NRW Fährt Zusammen

Die Bahn kommt unpünktlich, der Bus fällt aus, die Anbindung im ländlichen Raum
ist eine Katastrophe. Unser öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist alt,
unterfinanziert und unzuverlässig. Wir sind alle angewiesen auf gute und
günstige Mobilität. Ob zur Schule, zur Arbeit oder vom Club nach Hause. Um aber
von A nach B zu kommen braucht es vor allem die Menschen, die den Bus oder die
Bahn fahren.

Für bessere Arbeitsbedingungen

Die Arbeitsbedingungen im ÖPNV sind schlecht: Die Arbeitszeiten sind lang und
die Pausen reichen kaum, um auf die Toilette zu gehen. Die Langzeit-
Krankmeldungen befinden sich auf dem Höchststand und als Folge werden Fahrpläne
reduziert und zusammengelegt statt ausgebaut. Die Verbesserung der
Arbeitsbedingungen und die Erhöhung der Löhne sind dringend notwendig, um mehr
Menschen für den Beruf zu begeistern und das Leben von Arbeiter*innen zu
verbessern!

Als Grüne Jugend NRW fordern wir gute Arbeitsbedingungen für alle und eine
sozial gerechte Verkehrswende. Denn wollen wir unsere Klimaziele noch erreichen,
braucht es eine echte Verkehrswende und zwar schnell.

Deshalb unterstützen wir als GRÜNE JUGEND NRW die Kampagne #WirFahrenZusammen
von der Gewerkschaft ver.di und FridaysForFuture. Wir zeigen uns solidarisch mit
den Beschäftigten in ihrem Arbeitskampf für bessere Arbeitsbedingungen und
unterstützen die Forderungen nach einem neuen Tarifvertrag-Nahverkehr.
Arbeitskampf und Klimakampf gehören für uns untrennbar zusammen!

Deshalb unterstützen wir die Forderungen der Beschäftigten für besseren
Arbeitsbedingungen:

  • Verdopplung der jährlichen Investitionen in den ÖPNV
  • Die Erfüllung der Tarifvertrag-Nahverkehr-Forderungen

Verkehrswende jetzt!

Die Klimakrise ist längst Realität und trotzdem ist die Verkehrspolitik
ausgerichtet auf das Auto. Uns ist klar, dass gerade im ländlichen Raum das Auto
unverzichtbar ist, das darf aber keine Entschuldigung für die Politik sein, um
den ÖPNV-Ausbau zu verschleppen. Die Infrastruktur ist marode, die Anbindung an
vielen Orten kaum gegeben. Besonders Personen mit geringem Einkommen besitzen
häufig kein Auto. Ein guter ÖPNV bedeutet Teilhabe an der Gesellschaft. Um auch
nur in die Nähe des 1,5-Grad-Ziels zu kommen, muss die Verkehrswende jetzt
kommen! Dafür braucht es massive Investitionen für den Ausbau und für die
Modernisierung eines flächendeckenden ÖPNVs, den sich alle leisten können.

Deswegen fordern wir wie auch die #WirFahrenZusammen Kampagne ein bundesweites
Investitionsprogramm von mind. 18 Mrd.€ pro Jahr bis 2030 und eine Verdoppelung
des ÖPNV.

Als GRÜNE JUGEND NRW waren wir mit dutzenden Aktivist*innen beim Klimastreik und
haben die Mehrheitspetition unterstützt und tausende Unterschriften gesammelt.
In den nächsten Wochen und Monaten werden wir weiter auf der Straße und im
Betrieb die Kampagne unterstützen: Wir wollen in möglichst vielen Kreisverbänden
aktiv sein, Unterschriften sammeln, Forderungen in die Öffentlichkeit bringen,
Bündnisse schließen und Streiksolidarität zeigen.

Für uns gilt: #wirfahrenzusammen. Wir sind bereit, uns alle zusammen für diese
Forderungen stark zu machen. ÖPNV ist die Zukunft! Deshalb gilt: ÖPNV braucht
Zukunft!

Studentische Beschäftigte verdienen mehr: TVStud jetzt!

