Wo wir auch hinschauen, überall ist Krise. Wir wachen jeden Morgen auf und es
ist noch schlechter als am Tag vorher. Nicht nur haben wir alle berechtigte
Angst vor der Klimakrise, die soziale Krise merken wir alle jeden Tag im
Portemonnaie. Die Regierungen in Berlin und Düsseldorf stellen trotzdem
Sparhaushalte auf und sparen unsere Infrastruktur kaputt – kurzum: Sie werden
den gesellschaftlichen Notwendigkeiten noch nicht einmal im Ansatz gerecht.
Trotzdem kämpfen wir als GRÜNE JUGEND jeden Tag, um zumindest in die Nähe der
1,5-Grad-Grenze zu kommen und dafür, dass wir gut leben und arbeiten können.
Die Mieten in Großstädten sind im letzten Jahr weiter explodiert, die
Lebensmittelpreise auch. Und die Löhne? Bleiben quasi gleich. Das bedeutet, dass
sich immer mehr Menschen immer weniger leisten können. Am schwersten trifft das
diejenigen, die schon vorher wenig hatten. Aber am Ende trifft es alle
Arbeiter*innen, es trifft uns, die 99 Prozent. Die einzigen, die es nicht
trifft, sind Superreiche und diejenigen, die Unternehmen besitzen. Sie
profitieren in der Krise, während wir ausgebeutet werden. Aber warum ist das
eigentlich so?
Dass Natur und Menschen ausgebeutet werden, ist kein Naturgesetz, aber es kommt
uns zu oft so vor. Doch die Ungerechtigkeiten haben System und das System heißt
Kapitalismus. Es baut darauf auf, dass einige Wenige sehr viel besitzen, und die
Allermeisten eben nichts besitzen. Das bedeutet, dass Grund und Boden, dass
Produktionsmittel und Kapital in der Hand der Kapitalist*innen liegt und wir als
Arbeiter*innenklasse unsere Arbeitskraft verkaufen müssen, weil uns eben nicht
die Fabrik und die Milliarden gehören. Denn Miete zahlen, Essen kaufen und unser
Leben finanzieren, dass müssen wir schließlich alle.
Während also die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, während
Superreiche sich immer größere Yachten kaufen und Konzerne Milliardengewinne auf
unsere Kosten machen, wird uns erzählt, dass wir uns einfach nur mehr anstrengen
müssen und wir selber Schuld an schlechter Bezahlung und miesen
Arbeitsbedingungen sind. Dieser Erzählung stellen wir uns entgegen, in der
GRÜNEN JUGEND benennen wir die Ungerechtigkeit und stellen uns klar gegen die
kapitalistische Ausbeutung.
Zurecht utopisch
Wenn wir die bestehenden Verhältnisse mitsamt ihren Ungerechtigkeiten
kritisieren und uns ein neues Morgen ausmalen, dann bekommen wir von unseren
politischen Gegnern oft vorgeworfen, dass wir zu utopisch denken. Was sie damit
meinen, ist, dass wir als Linke realitätsfremd seien. Als wäre jedes Denken über
den Tag hinaus unsinnig und reine Selbstbespaßung.
Wenn wir uns aber die drängenden Fragen in den Lebensrealitäten der Menschen
anschauen, sind realitätsfremd diejenigen politischen Kräfte, die im Angesicht
der massiven Ungerechtigkeiten beschließen, diese lieber zu verwalten, statt sie
zu überwinden.
Wir dagegen wissen, dass unsere Kritik am bestehenden System wichtig ist. Nicht
als Selbstzweck und weil wir gerne Fundamentalopposition spielen wollen. Sondern
weil es uns darum geht, durch Kritik an den bestehenden Ungerechtigkeiten
aufzuzeigen, wie eine andere
Gesellschaft aussehen könnte. Utopien sind für uns keine fertigen Bilder ohne
Bezug zu den gesellschaftlichen Verhältnissen. Vielmehr wollen wir im Hier und
Jetzt kritisieren, was schiefläuft und damit verbunden gleichzeitig
Schlaglichter einer solidarischen Zukunft zeigen. Und gleichzeitig können wir
unsere Kritik am Status-Quo besser äußern, wenn wir wissen, wo wir eigentlich
hinwollen.
