Das diesjährige Motto des ColognePride 2020 will nicht so recht passen. Das geht nicht nur uns so. Deswegen haben wir uns heute entschlossen, einen offenen Brief an den KLusT e.V. zu schicken. Hier der Wortlaut:
Liebe Mitstreiter*innen,
das Motto „Einigkeit, Recht, Freiheit“ ist auf heftige Reaktionen gestoßen und spaltet die LGBTIQ-Community in Köln, aber auch weit darüber hinaus.
Unserer Ansicht nach ist sowohl das Motto, als auch die offizielle Begründung seitens des KLuST e.V. unverantwortlich in Zeiten von verstärktem Nationalismus und immer noch andauernder Diskriminierung queerer Menschen durch den deutschen Staat.
Wir befürchten, dass für einige Gruppen unter diesem Motto eine Teilnahme unmöglich scheint. In der Vergangenheit ist es gut gelungen, dass sich auf dem CSD in Köln verschiedenste Gruppen gemeinsam im Protest für LGBTIQ-Rechte vereinigt haben. Wir würden es zutiefst bedauern, wenn es dieses Jahr nicht möglich wäre, ein Motto zu finden, mit dem sich alle teilnehmenden Gruppen positiv identifizieren können.
Wir weisen nachdrücklich darauf hin, dass es zeitlich noch möglich ist, das CSD Motto neu zu fassen. Dies wäre auch im Sinne einer breiten Öffentlichkeit in der Community, deren Ziel es vornehmlich seien wird, geschlossen solidarisch auf die Straße gehen zu können. Sollte dieses Motto bestehen bleiben, sähen sich viele von uns gezwungen, ihre Teilnahme zu überdenken.
Solidarische Grüße
Grüne Jugend Köln
Grüne Jugend NRW
Grüne Jugend Bundesvorstand
Linksjugend (Solids) Köln
Jusos Köln
Bündnis90/Die Grünen Köln
Friday’s for future Köln
AQUK (Autonomes Queerreferat Uni Köln)
LSBT* Uni Bonn
LGBT* Referat TH Köln
Amira
3. Februar 2020
Einigkeit und Recht und Freiheit…
Ich finde es ehrlich gesagt nicht so verwerflich,wie es am Anfang vielleicht scheinen mag. Ja, heutzutage wird dieser Leitspruch missbraucht, aber man sollte niemals den Ursprung dieses Spruchs vergessen.
Wir schreiben das 19. Jahrhundert und Deutschalnd besteht nicht, doch wollen die Menschen im heiligen römischen Reich deutscher Nation ein liberaler Staat werden, mit Demokratie, Presserecht, Bürgermilizien und mit Frankreich als Vorbild für einen Staat. Studenten, Intelektuelle, Künstler, das Bürgertum versammlen sich in allen der Teilstaaten und kämpfen für liberale Werte. Für Gleichberechtigung (hier nur aller Stände, aber es war ein erstaunlicher Schritt). In keinem der Teilstaaten waren Presserecht, bishin zu einem Parlament umgesetzt, überhaupt der Gedanke daran wäre ein Aufschrei als Folge bei den Fürsten gewesen.
Einigkeit und Recht und Freiheit war das Leitmotiv dieser Burschenschaften, Künstler und restlichen Liberalen. Einigkeit des deutschen Landes, Einigkeit zwischen den Menschen, Recht, Rechte die sie noch nie hatten, Freiheit, die sie noch nie hatten, standen als Kampf der Liberalen. Ohne diese Worte wären wir nicht so weit gekommen. Ohne diese Forderungen wären wir noch nicht in diesem freien Staat. Diese Menschen standen für ein geeintes Deutschland ein und ich denke es ist nicht falsch, dass man sich diese Worte nimmt, denn das heutige Deutschland sollte ebenfalls die Freiheit der LGBTQ-Gemeinde erbringen, das Recht dieser und die Einigkeit aller. Wir sollten uns diese Worte von Nationalisten und Rechten nicht wegnehmen lassen, wenn doch vor zweihundert Jahren junge Schüler und Studenten dafürgekämpft haben, dass unsere Grundrechte bestehen.
Wenn wir diese Worte den Rechten geben, lassen wir den Missbrauch an unseren Werten zu.
(Dazu hat sich der Nationalismus ebenfalls verändert. War es anfangs der Gedanke eines geeinten Deutschlands mit liberakl-demokratischen Werten veränderte sich dieser Begriff erst seit Bismarcks Politik zu einem aggressiven feindlichen Bild, das auf völkischer Ideeologie beruhte. Wir sollten die Wurzeln dieses Nationalbegriffes nicht vergessen und wofür der deutsche Nationalismus eigentlich stand: Nämlich für Einigkeit und Recht und Freiheit aller Bürger)
Liebe Grüße