Die Situation der Beschäftigten in der Wissenschaft ist seit Jahren prekär.
Studierende unterstützen in Lehre, Forschung und Verwaltung an den
Universitäten. Egal ob sie Tutorien oder Seminare halten, Studierende betreuen,
Forschungsvorhaben durchführen oder Forschungsergebnisse veröffentlichen: Ohne
sie würde der Alltag in der Universität nicht funktionieren.

Doch trotzdem stehen studentische Beschäftigte in fast allen Bundesländern ohne
Tarifvertrag da. Eine Befragung der Gewerkschaften ver.di und GEW hat ergeben,
dass die Bezahlung in Orientierung an die Richtlinie des Tarifvertrags der
Länder erfolgt, aber meistens unabhängig von der Qualifikation nur knapp über
dem Mindestlohn ist. Zudem sind Kettenbefristungen ohne Planungssicherheit und
unbezahlte Überstunden der Normalfall an deutschen Universitäten und
Hochschulen.

Außerdem gibt es für die meisten Beschäftigten keinen Lohn im Krankheitsfall –
unglaublich eigentlich, denn normalerweise bekommen Arbeitnehmer*innen auch dann
weiter Gehalt, wenn sie erkrankt sind. Die Beschäftigungsverhältnisse für
studentische Beschäftigte sind prekär. Gerade in Zeiten von Inflation, wo das
Bafög nicht reicht und die Mieten steigen, wissen viele Studierende nicht, wie
sie über die Runden kommen sollen. Viele Studierende sind von Armut betroffen
oder bedroht, es ist ein Skandal, dass eine studentische Beschäftigung oftmals
nicht ausreicht, um ein Studium sorgenfrei zu ermöglichen.

Hand in Hand in den Arbeitskampf!

Für uns als Grüne Jugend NRW ist klar: Wir stehen solidarisch an der Seite aller
studentisch Beschäftigten und kämpfen mit ihnen für mehr Lohn, Sicherheit statt
Kettenbefristungen und gerechte Arbeitsbedingungen. Es braucht einen
Tarifvertrag für studentische Beschäftigte, auch bei uns in Nordrhein-Westfalen.

Wir fordern:

  • Schluss mit der Kettenbefristung! Es braucht eine Mindestvertragslaufzeit
    von 24 Monaten
  • Studentische Mitbestimmung stärken! Studentische Hilfskräfte benötigen
    eine eigene Personalvertretung (die auch tatsächlich Mitspracherechte hat)
    in Organisation und Verwaltung der Universitäten und Hochschulen
  • Faire Bezahlung – jetzt! Studentische Hilfskräfte verdienen es, für ihre
    Arbeit anständig entlohnt zu werden. Gehälter, die knapp über dem
    Mindestlohn liegen, werden diesem Anspruch nicht gerecht!

Der TVStud in Berlin hat 1986 gezeigt: Ein erfolgreicher Abschluss braucht
Arbeiter*innen, die bereit sind für ihre Rechte zu streiken und eine
Öffentlichkeit, die die Forderungen solidarisch mitträgt und Druck auf die
Arbeitgeber ausübt.Dazu vernetzen wir uns als Landesverband und als
Kreisverbände mit lokalen TVStud-Initiativen und Gewerkschaften und tragen die
Forderungen des TVStud auf die Straße! Gemeinsam für gerechte
Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft, Bildungsgerechtigkeit und eine
ausreichende Finanzierung der Universitäten.

NRW spart sich kaputt

Sparen, sparen, sparen – so lässt sich der Haushaltsentwurf für 2024 wohl ganz
gut zusammenfassen. Die Gründe laut Finanzminister Optendrenk sind die massive
Inflation, steigende Zinsen und schwächere Steuereinnahmen. Der eigentliche
Grund ist jedoch, dass die NRW-CDU die Schuldenbremse um jeden Preis einhalten
möchte. In der Konsequenz muss in fast allen Ressorts im nächsten Jahr gekürzt
werden. Damit kommt auch die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten
Projekte ins Stocken – und das, obwohl selbst diese längst nicht reichen, um den
Herausforderungen unserer Zeit tatsächlich gerecht zu werden. Denn die Inflation
hat bereits dagewesene Probleme weiter verschlimmert, viele Menschen wissen
nicht, wie sie die Miete oder den Einkauf bezahlen sollen. Für uns als GRÜNE
JUGEND NRW steht fest: Sparen in der Krise ist der falsche Weg!

