31. Oktober 2022

Kitas in der Krise



In Kindertagesstätten wird der Grundstein für Bildung gelegt. Mehrbelastung in
den Arbeitsabläufen durch die Corona-Pandemie, ständige Unterfinanzierung, zu
wenig Engagement für nachhaltige Entwicklung und Sicherung stellen die
Herausforderungen dar, mit denen sich Erziehende tagtäglich abfinden müssen. Wir
haben eine ganzheitliche Bildungskrise, die sich von Anfang an bemerkbar macht.
Beginnend beim Personalnotstand in Kindertagesstätten, weiter zu veralteten
Gebäuden bis hin zum Essen in der Kita – es braucht eine moderne,
queerfeministische und vielfältig repräsentative Sicht auf das Thema
„frühkindliche Bildung“. Es zahlt sich nachhaltig aus, mehr in die Jüngsten
unserer Gesellschaft zu investieren.

Aktuell sieht das leider anders aus. Es herrscht extremer Personalmangel, egal
wohin man schaut. Bestehende Personalien sind überlastet und können ihren
eigentlichen Aufgaben kaum mehr gerecht werden. Damit reihen sich Berufe in der
Kindertagesstätte in die Reihe der Care-Berufe ein, die zu wenig Geld und
Personal haben. Der Fehler liegt hier ganz klar im System. Unsere
Kindertagesstätten sind selten modern ausgestattet. Der Abbau von Barrieren ist
für viele Kitas ein nicht zu erreichendes Ziel, da es an staatlicher
Unterstützung fehlt. Statt allen Erziehungsberufen endlich den Stellenwert in
unserer Gesellschaft zu geben, den sie verdienen, wird weiterhin einfach nur
zugesehen und möglichst wenig für eine grundlegende Verbesserung getan. Das
Personal in diesen Bildungseinrichtungen ist unterbezahlt, was durch die
aktuelle Inflation und Energiekrise noch deutlicher zu Tage tritt. Der Fokus von
Kitas soll auf der Bildung und Erziehung liegen, genauso aber darauf, die
Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund zu stellen und einen Beitrag zu einer
erfüllten Kindheit zu leisten!

Kitas unterstützen & Kindertagespflege stärken!

Erzieher*innen & Tagespflegepersonen leisten einen der wichtigsten Beiträge für
unsere Gesellschaft. Deshalb verdienen sie unserer Meinung nach mehr
Anerkennung. Dies spiegelt sich nicht nur in der sozialen Stellung des
Berufsstandes wider, sondern auch im Gehalt. Ebenso braucht es mehr
qualifiziertes Personal. Damit jedes Kind einen Kitaplatz in der Nähe bekommt,
fordern wir als Grüne Jugend NRW einen massiven Ausbau von Kitas. Das Ziel soll
sein, dass mindestens eine Kita im Umkreis von 30 Minuten vom Wohnort auch mit
öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann. Des Weiteren müssen wir die
Art und Weise der Ausbildung von Erzieher*innen überdenken. Um das Versprechen
einer Bildung und Teilhabe für alle, dürfen wir die Barrierearmut von Kitas
nicht aus dem Blick verlieren und zu den baulichen Maßnahmen auch speziell
geschultes Personal zur Grundausstattung jeder Kita machen. Während die Arbeit
von Tagespflegepersonen schon heute oft fehlende Kita-Plätze kompensiert und die
Einrichtung von Großpflegestellen in den Kommunen bereits zur gelebten Praxis
wird, hinkt das Land bei der Finanzierung hinterher. Die Landeszuschüsse müssen
in einem Maße steigen, in dem die Kosten eines Platzes in der Kindertagespflege
sich für die Kommunen nicht weiter signifikant von denen für einen Kita-Platz
unterscheidet. Daher fordern wir:

  • Anpassung der (Einstiegs-)Gehälter nach den Forderungen von Ver.di
    (Tarifrunde 2022).
  • Eine bessere Bezahlung und Entlastung von Auszubildenden.
  • Eine Fachkräfteoffensive, die ihren Namen verdient hat. Damit einhergehen
    soll eine deutliche Steigerung der Ausbildungsplätze.
  • Mehr männlich gelesenes und INTA* Personal – Erziehung ist eine
    gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
  • Ein Recht auf Weiterbildung, damit moderne und qualitativ hochwertige
    Bildung dauerhaft gewährleistet ist.
  • Einfachere Anerkennung von Qualifikationen und Berufserfahrung.
  • Eine Ausbauoffensive und zusätzlich geschultes Personal, welches auch die
    Barrierefreiheit von Kitas mit einbezieht.

Kitas zu besseren Orten für alle machen!

Neben den Personalfragen und baulichen Maßnahmen wollen wir das Leben und Lernen
in unseren Kitas verbessern. In Zeiten, in denen jede erziehende Person arbeiten
muss, um ein ausreichendes Auskommen zu haben, führt dies zu Schwierigkeiten,
die Arbeitszeiten mit den Betreuungszeiten von Kitas in Einklang zu bringen.
Diese sind häufig sehr starr an das klassische Familienbild angepasst und nicht
mehr zeitgemäß. Kitagebühren und Essensgelder lassen die Kita und damit
frühkindliche Bildung zu einer zusätzlichen Mehrbelastung werden. Dies hat
nichts mit echter sozialer Gerechtigkeit zu tun! Bewegungsangebote, wie
Wassergewöhnung und Schwimmtraining, sowie Sprachförderungen sollten für die
Kinder ausgeweitet werden, um gerade nach der Corona-Pandemie Räume für die
grundmotorische und sprachliche Entwicklung zu schaffen. Kooperationen mit
umliegenden Sportvereinen sind hier eine Möglichkeit, dies umzusetzen. Die
strikte Kopplung von Alter und Einschulung ist zur Zeit gängige Praxis, jedoch
ist die Entwicklung von Kindern höchst individuell. So kann es vorkommen, dass
Kinder zu früh oder zu spät in die Schule kommen und sich somit nicht ihren
Möglichkeiten nach entwickeln können. Außerdem müssen bereits in der
frühkindlichen Arbeit die Grundlagen demokratischer Bildung vermittelt und
altersgerechte eingeübt werden. Sowohl in den Kitas als auch über Jugendämter
auf kommunaler Ebene gilt es Kinder stärker an Entscheidungen zu beteiligen und
ihnen demokratische Prozesse kunstgerecht nahezubringen.

Daher fordern wir:

  • Kostenfreie Kindertagesstätte für alle – Kinderbetreuung ist
    Grundversorgung!
  • Konsequenter Ausbau der Ganztagsbetreuung
  • Regionales, kostenloses Essen in allen Kitas.
  • Mehr Entscheidungsfreiheit über den Zeitpunkt der Einschulung.
  • Kostenlose Bewegungsangebote, wie zum Beispiel Wassergewöhnung und
    Schwimmtraining.
  • Sprachförderung für nicht deutschsprachige Muttersprachler*innen, sowie
    Förderung der Muttersprache.


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