Unsere Utopien beinhalten deswegen beides: Die handfeste Kritik an unserer
jetzigen, ungerechten Gesellschaft und die langfristige Vision eines besseren
Morgens. Das wollen wir zur Grundlage unserer politischen Strategie machen und
mit unserer Verbandspraxis jeden Tag einen weiteren Schritt weiter vorwärts
machen.
In jedem Gespräch, dass wir als Aktivist*innen der GRÜNEN JUGEND führen, spüren
wir, dass gerade junge Menschen keine Lust mehr auf Weiter-So haben. Und, dass
sie frustriert davon sind, wenn große Veränderung in ihrem Sinne versprochen,
aber am Ende nur an kleinen Stellschrauben gedreht wird.
Gerade im Angesicht des Rechtsrucks wollen wir mit der Politik der
vermeintlichen Alternativlosigkeit brechen und gleichzeitig den falschen
Versprechungen von rechts etwas entgegensetzen. Als GRÜNE JUGEND in Nordrhein-
Westfalen wollen wir tatsächliche Alternativen einer sozialgerechten,
klimaneutralen und emanzipierten Gesellschaft für alle denkbar machen und sie
vom Kampf dafür überzeugen.
Hin zur befreiten Gesellschaft
Die Ursachen der meisten Ungerechtigkeiten, die wir erleben, liegen im
kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Das überwinden zu wollen,
klingt im ersten Moment undenkbar. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind aber
nicht gottgegeben und unverrückbar, sondern von Menschen gemacht. Und das
bedeutet, dass sie auch von Menschen wieder verändert werden können. Mit diesem
Ziel vor Augen machen wir als GRÜNE JUGEND Politik.
Wir streiten für eine Gesellschaft, in der Arme nicht immer ärmer und
gleichzeitig Reiche immer reicher werden. Stattdessen können wir mit dem Elend
brechen, dass Menschen andere Menschen für Profite ausbeuten müssen.
Wir kämpfen für eine Welt, in der niemand materielle Sorgen haben muss, weil die
Mieten unbezahlbar sind und die Inflation alles hart Ersparte langsam
auffrisst.In der nicht die Konzern- und Profitinteressen von einigen Wenigen
über denen der großen Mehrheit stehen.
In der Natur und Klima nicht für kurzfristige Profite verheizt werden, sondern
wir klimaneutral leben können. Und gleichzeitig das Patriarchat, Rassismus und
alle Formen von Diskriminierung überwunden haben.
Natürlich scheint das alles kaum realisierbar und weit weg, gerade in Zeiten, in
denen wir Linke reine Abwehrkämpfe um bereits bestehende soziale
Errungenschaften und gegen den Faschismus kämpfen müssen. Aber mit unserer
Utopie der befreiten Gesellschaft vor den Augen, können wir für das neue Morgen
kämpfen.
Echte Veränderung wird uns nie geschenkt. Zu stark sind dafür die Interessen
unserer gesellschaftlichen Gegner. Zwar gibt es mal Zugeständnisse, wenn der
Druck hoch ist. Am Ende werden nur kleine Stellschrauben gedreht, nicht aber an
der ganzen Maschinerie gerüttelt. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns
auch gezeigt, dass Regierungsbeteiligungen, selbst in möglichst progressiven
Konstellationen, allein uns nicht retten werden.
Mit klarem Kompass
In der GRÜNEN JUGEND geben wir uns nicht mit kleinen Reförmchen zufrieden, weil
wir wissen, dass ein neuer Zebrastreifen oder die 8 Euro mehr pro Kind bei der
Kindergrundsicherung nichts an den grundlegenden Problemen ändert. Wir verlieren
uns nicht in kleinen Kämpfen und lassen alle unsere Kapazitäten nicht auffressen
vom immer gleichen politischen Alltagsgeschäft bestehend aus dem mühsamen Kampf
um die kleinste Veränderung. Denn wenn uns eins gerade im Angesicht von
Klimakrise und sozialen Verwerfungen klarer als je zuvor ist, dann, dass es
endlich die ganz großen Veränderungen von links braucht.