156 Milliarden Investitionsstau in NRW – ein Skandal!

Doch nicht erst seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine
ist die Finanzpolitik in NRW komplett fehlgesteuert. Eine neue Studie des DGB
NRW zeigt einen Investitionsstau von unglaublichen 156 Milliarden Euro in NRW.
Überall wird an der sozialen Infrastruktur gespart. Ob an maroden Schulen,
kaputten Brücken, unterfinanzierten Krankenhäusern oder an mangelndem
bezahlbaren Wohnraum, wir alle merken: NRW spart sich kaputt. Allein im letzten
Jahr ist die Zahl der Sozialwohnungen um ein Viertel geschrumpft, trotz
Wohnungskrise werden durch das Land kaum neue, bezahlbare Wohnungen gebaut oder
bereitgestellt.

Gleichzeitig müsste auch im Bereich der klimaneutralen Transformation in den
nächsten Jahren massiv investiert werden, damit NRW seine Klimaziele noch
einhalten kann und niemand ohne Job dasteht. Auch eine flächendeckende
Gesundheitsversorgung, gute Bildung und ausfinanzierte Kinderbetreuung in NRW
können so nicht umgesetzt werden. All das zeigt: Fehlende Investitionen bezahlen
die zukünftigen Generationen doppelt und dreifach. Das Argument, die
Schuldenbremse schütze künftige Generationen, ist schlichtweg falsch!

Die Schuldenbremse muss weg!

Die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf soziale Absicherung für uns alle und
die tatsächliche Bekämpfung der Klimakrise schwindet mit jedem Sparhaushalt.
Zurecht ist die Zivilgesellschaft von der schwarz-grünen Koalition enttäuscht,
denn das Geld reicht vorne und hinten nicht. Ob Pflegeeinrichtungen, offener
Ganztag oder politischer Verband – alle sind unterfinanziert. Das ist nicht erst
seit gestern der Fall, denn die Prioritäten im Landeshaushalt sind fragwürdig,
statt “Heimat-Schecks” wäre das Geld wohl doch eher in der sozialen
Infrastruktur gut aufgehoben. Aber bei reiner Umverteilung im Haushalt kann es
nicht bleiben, es braucht vor allem eins: Mehr Geld. Das Märchen von einem
ausgeglichenen Haushalt ist brandgefährlich, denn mit jeder enttäuschten
Hoffnung wächst der Frust und stärkt rechte Narrative. Für uns ist klar: Die
Politik muss endlich handeln! Dafür muss das Land NRW seine aktuellen
Möglichkeiten ausnutzen und zum Beispiel über die Investitionsgesellschaften des
Landes oder die NRW.BANK in viel höherem Maß als bisher in die soziale
Infrastruktur investieren. Aber auch hier ist klar, es wird nicht ausreichen.
Deswegen soll kurzfristig die Schuldenbremse ausgesetzt werden, dafür kann die
Ausnahmeregelung, wie in der Landeshaushaltsordnung festgeschrieben, mit
Begründung der Klimakrise und der sozialen Krise als außergewöhnliche
Notsituation, genutzt werden. Denn diese Krisen lassen ein Sparen nicht mehr zu.
Dabei darf es aber nicht bleiben. Die Schuldenbremse hier in NRW und im Bund
blockiert die notwendigen Investitionen, als Relikt aus vergangener Zeit gehört
sie abgeschafft!

Her mit dem Geld für unsere Zukunft!

Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft fordern wir ein Umdenken in der
Finanzpolitik. Die Zeit läuft uns davon, die Herausforderungen werden mehr statt
weniger. Wenn unsere Zukunft kaputtgespart wird, wenn Menschen keine Wohnung
mehr finden und die Bahn nicht kommt, dann löst der Sparhaushalt keine Probleme,
er schafft sie. Investitionen schaffen Zukunft, gemeinsam als GRÜNE JUGEND NRW
sind wir bereit für sie zu kämpfen, denn wir lassen uns die Zukunft nicht
kaputtsparen!

Ableistische Gewalt

Behinderte, chronisch kranke, psychisch kranke, neurodivergente und oder Taube
Menschen erleben deutlich mehr Gewalt als nicht-behinderte „gesunde“
neurotypische Menschen.

