30. Juli 2019

Wir lassen die Sau raus und die Bienen leben!



Wir leben im Jahr 2019, die Bundesregierung hat das Klimajahr ausgerufen. Der
Agrarsektor ist weltweit für etwa ein Viertel aller Treibhausgasemissionen
verantwortlich. Global war der vergangene Monat im Schnitt 1 Grad wärmer als
üblich. Somit war der Juni der wärmste Monat seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen. Hinzu kommt die anhaltende Trockenheit, die Pflanzen und
Tiere austrocknen und sterben lässt.

Es ist also ernst mit dem Satz, dass nur noch wir etwas ändern können, bevor es
endgültig zu spät ist.

Zivilgesellschaftliche Bündnisse sind es, die die Politik momentan zum Handeln
auffordern und an dessen Seite wir als GRÜNE JUGEND NRW stehen. Sei es Fridays
for Future mit der Forderung einer zügigen Energiewende oder Wir haben es satt,
welche drastische Veränderungen in der Landwirtschaft fordern. Beide Forderungen
zusammen stellen elementare Bestandteile für den Erhalt dieses Planeten dar.

Als GRÜNE JUGEND NRW sehen wir insbesondere auch in den Kommunalwahlen die
Chance vor Ort eine Wende in der Agrarpolitik zu schaffen. Aus diesem Grund
braucht es jetzt progressive Anstöße und Forderungen aus der Politik in die
Landwirtschaft hinein. Wir wollen dabei nicht gegen die Landwirt*innen handeln,
sondern nach Wegen suchen diese Wende gemeinsam anzugehen. Deshalb fordern wir
viele Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Fördergelder, damit sich etwas
verändert.

Wir ruhen uns nicht auf den Fehlern und Versäumnissen unserer Elterngenerationen
aus- wir machen es anders und zwar jetzt!

Auf den Boden kommen…

Wenn wir von einer Wende in der Agrarpolitik sprechen, müssen wir uns vorneweg
mit den Böden beschäftigen. Eine ökologische Landwirtschaft zeichnet sich unter
anderem dadurch aus, dass der CO2- Ausstoß minimiert wird und die
Treibhausgasemissionen gestoppt werden! Bis zu 29 Prozent aller
Treibhausgasemissionen stammen aus der Landwirtschaft, wenn die ganze
Lieferkette mitgedacht wird. Umso wichtiger ist es, dass hier endlich gehandelt
wird. Aber nicht nur das: Auch stehen mehrere synthetische Düngemittel unter
Verdacht massiv gesundheitsschädlich zu sein. Nicht zuletzt gehen durch
Ackerflächen durchschnittlich pro Jahr und Hektar 10 Tonnen fruchtbarer Boden
durch Erosion und Humusabbau verloren!

Es muss sich dafür unter anderem die Fruchtfolge vieler landwirtschaftlichen
Betriebe ändern. Durch die monotone Nutzung der Felder, wird dem Boden jeglicher
Nährstoff entzogen. Wir wollen deshalb, dass Landwirt*innen Fruchtfolgepläne für
ihre Flächen erstellen und diese in enger Absprache mit Koordinierungsstellen
rückgekoppelt und kontrolliert werden. Außerdem fordern wir verbindliche
Furchtfolgeregeln für das Land Nordrhein-Westfalen, welche sich nicht nur auf
wirtschaftliche Zwecke beziehen, sondern nährstoffreiche Böden sicherstellen und
den Hummusaufbau ermöglicht.

Damit dies möglich wird, fordern wir als Zweites ein Ende der synthetischen
Düngemittel. Zum einen ist die Herstellung dieser Düngemittel ein höchst
energieaufwendiger Prozess, in dem etliche Mengen fossilem Gas verbraucht
werden. Zum anderen können sich synthetische Düngemittel negativ auf die Böden
auswirken. Solange die Kosten der Umweltfolgen aufgrund von
Stickstoffüberschüssen im Boden den Verursacher*innen nicht in Rechnung gestellt
werden, ist es für Landwirt*innen günstiger mineralischen Dünger zu kaufen und
diesen in großen Mengen großflächig zu verteilen. Anders wäre es möglich
bedarfsorientiert die Stickstoffüberschüsse aus der eigenen Viehhaltung zu
nutzen. Wir setzen uns als GRÜNE JUGEND NRW für eine Wende ein. Dafür
solidarisieren wir uns mit der Initiative Free the soil, die sich seit Jahren
mit den Folgeschäden der industriellen Landwirtschaft beschäftigt und sich für
progressive Veränderungen einsetzt!