Als Teil der politischen Linken beschäftigen wir uns deswegen mit grundlegenden
Fragen, wie unsere Gesellschaft aussehen soll. Als gesamter Verband schauen wir
auf die grundlegenden Mechanismen kapitalistischer Ausbeutung, diskutieren in
unzähligen Workshops, was es bedeutet in einer Gesellschaft zu leben, in der
Arbeiter*innen ausgebeutet werden und die natürlichen Ressourcen zerstört
werden. Ob in einem Aktiventreffen im Kreisverband oder auf dem großen
Sommercamp, Bildungsarbeit in der GRÜNEN JUGEND ist Grundlage, um Aktivist*innen
zu ermächtigen bestehende Verhältnisse zu verstehen und gegen sie aufzustehen.
Das alleine wird aber nicht ausreichen, um erfolgreich für linke Ideen zu
streiten, müssen wir viele sein. Denn konservative und rechte Kräfte bedrohen
nicht nur unsere demokratische Grundordnung, sie stellen sich schützend vor das
Kapital und sorgen dafür, dass der Status Quo maximal verwaltet wird. Wollen wir
also eine Chance haben, mit unseren Zielen uns der Utopie zumindest anzunähern,
dann liegt es an uns, uns zu organisieren. Denn nur so können Projekte mit
utopischem Charakter wie eine flächendeckende Vergesellschaftung oder eine
Demokratisierung der Wirtschaft angeschoben werden. Als GRÜNE JUGEND wollen wir
deswegen die breite Gesellschaft für linke Projekte begeistern und dafür, sie
mit uns zu erstreiten.
Nett Bitte zu sagen oder das bessere Argument zu haben, reicht bei der
grundsätzlich gegnerischen Stellung zwischen Kapital und Arbeit nicht aus.
Greenwashing, Lohndumping und Profitmaximierung werden nicht aufhören, wenn der
Druck nicht von der Straße und den Arbeiter*innen kommt. Als GRÜNE JUGEND stehen
wir deswegen als Teil der arbeitenden Klasse Seite an Seite mit anderen
Arbeiter*innen für unsere Interessen ein und schließen Bündnisse gegen
Ausbeutung und für ein gutes Leben für die Vielen.
Unsere Utopie eines besseren Morgens werden wir vielleicht nie vollständig
erkämpfen können, das macht eine Utopie schließlich aus. Das bedeutet aber
nicht, dass wir jetzt den Kopf in den Sand stecken sollten. Vielmehr sollten wir
uns unsere Utopien zunutze machen. Denn mit unserer Vision für eine bessere,
eine gerechtere Gesellschaft wissen wir, was wir wollen. Anders als Konservative
und Rechte, kämpfen wir nicht um den Status Quo zu verwalten oder zu
verschlimmern. Wir glauben daran, dass etwas besseres für die 99 Prozent möglich
ist. Das ist unser aller Antrieb Politik zu machen. Wir wachen jeden Morgen auf
und wissen, dass wir nicht alleine sind, sondern als politische Linke gemeinsam
kämpfen.
Utopien sind als Linke unverzichtbar, denn auch das macht uns aus. Das Hier und
Jetzt zu kritisieren, Ungerechtigkeiten nicht hinzunehmen und jeden Tag gegen
sie zu kämpfen. Unsere Gegner*innen können uns zwar vorwerfen, dass unsere Ideen
und Forderungen utopisch wären, für uns aber ist das Utopische unsere Identität.
Es lenkt unser Handeln, egal ob es um die strategische Ausrichtung des
Landesverbandes geht oder um die nächste Demo im Kreisverband. Utopien dienen
uns als Leitplanken für politisches Handeln, sie sind Kompass und Antrieb
zugleich.
Als GRÜNE JUGEND NRW, als jede einzelne Aktivist*in gehen wir dem Morgenrot
entgegen, denn diese Welt muss unsere sein!