In diesem Antrag gehen wir auf verschiedene Formen von Gewalt ein. Wir sagen,
was sich ändern soll. Außerdem setzen wir Inhaltswarnungen (Content Notes, bzw.
CNs) in den Unterkapiteln. Für den ganzen Antrag gilt die CN: ableistische
Gewalt (Ableismus = Diskriminierung behinderter Menschen).

Gewalt im Leben von Menschen mit Behinderung

CN: Totale Institutionen

Viele behinderte Menschen gehen auf Förderschulen, leben in Wohnheimen oder
arbeiten in Werkstätten.
Diese Räume, in denen behinderte Menschen einen sehr großen Teil ihres Lebens
verbringen, erlauben kaum Kontakt zur Außenwelt. Diese sogenannten “Totalen
Institutionen” werden oft als „Schon- und Schutzraum“ dargestellt.
Das entspricht nicht der Realität.
Behinderte Menschen erleben viel Gewalt in den Einrichtungen.

Solange es diese Parallel-Welten gibt, brauchen wir Schutzkonzepte, um die
Schüler*innen, Bewohner*innen und Beschäftigten gut vor Gewalt zu schützen.
Außerdem muss Gewalt lückenlos aufgeklärt werden.
Werkstätten dürfen nicht mehr an Wohnheime gekoppelt sein.

So haben behinderte Menschen in Wohnheim-Werkstatt-Komplexen kaum Kontakt zur
Außenwelt.

Gleichzeitig müssen wir Alternativen aufbauen, um diese Parallel-Welten nach und
nach auflösen zu können.

Das heißt:

  • Inklusive Schulen sollten auch wirklich inklusiv arbeiten. Es braucht
    genügend Fachkräfte, um behinderten und nicht-behinderten Schüler*innen
    gerecht zu werden.
  • Wir brauchen viel mehr barrierefreien Wohnraum und passende Assistenz-
    Leistungen, um Menschen nicht in Heime zu drängen. Außerdem müssen wir
    Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt angehen.
  • Der so genannte 1. Arbeitsmarkt ist ableistisch, Jobs sind für behinderte
    Menschen oft nicht zugänglich. So scheitert das ganze oft daran, dass
    Büros baulich nicht barrierefrei sind, keinerlei DGS (Deutsche
    Gebärdensprache) Kenntnisse bestehen, in Papierform kommuniziert wird (was
    für sehbehinderte und blinde Menschen nicht zugänglich ist) und immer
    volle Leistung erwartet wird.
  • Auch wenn Unternehmen verpflichtet sind, mindestens 5% der Jobs an
    Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung zu vergeben, drücken diese sich
    oft davor und zahlen lieber die Strafe (Ausgleichszahlung).
  • Heute können sich Unternehmen vor der Ausgleichszahlung drücken/rw, indem
    sie Produkte, die in Behindertenwerkstätten hergestellt werden, kaufen.
    Sie werden also dafür belohnt, dass sie Ausbeutung unterstützen.
    Wir sagen ganz klar: Das muss sich ändern. Dieses Verrechnen mit der
    Ausgleichszahlung muss abgeschafft werden.

Psychiatrien

CN: Psychiatrie, Zwangs-Maßnahmen, Erwähnung von Suizid-Gedanken

Psychiatrien können kurzfristig Leben retten, sie sorgen aber oft nicht für eine
tatsächliche Verbesserung der Lebensqualität.
Menschen werden oft traumatisiert durch Psychiatrie-Aufenthalte und eingesetzte
Zwangs-Maßnahmen.

Wir fordern:

Zwangs-Maßnahmen (Fixierung, Zwangs-Ernährung, Zwangs-Medikation…) müssen noch
stärker reguliert werden. Personalmangel darf nicht dazu führen, dass Menschen
festgebunden oder ruhig gestellt werden.
Heute wird keines Wegs immer die notwendige gerichtliche Genehmigung eingeholt.

Außerdem müssen wir Alternativen zu Psychiatrien aufbauen.

Menschen, die in psychischen Krisen sind, müssen Hilfe bekommen, ohne auf der
geschlossenen Station zu landen.
Sie müssen über Suizid-Gedanken und -Pläne, Selbst-Verletzung und anderes
stigmatisiertes Verhalten sprechen können, ohne direkt Sorge haben zu müssen,
eingewiesen zu werden.