Weiterhin sollten Möglichkeiten der Rückgewinnung wichtiger Pflanzennährstoffe
wie Stickstoff und Phosphor aus Abwässern erprobt werden, da so der Überdüngung
von Gewässer entgegen gewirkt werden kann und gleichzeitg ein Recycling dieser
Stoffe möglich wird. Die zurückgewonnen Nährstoffen können dann in Form einer
Kreislaufwirtschaft in die Landwirtschaft zurückfließen. Dies ist gerade deshalb
wichtig, da auch Überschüsse organischer Dünger, wie Gülle, ungenutzt in unseren
Gewässern enden.

Als letztes fordert die GRÜNE JUGEND NRW eine Entlastung der Böden. Die
permanten Düngefahrten mit teils mehrtonnigen Fahrzeugen schadet nicht nur den
Pflanzen, sondern verdichtet vorallem den Boden. Durch die Belastung des Bodens
wird der Boden so stark zusammengedrückt, dass Insekten und Tiere im Erdreich
keinen Platz zum Leben haben und im Umkehrschluss der Humusaufbau kaum mehr
möglich ist.

Die GRÜNE JUGEND NRW fordert:

  • Fruchtfolgeregeln für das Land Nordrhein-Westfalen
  • Verbot synthetischer Düngemittel und Nutzung des eigenen
    Stickstoffüberschusses
  • Bodenentlastung durch gezieltere Lastenfahrten
  • Förderung von leichteren Transport- und Feldfahrzeugen
  • Verbot des Gülletransportes aus anderen EU-Ländern
  • Landwirtschaft von Morgen: Im Einklang mit der Natur!

Das Bild der Felder in Nordrhein-Westfalen ist geprägt von Monokulturen. Sowohl
Bio-Betriebe, aber insbesondere auch konventionelle Betriebe haben sich in der
Vergangenheit immer weiter spezialisiert die die Produktion weniger Erzeugnisse.
Durch diese Entwicklung hat die Landwirtschaft sich immer weiter von natürlichen
Biologischen Kreisläufen entfernt.

Eine zukunftsfeste Landwirtschaft, welche auch in Zeiten der Klima- und
Artenkrise die Nahrungsmittelproduktion auf lange Sicht sichert, muss ihren Teil
zur Bewältigung der Klimakrise sowie dem Stoppen des Artensterbens beitragen.
Sie muss auf Anbauverfahren setzen, die sich auf natürliche ökologische
Kreisläufe stützt.

Eine besonders ökologisch verträgliche Art der Landbewirtschaftung sind
Permakulturen. In diesen wird ein geschlossenes Ökogebiet nachgeahmt, es
entstehen Symbiosen. Die Pflanzen werden so ausgewählt, dass sie die Nährstoffe
im Boden optimal nutzen, aber nicht überstrapazieren. Künstliche Düngung,
Pestizide und große Maschinen werden nicht benötigt.Diese Ökosysteme bieten
zudem verschiedensten Insekten, Vögeln und anderen Tieren Lebensraum.

Zudem wird in Permakulturen der Boden nur selten komplett umgepflügt. So bleibt
die Struktur des Bodens erhalten und durch Wurzeln gestärkt, sodass die
wertvolle Muttererde kaum durch Erosion abgetragen wird. Gleichzeitig steigt der
Arbeitsaufwand für den Menschen über das ganze Jahr, wodurch weniger
Saisonarbeit und mehr existenzsichernde Arbeitsplätze entstehen.

Besonders bietet sich für Betriebe in NRW die Agroforstwirtschaft an. Bei dieser
Form der Bewirtschaftung werden neben landwirtschaftlichen Pflanzen auch Bäume
auf der selben Fläche angepflanzt.

Das trägt sowohl zur Biodiversität bei, bindet aber auch CO2 durch die Wurzeln
im Boden und dient als natürlicher Schädlingsregulierer.

Die GRÜNE JUGEND NRW spricht sich deutlich für diese Art der Landwirtschaft aus.
Leider wird dieses Modell in Deutschland und NRW nicht gefördert. Eine EU-
Verordnung zur Ersteinrichtung von Agrarforstsystemen gibt es jedoch bereits.

