unbekannt. Deswegen herrschen Vorurteile und Ausgrenzung. Wir wehren uns dagegen, dass Eltern bereits im Kindesalter genitalangleichende Operationen vornehmen lassen dürfen. Stattdessen muss der eigene Wille der intersexuellen Person entscheidend sein. Die Gesellschaft muss aber auch akzeptieren, dass sich Menschen keinem Geschlecht zuordnen wollen! Es bleibt unser Ziel, dass eine Geschlechtszuordnung nicht nötig ist. Wir setzen uns dafür ein, dass es neben den Kategorien „männlich“ und „weiblich“ noch eine dritte Option gibt. Diese soll zusammen mit den Interessensverbänden erarbeitet sein und bei staatlichen Dokumenten, wie dem Reisepass, vermerkt werden. Die Verweigerung der Aussage zur Geschlechtsidentität muss ebenso möglich sein.

Transsexualität ist sowohl öffentlich, als auch in der Politik wenig thematisiert. Gerade unter Jugendlichen werden Trans*sexuelle diskriminiert. Es ist deshalb die Pflicht des Landes NRW, in der breiten Bevölkerung Aufklärungsarbeit zu leisten, um dieser Diskriminierung entgegenzuwirken. Wenn Menschen heute ihren Körper durch Hormontherapie und Operationen ihrer Identität anpassen wollen, müssen sie einen langwierigen, anstrengenden und letztendlich diskriminierenden Prozess durchlaufen.
Die GRÜNE JUGEND NRW schließt sich den Forderungen nach einer Novelle des Transsexuellengesetzes an. Es ist menschenverachtend, jemandem den Weg aufgrund seines Wunsches nach einer körperlichen Anpassung dermaßen schwer zu machen! Wir fordern deswegen die Abschaffung der verpflichtenden psychologischen Begutachtung, denn niemand kann Transsexualität besser einschätzen als die betroffene Person. Zudem muss das jetzige Sonderrecht Transsexuellengesetz (TSG) in bestehendes Recht integriert werden.

In den Jahren 1949 bis 1990 wurden mit Hilfe des Paragraphen 175 StGB über 50.000 Strafurteile gegen Homosexuelle in Deutschland gefällt. Wir fordern, dass die Opfer dieses Unrechts endlich rehabilitiert und angemessen entschädigt werden. Weitergehend setzen wir uns dafür ein, dass der Artikel 3 des Grundgesetzes um das Merkmal „sexuelle Orientierung und Identität“ ergänzt wird. Menschen müssen staatlichen Schutz gewährt bekommen und eine rechtliche Sicherheit haben.

 

Beschlussfassung der Landesmitgliederversammlung vom 14./15.03.2015 in Velbert

Mein Weg zur GRÜNEN JUGEND

Hallöchen,

ich bin Sophie und 18 Jahre alt und lebe jetzt eigentlich schon irgendwie in Berlin für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Trotzdem wird mein Herz immer bei der Grünen Jugend NRW sein. Vor zweieinhalb Jahren wurde ich von meinen Freunden überredet, doch in unserem kleinen Kaff eine GJ-Basisgruppe zu gründen, damit wir mal was unternehmen können gegen die vielen Verbrechen an der Umwelt und der Menschheit, die in unserem Dorf passierten und ja das war und ist leider viiiel mehr als man so denkt. Naja jedenfalls war ich ja sowieso schon lange gehirngewaschen von meiner Umwelt, die immer verbreitete, dass Auto fahren schlecht für das Klima ist und der Klimawandel schlecht für die Menschen und Tiere und überhaupt, also habe ich erstmal ja gesagt und mich berieseln lassen, als meine Freundin ihren Grüne-Jugend-Freund mitbrachte. Ich habe dann übrigens gelernt, alles sehr kritisch zu hinterfragen und war der Meinung, dass aus großer Kraft große Verantwortung folgt, oder wie das war, und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich verpflichtet bin, etwas gegen ungeheuerliches Zeug zu tun, wenn ich die Chance dazu bekomme, also habe ich weitergemacht. Und dann gings direkt auf Mitgliederversammlungen, Demos und Bündnistreffen, etc. Auf jeden Fall hat es immer Spaß gemacht, ok jedenfalls meistens vielleicht nicht um 4 Uhr nachts beim 20. Änderungsantrag, dafür aber umso mehr beim gemeinsamen Transpi-malen oder tiefsinnig diskutieren. Faszinierend finde ich auch, dass alle Leute mitmachen, weil sie zu ihren Überzeugungen stehen und die Weltverbesserung wirklich durchziehen. Es bringt also echt was mitzumachen, wenn euch nur ein bisschen Motivation fehlt oder ihr was tun wollt, aber nicht wisst wie. (Besonders empfehlen kann ich übrigens die Grüne Jugend Datteln, die ein paar sehr tolle Mitglieder hat und das gemütlichste Büro überhaupt.)