Wir brauchen deutlich mehr Psychotherapie-Plätze (sowohl ambulant als auch in
den Kliniken) – es kann nicht sein, dass Menschen, die dringend Hilfe brauchen,
erst mal Monate warten müssen, bis sie ein Erstgespräch und wöchentliche
Therapie haben.

Sexualbildung

CN: Sexualisierte Gewalt (keine Details)

Wenn es um Prävention von sexualisierter und anderer Gewalt geht, geht es selten
um behinderte Menschen.
Dabei sind behinderte Menschen, ganz besonders FLINTA* Personen (Frauen/Lesben/
inter/ nichtbinäre/ trans/ agender *) undmigrantisierte Personen
, sehr stark von
(sexualisierter) Gewalt betroffen.
In Präventions-Konzepten müssen die Bedürfnisse behinderter, chronisch kranker,
psychisch kranker, Tauber und oder neurodivergenter Menschen berücksichtigt und
mitgedacht werden.

Behinderte Menschen haben oft keinen Zugang zu Sexualbildung und Angeboten zur
Selbstverteidigung.
Natürlich können Sexualbildung und Selbstverteidigung nicht vor sexualisierter
Gewalt schützen.

Gerade Sexualbildung ist dennoch wichtig für ein selbstbestimmtes Leben. So ist
es sehr relevant, dass klar gemacht wird, wie konsentuelle Beziehungen aussehen
und ab wann Verhalten übergriffig wird. Dabei soll Menschen Raum gegeben werden,
um sich darüber klar zu werden, was sie genau wollen und was nicht. Natürlich
kann sich das im Laufe der Zeit ändern. Dennoch sollten Menschen ermutigt
werden, in sich hinein zu spüren, um herauszufinden, ob und was sie sich in
Beziehungen und an sexuellem Kontakt wünschen und was eben nicht. Dabei ist es
wichtig, dass auch queere Lebensrealitäten berücksichtigt werden.

Wir fordern, dass auch in Förderschulen Sexualbildung in regelmäßigen Abständen
thematisiert wird. Diese muss queere Orientierungen, Identitäten und Themen
beinhalten. Auch allgemein brauchen wir mehr zugängliche Sexualbildung, also zum
Beispiel Sexualbildung in Leichter Sprache oder Deutscher Gebärdensprache.

Ableistische Gewalt auch als solche erfassen!

Ableistische Gewalt taucht in den Statistiken nicht als ableistische Gewalt
auf/rw, sondern wird in anderen Kategorien aufgeführt (wenn sie überhaupt
erfasst wird).
Das wollen wir ändern!

Gewalt gegen Menschen mit Behinderung und jede andere diskriminierende Gewalt
(zum Beispiel geschlechtsspezifische, rassistische und
queer/LGBTQIANP+feindliche Gewalt) muss auch als solche erfasst werden (z.B. als
Kriminalitätslagebild in NRW).

Ableistische Gewalt soll als Straf-schärfendes Merkmal ins Strafgesetzbuch
aufgenommen werden.
Das wurde mit Geschlechts-spezifischer Gewalt schon gemacht.
Dadurch müssen sich Gerichte mit ableistischer Gewalt beschäftigen.
Es schafft Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit für Gewalt gegen behinderte Menschen.

Polizeigewalt ist oft auch ableistisch!

CN: Polizeigewalt, psychische / suizidale Krisen

Auch psychisch kranke und Substanz-konsumierende Menschen sind ganz besonders
häufig von Polizeigewalt betroffen.

Die Polizei wird oft gerufen, wenn Menschen konkret vorhaben, sich das Leben zu
nehmen. Gerade Menschen in psychischen Krisen und traumatisierte Menschen werden
durch Taser (Elektroschock-Pistolen) und Pfefferspray sehr stark getriggert. Die
Polizei setzt diese immer noch ein.

Wird die Polizei gerufen, weil Menschen in suizidalen Krisen sind, dann tötet
die Polizei mitunter die Menschen selber – vermeintlich aus Eigenschutz. So war
es zum Beispiel bei dem Schwarzen geflüchteten Jugendlichen Mouhamed Lamine
Dramé, der sich das Leben nehmen wollte.

Die Polizei ist definitiv nicht die richtige Ansprechstelle für psychisch kranke
Menschen und Menschen in psychischen Krisen. Auch für neurodivergente Menschen
kann Kontakt mit der Polizei gefährlich werden.