Langfristig wollen wir, dass mindestens die Hälfte aller landwirtschaftlichen
Betriebe dem Modell des Agroforstings folgt und dieses betreibt.

Bauernhof-Romantik und Digitalisierung müssen sich dabei nicht ausschließen! So
können bspw. kleine, vernetzte Landmaschinen von der Dimension allseits
bekannter Rasenmähroboter auch abgewandelt in der Landwirtschaft eingesetzt
werden. Solche Maschinen verdichten durch ihre geringe Größe nicht den Boden,
zudem können sie durch intelligente Steuerung gezielt arbeiten und müssen nicht
in der großen Fläche mit Kollateralschäden agieren.

Bei der Pflanzenwahl für bestimmte Flächen können Satellitenbilder, moderne
Messmethoden und künstliche Intelligenz den Menschen auch Abseits
großdimensionierter monokultureller Bewirtschaftung unterstützen.

Die GRÜNE JUGEND NRW fordert:

  • Die Umsetzung von Agroforstsystemen in NRW mit Unterstützung durch
    Landesfördermittel
  • Die Weiter- und Ausbildung von Landwirt*innen in diesem Bereich
  • Eine Beratungsstelle des NRW-Umweltministeriums, zur Transformation der
    Betriebe
  • Eine staatliche Baumprämie für landwirtschaftliche Flächen
  • Ein niedrigschwelliges Förderprogramm für experimentelle Formen der
    Landwirtschaft, welche der Umweltverträglichkeit, sowie dem Arten- und
    Klimaschutz dient und Alternativen zu Monokulturen, künstlicher Düngung
    und dem Einsatz von Großmaschinen aufzeigt.
  • Landwirtschaft für Bäuer*innen: Sozial, demokratisch und jung

Neben den ökologischen Krisen unserer Landwirtschaft zeichnet sich eine soziale
und wirtschaftliche Krise ab. Seit 1971 ging die Zahl der Höfe in Deutschland
von 1.017.697 Betrieben auf 276.000 im Jahr 2016 zurücj. Gleichzeitig stieg die
Größe der verbleibenden Höfe und damit das bewirtschaftete Land und die Anzahl
an Tieren pro Betrieb. Dem folgt eine Intensivierung der Landnnutzung und der
Verlust von Arbeitsplätzen, struktureller Vielfalt und sozialen Strukturen im
ländlichen Raum. Die Kontrolle über die Herkunft unserer Lebensmittel liegt
zunehemend in der Hand immer weniger und immer größerer Konzerne. Das Problem
entspringt vor allem den Agrarsubventionen der EU, welche ihre Zahlungen vor
allem an die Größe der bewirtschaften Fläche knüpfen und so große Betriebe über-
bevorteilen. So profitieren von 80% der Gelder gerade einmal 20 % der Betriebe.
Die Devise lautet „Wachse oder weiche!“. Gleichzeitig basieren die
Arbeitsverhältnisse allzuoft auf prekären Beschäftigungen der Zeit- oder
Saisonarbeit. Während die EU die Subventionszahlung an gewisse Umweltnormen
knüpft liegen immer noch keine einheitlichen Arbeitsnormen vor. Die Zahlung von
Subventionen sollte mit sicheren Arbeitsverhältnissen und existenzsicherenden
Löhnen verbunden sein. Öffentliche Gelder sollen öffentliche Leistung fördern!
Daher fordert die Grüne Jugend NRW eine Bewertung der Förderhöhe, anhand
sozialer und ökologischer Kriterien und nicht der Fläche.

Gerade Konzepte wie Agrargenossenschaften, gemeinschaftliche Landnnutzung und
weitergehende Konzepte wie solidarische Landwirtschaft wirken dem Wachstumsdruck
und der Marktlogik mit schwankenden Absatzpreisen entgegen. In einem
Wirtschaftzweig hohem Risikos und hoher Investionen bei gleichzeitig niedriger
Gewinne, schützen solche KKonzepte kleinere Produzent*innen fördern regionale
Märkte, verbinden Produzent*innen und Konsument*innenund tragen zur
Demokratisierung der Landwirtschaft und Wirtschaft im Generellen bei. Diese
Modelle könnten auch Vorlagen für demokratischere Betriebsmodelle in anderen
Branchen liefern und sollten daher stärker gefördert werden!