Autistische Menschen wiederholen teilweise bestimmte Bewegungen und Laute immer
wieder. Verstehen Polizist*innen dieses Verhalten nicht, interpretieren sie es
oft als Bedrohung.

Taube, nicht-verbale, neurodivergente Menschen und Menschen mit
Lernschwierigkeiten kommunizieren (oft) anders und reagieren nicht so, wie
erwartet wird, wenn sie in Schwerer Lautsprache angesprochen werden. Wenn sie
nicht auf das reagieren, was die Polizei sagt, nimmt diese es oft als Bedrohung
wahr.

Das große endgültige Ziel muss es sein, Polizei und Gefängnisse abzuschaffen.
Da es noch ein weiter Weg bis dahin ist, brauchen wir auch im aktuellen System
Verbesserungen.
So kann es ein erster Schritt sein, auch zivile und unabhängige Fachkräfte (zum
Beispiel Sozialarbeiter*innen) bei Polizei-Einsätzen dabei zu haben. Es braucht
viel mehr Einsatzkräfte, die in Einfacher Sprache, Leichter Sprache und
Deutscher Gebärdensprache kommunizieren können.

Zu einem ersten Schritt gehören auch verpflichtende Schulungen der Polizei zu
verschiedenen Diskriminierungsformen. Wichtig ist, dort über Verhalten und
Reaktionen auf Stress und Ausnahmesituationen zu informieren, die von den
gesellschaftlichen Erwartungen abweichen.
Diese Schulungen müssen in
regelmäßigen Abständen angeboten werden, die Teilnahme sollte verpflichtend
sein. Dabei ist es wichtig, dass die Polizei auch unabhängige Expert*innen
einbezieht und die Schulungsinhalte regelmäßig überprüft und überarbeitet.
Den Einsatz von Pfefferspray verurteilen wir, gerade bei psychisch kranken
Menschen kann der Einsatz zu Panik bis hin zum Tod führen. Klar für uns ist
auch, dass Taser und jegliche Fixierungen, vor allem auch von psychisch und
chronisch kranken Menschen, sofort verboten werden müssen. Die Landesregierung
ist in der Pflicht, allen voran Herbert Reul als Innenminister, für ein Ende der
Polizeigewalt zu sorgen
.

Gleichzeitig müssen wir anfangen, tatsächliche Alternativen zu Polizei und
Gefängnissen aufzubauen.

Wir müssen behinderte Menschen besser vor Gewalt schützen!

Psychotherapie für marginalisierte Gruppen

In Deutschland und auch in NRW eine Psychotherapie zu machen ist alles andere als
leicht. Einen Platz zu bekommen ist nicht nur mit viel Arbeit, sondern oftmals auch mit
extrem langen Wartezeiten verbunden. 22 Wochen ist die durchschnittliche Wartezeit für
einen Platz. Eine lange Zeit für Menschen mit akutem Bedarf, eine Zeit, in der sich
Probleme verschlimmern, in der Menschen keine Hilfe angeboten wird. Und selbst wenn
man einen Platz bekommen hat, ist ein Wechsel, weil die Therapeutin nicht zu einem passt, mit hohem Aufwand verbunden. Psychotherapie niedrigschwellig und für alle zugänglich machen Besonders schwierig ist es für marginalisierte Menschen einen Platz zu bekommen. Die queere junge Frau, die dringend auf der Suche ist, weil ihre Eltern ihre Identität nicht akzeptieren. Der Familienvater mit Autismus, der in seiner Jugend keine Diagnose erhalten hat oder die migrantisierte trans Person, die kaum eine Chance hat, ihre diskriminierende Erfahrung mit Behörden zu verarbeiten – sie alle und viele Menschen bekommen nur schwer einen Platz. Doch für uns als GRÜNE JUGEND NRW ist ganz
klar, dass das nicht so bleiben kann. Es muss genügend Therapieplätze geben, diese müssen gut zu erreichen sein und niedrigschwellig zugänglich sein. Für Menschen mit einer Gehbehinderung ist ein

Therapieplatz oft schon alleine wegen Treppen nicht zu erreichen, dieser Missstand muss
der Vergangenheit angehören, genauso wie Therapeutinnen unter anderem auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten ausgebildet sein müssen. Einen Platz zu finden, wenn man deutsch nicht beherrscht oder in Gebärdensprache kommuniziert, ist fast unmöglich. Wir finden, dass darf nicht so bleiben. Eine Therapie muss in jeder Sprache möglich sein, denn nur so kann jedem Menschen das nötige Hilfsangebot gemacht werden. Gerade für trans Menschen ist es unabdingbar, dass eine gute medizinische und therapeutische Versorgung sichergestellt ist, dafür braucht es spezialisierte Praxen und zwar erreichbar
für alle!