Gleichzeitig fürchten viele Betriebe um die Nachfolge auf ihren Höfen. Junge
Menschen müssen stärker ermutigt werden im landwirtschaftlichen Bereich tätig zu
werden. Hierzu müssen bestehende Förderungen von Junglandwirt*innen und Agrar-
Start-Ups angehoben werden. Steigende Pachtpreise auf Agrarflächen stellen ein
großes Hindernis für junge Menschen dar. Hierzu müüssen die teils illegalen
Vorgänge im Bereich des „Land-Grabbings“ durch große meist nicht
landwirtschaftliche Investmentfirmen europaweit untersucht und unterbunden
werden. Es muss einen Vorrang junger Landwirt*innen beim Erwerb von Agrarflächen
vor nicht-landwirtschaftlichen Käufer*innen geben. So fordert die Grüne Jugend
NRW von der EU, Bundesregierung und Landesrregierung engagiert Maßnahmen zu
ergreifen gegen einen zunehmenden Preisanstieg der Agrarflächen und eine
Stärkung junger Landwirt*innen auf ihrem Weg ins Arbeitsleben durch Ausbildung,
Beratung und Finanzierung

Die Grüne Jugend NRW fordert:

  • eine Auslegung der EU-Agrarsubventionen, anhand ökologischer und sozialer
    Kritierien und nicht ausgelegt am Flächenbesitz.
  • eine Förderung von demokratischeren sozialen Modellen der Betriebsführung,
    wie solidarische Landwirtschaft oder Agrargenossenschaften in NRW
  • eine Anhebung der Förderung von Agrar-StartUPs und Junglandwirt*innen.
  • den engagierten Kampf gegen illegale Methoden des Landgrabbing und den
    Einsatz gegen den Preisanstieg von Agrarflächen.
  • einen Vorrang jungen landwirtschaftlichen Käufer*innen bei der
    Ausschreibung von Agarflächen.
  • Von Bienen und Blumen- Biodiversität schützen!

Um die Biodiversität zu retten und die CO2- Belastung zu minimieren, reichen
jedoch Maßnahmen in der Landwirtschaft allein nicht aus. Deshalb muss sich auch
in der Fortwirtschaft einiges ändern.

Spätestens nach diesem bislang überdurchschnittlichen trockenen Sommer ist klar,
dass die Fichten- und Nadelwälder in NRW absterben. Bis zu 50 Prozent der
Fichtenwälder im südlichen Westfalen sind vom Borkenkäfer befallen und die
Städte und Kommunen kommen schon mit der Bewässerung des Straßenbegleitgrüns
nicht zurecht. Ganz zu schweigen von Wald und Park.

Dabei sind die Wälder, gerade Mischwälder, wichtig für die Erhaltung von
Biodiversität. Denn schon ein Löffel Waldboden beherbergt mehr Organismen als
Menschen auf der Erde leben. Und diese Diversität gilt es zu erhalten!

In NRW gibt es jedoch kaum mehr alte Baumbestände und natürliche Wälder. Große
Waldflächen werden abgeholzt und oftmals als reine Monokulturen wieder
neugepflanzt.

Als GRÜNE JUGEND NRW fordern wir:

  • Neupflanzungen nur noch in Form eines Mischwaldes.
  • den sofortigen Stopp der Abholzungen von Wäldern für den Abbau
    oberflächennaher Rohstoffe.
  • Bodenschonende Verfahren zur Instandhaltung der Wälder.
  • Totalschutzgebiete für Wälder, wie beispielsweise einen Nationalpark
    Senne.

Der Weltbiodiversitätsrat hat im Mai dieses Jahres in seinem Bericht Alarm
geschlagen: Eine Millionen Arten sind weltweit in den nächsten Jahren und
Jahrzehnten vom Aussterben bedroht, sofern keine grundlegenden Änderungen bei
der Landnutzung, beim Umweltschutz und der Eindämmung der Klimakrise vollzogen
werden.

Inzwischen sind auch Auswirkungen der Artenkrise auf die globale Erwärmung
belegt: Durch einen Verlust an Biodiversität in Nadelwäldern etwa fallen diese
häufiger verheerenden, großflächigen Bränden zum Opfer. Dabei wird auch eine
darunterliegende Torfschicht in Brand gesetzt und die Klimakrise durch das
freigesetzte CO2 zusätzlich befeuert. Es zeigt sich also: Arten- und Klimaschutz
müssen Hand in Hand gehen.

Auch in Nordrhein-Westfalen wird die Artenkrise verschärft: Neben intensivem
Pestizideinsatz in monokultureller Landwirtschaft ist auch der hohe
Flächenverbrauch problematisch. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst pro Tag
um etwa 10 ha. NRW wird somit krachend verpassen, seinen Anteil an den
Nachhaltigkeitszielen der Bundesregierung zu erfüllen und den Verbrauch auf 5 ha
täglich zu reduzieren. Eine Zerschneidung der Landschaft durch immer weitere
Straßenbauvorhaben setzt die Artenvielfalt im Freiraum zusätzlich unter Druck.
Dabei bestäuben Bienen weltweit rund 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen.
Der Verlust von Bestäuberinsekten bedroht die Nahrungsmittelproduktion! Studien
zu Folge bedeutet dies weltweit einen Rückgang der Obsternte von 23%, bei Nüssen
und Getreide von 22% und bei der Gemüseernte 16%. Ein Aussterben dieser
wichtigen Insekten hätte gravierende Folgen für die Landwirtschaft und uns
Menschen.

Wir können der wichtigen Arbeit von Imker*innen dankbar sein, dass sie den
Fortbestand von Bienen fördern und unterstützen ihre Arbeit ausdrücklich.

Die meisten Insekten und Vögel sind allerdings auf sich alleine gestellt. Und
insbesondere diesen gilt es eine Umgebung zu schaffen, in denen sie gut
überleben können und wir dadurch die Biodiversität schützen.

Vielerorts werden Maßnahmen geschaffen, damit auch innerstädtisch die
Artenvielfalt geschützt werden kann. So gibt es Empfehlungen für
Schmetterlingswiesen und kostenlose Wildblumensaat oder Bienenstöcke auf
öffentlichen Gebäuden. Wir wollen, dass diese Maßnahmen katalogisiert werden,
sodass jede Kommune darauf zurückgreifen kann. Es muss zukünftig verpflichtend
für alle Städte sein, dass sie sich ein Konzept zum Erhalt der Biodiversität
ausarbeiten.

Mit diesen Ideen sind Städte mittlerweile häufig artenreicher als der ländliche
Raum, weil diese Maßnahmen sofort einen Effekt herbeiführen.

Die Landtagsfraktionen von CDU und FDP haben vor der Sommerpause in ihrem Antrag
zur Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen die Förderung von Blüh- und
Schonstreifen in 14 sogenannten „Leitbetrieben Biodiversität“ als zentrales
Projekt für Biodiversität im ländlichen Raum im Programm der Landesregierung
#ArtenvielfaltNRW hervorgehoben. Für uns ist völlig klar: Um die Artenvielfalt
auf dem Land zu fördern, braucht es hier noch mehr als Wegbegleitgrün in Form
von Wildblumenstreifen.Wenn wir diese existenzielle Krise bewältigen wollen,
müssen wir mit den Maßnahmen in die Fläche. Ohne einen fundamentalen Wandel in
der Landwirtschaft, werden wir das Artensterben stoppen können.

Wir stellen uns dem Artensterben entgegen und fordern deshalb als GRÜNE JUGEND
NRW:

  • Ein Verbot von Pestiziden für die es hinreichend effektive
  • ökologische Alternativen gibt, vor allem struktureller Art, welche die
    Nutzung von Pestiziden vermeiden und ein Verbot von Pestiziden, deren
    Umweltauswirkungen eine Nutzung nicht tragbar machen.
  • Netto-Null-Verbrauch der Verkehrs- und Siedlungsfläche durch
    Flächenkreislaufwirtschaft bis 2030
  • Reduzierung des Verbrauchs an Verkehrs- und Siedlungsflächen in NRW.
  • Grundsätzlicher Neubaustopp von Fernstraßen
  • Ausbau und Förderung von Bienenstöcken auch innerstädtisch
  • verpflichtender Beitrag zur Biodiversität an städtischen Gebäuden

Wir lassen die Sau raus!