Systemische Probleme erfordern systemische Lösungen!

Wir haben einen großen Mangel an Therapeutinnen, das liegt nicht zuletzt an den hohen Hürden für eine Ausbildung. Noch bis vor kurzem waren mehrere zehntausend Euro nötig, um überhaupt eine Ausbildung machen zu können. Doch auch wenn das nicht mehr der Fall ist, ist die Vergütung für Psychotherapeutinnen in Ausbildung mit 1000 Euro viel zu niedrig. Verbunden mit einem langen Studium kommen so knapp 10 Jahre zusammen bis Studium und Ausbildung um sind. Die lange Dauer verbunden mit einem sehr hohen NC und dem mickrigen Gehalt verhindert, dass alle Menschen diesem Job
nachgehen können.
Dieses ungerechte System und die viel zu geringe Anzahl an Studien- und
Ausbildungsplätzen sorgt für einen dramatischen Mangel an Therapeut*innen. Der
massive Ausbau und der Abbau der Hürden ist ein absolutes Muss!
Doch bei der reinen Quantität dürfen wir nicht stehen bleiben, wir müssen auch auf die
Qualität gucken. Viele Menschen, die Therapie in Anspruch nehmen, erfahren
Diskriminierung, obwohl sie ja eigentlich auf Hilfe hoffen. Im schlimmsten Fall
verschlimmert sich der psychische Zustand, anstatt besser zu werden. Bei Fällen von
Diskriminierung müssen sich Betroffene schnell und unkompliziert an entsprechende
Hilfestellen wenden können. Diskriminierung hat auch in einer Therapie keinen Platz.
Wichtig ist es deswegen im Studium und in der Ausbildung auf vielfältige
Lebensrealitäten vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass Menschen statt
Diskriminierung echte Hilfe und Solidarität erfahren.

Ein Therapieplatz darf nie vom Geldbeutel abhängen!

Als GRÜNE JUGEND NRW setzten wir uns für eine tatsächliche Verbesserung ein. Dafür
müssen nicht nur Studium und Ausbildung überarbeitet werden, es braucht deutlich mehr
Zulassungen für ambulante Therapeutinnen. Doch auch für Menschen, die keinen festen Platz haben, braucht es Notfall-Plätze für eine akute Hilfe. Um allen Patientinnen und Therapeutinnen gerecht zu werden muss dringend eine Abkehr vom oftmals starren System her, indem kaum Anpassung an die Bedürfnisse möglich ist. Ob online Therapie oder ein flexibler Zeitplan, all das sollte Normalität sein. Dazu gehört auch, dass Patientinnen entscheiden sollen, wie lange sie eine Therapie in
Anspruch nehmen wollen. Niemand darf alleine gelassen werden. Eine Therapie darf nie
vom Geldbeutel abhängen, deswegen gehört die Sperre, die momentan nach einer
gewissen Anzahl von Therapiestunden verhängt wird, sofort abgeschafft. Krankenkassen
müssen endlich den wahren Bedarf zahlen.
Auch niedrigschwellige Angebote mit Menschen, denen es ähnlich geht oder durch
soziale Arbeit können oft helfen. Dafür müssen die entsprechenden Träger ausfinanziert
sein und über genügend Räumlichkeiten verfügen. Hier liegt es auch an den Kommunen,
für diese wichtigen Strukturen zu sorgen.

Das muss es uns wert sein!

Unser System ist kaputtgespart, diskriminiert reihenweise Menschen und gehört
vollständig geändert. Dafür braucht es vor allem eins: Mehr Geld. Ob für den
barrierefreien Umbau oder für eine bessere Bezahlung für Therapeut*innen in
Ausbildung, überall braucht es eine materielle Verbesserung. Dafür kämpfen wir als
GRÜNE JUGEND NRW!