Die intensive Nutztierhaltung und damit verbundene Landnutzung trägt einen
großen Anteil an der Klimaschädlichen Bilanz des Agrarsektors in Deutschland und
weltweit. In immer größeren Stallanlagen werden immer mehr Tiere unter
unerträglichen Zuständen rasant zum Schlachtgewicht gemästet oder auf maximale
Milch oder Eierproduktion getrimmt.

Darüber hinaus bringt die Tierhaltung auch viele lokale Probleme mit sich. Lärm-
und Geruchsemmissionen belasten das Umfeld der Ställe. Hinzu kommt, dass die
durchschnittliche Größe landwirtschaftlicher Betriebe in Nordrhein-Westfalen mit
rund 43ha unter dem Bundesschnitt liegt. Die Mengen an Gülle, die in den
Tierfabriken anfällt, steht somit oftmals in keinem Verhältnis zu der
Betriebsfläche, auf der sie ausgebracht werden kann. Die Folge ist Überdüngung
und gefährlich hohe Nitratbelastung des Grundwassers. Wir wollen keine
internationale Güllelogistik, wo die Gülle immer weitergeschoben und die damit
verbundenen Probleme externalisiert werden.

Durch die hohe Anzahl an Tieren auf sehr geringem Raum in konventionellen
Ställen übertragen sich zudem Krankheiten im Tierbestand rasant. Um dem
vorzubeugen, werden den Tieren Antibiotika präventiv über das Futter
verabreicht. Antibiotikarückstände in tierischen Produkten führen immer mehr zu
gefährlichen Antibiotika-Resistenzen bei Menschen.

Um die Voraussetzungen für eine Tierwohlorientiertere und ökologisch
verträgliche Nutztierhaltung zu schaffen, muss die erlaubte Besatzzahl an die
Betriebsfläche gekoppelt werden.

Die GRÜNE JUGEND NRW fordert:

  • Eine Flächenbindung von 2 Großvieheinheiten pro Hektar Betriebsfläche mit
    einer Übergangszeit für die Transformation von max. 5 Jahren. Dazu sollen
    Landwirt*innen umfangreiche Beratungs- und Fortbildungsangebote für die
    Transformation ihrer Betriebe zur Seite gestellt bekommen.
  • Ein Umbau der Fördervoraussetzung für die EU-Agrarsubventionen. Gefördert
    werden soll künftig das Tierwohl und ökologische Wirtschaftsweise, nicht
    die Betriebsgröße.
  • Ein umgehender Stopp der Fütterung von Reserve-Antibiotika.
  • Eine Festsetzung der Haltungsbedingungen aus der heutigen Bio-Haltung als
    neuer Mindeststandart. Hierfür bedarf es Förderungen für die Umbauten der
    Ställe. Des weiteren sollen Landwirt*innen umfangreiche Beratungs- und
    Fortbildungsangebote für die Transformation ihrer Betriebe zur Seite
    gestellt bekommen.

Die GRÜNE JUGEND NRW verfolgt das Ziel einer veganen Gesellschaft. Bis wir
dieses Ziel erreichen, müssen allerdings zunächst Weichen gestellt werden, die
den artgerechten Umgang mit Tieren in unserer heutigen Nahrungsmittelwirtschaft
priorisieren und verhindern, dass die Tierrechte Kapitalinteressen zum Opfer
fallen . Viele Maßnahmen der industriellen Nahrungsmittelwirtschaft führen dabei
zu unverhältnismäßigem Tierleid oder stellen einen unfassbar hohen Stressfaktor
für die Tiere dar.

Das Tiereswohl darf sich jedoch nicht nur auf Deutschland beschränken. Der Im-
und Export tierischer Produkte aus dem Ausland, darf kein Schlupfloch sein um
nationale Tierschutzstandards zu umgehen.

Um Tierrechte sichern zu können, fordern wir:

  • Die Abschaffung der Massentierhaltung.
  • Die sofortige Beendigung von „Kükenschreddern“ und der Kastration von
    jungen Ferkeln.
  • Das Verbot von Massentransporten von Tieren.
  • Die Abschaffung von großen Schlachtereien.
  • Die Einführung eines europäischen Tierschutzlabels für alle tierischen
    Erzeugnisse.
  • Ein europaweites Tierschutzgesetz mit verpflichtenden, konsequenten
    Tierschutzstandarts für die Nahrungsmittelwirtschaft.


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