Eine Welt – Ein Europa

Eine Welt – Ein Europa

One World – One Europe

Une Europe – Un Monde

Una Europa – Un Monde

 

Europäisches Denken und Handeln wird gerade für die jüngeren Generationen immer mehr zum Alltag und zur gelebten Realität. Die Europäische Union ist mit der Idee von Frieden und Gemeinschaft entstanden und schon lange über eine bloße Wirtschaftsgemeinschaft hinausgewachsen. Denn die Herausforderungen in einer globalisierten und sich ständig wandelnden Welt benötigen eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Staaten.

Doch dieser Anspruch eines starken und gemeinsamen Europas bleibt allerdings immer noch weit hinter der Realität zurück. Das haben vor allem die Finanz- und Bankenkrise gezeigt, die lange nicht mehr nur als eine wirtschaftliche Krise zu sehen sind, sondern zu einer gesamteuropäische Staatenkrise geworden sind.

Kleinstaaterei und Rückbesinnung auf die Nationalstaaten dürfen nicht als Antwort auf die jetzige Krise gesehen werden – Ein vereinigtes und solidarisches Europa brauchen wir mehr denn je!

 

Grenzenloses und solidarisches Europa

Mit rechten Parolen und Aussagen versuchen Politiker*innen Angst vor einem übermächtigen Europa zu schüren. Mit anti-europäischen Stammtischargumentationen wird Deutschland als die „tragende Säule“ der europäischen Gemeinschaft hoch stilisiert.

Mit Populismus wird ein Zwei-Klassen-Europa geschaffen: Einerseits die geldgebenden West-EU-Staaten und andererseits „sozial schmarotzende Süd- und Ost-Europäer*innen“.

Dieser rechte Populismus heizt nur das gesellschaftliche Klima ein und lädt zur Abgrenzung ein!Im

Zuge der aktuellen Debatte um die Erweiterung des Schengenerabkommens werden anti-europäische Parolen nicht nur lauter, sondern auch durch etablierte Politiker*innen hoffähig gemacht.

Mit Warnungen gegen die „Ausbeutung des deutschen Sozialstaates“ droht Innenminister Friedrich mit einem Veto gegen die Aufnahme Bulgariens und Rumäniens in den Schengener-Raum.

 

Eine Ost-Erweiterung darf nicht mit einem „Ansturm“ gleichgestellt werden. So blieben z.Bsp. nach dem Eintritt Polens in den Schengener-Raum die Befürchtungen auf der Strecke.

Ein solidarisches Europa darf nicht durch die Etablierung von Hasstiraden, wie z.Bsp. gegen Sinti und Roma, ausgespielt werden! Es ist wichtig, dass auf die Missstände und Diskriminierung in den Herkunftsländern der Migrant*innen hingewiesen und aktiv für eine Beseitigung dieser Probleme gestritten wird. Doppelwandig erst die Zustände zu kritisieren und anschließend die Einreise zu erschweren ist für uns nicht hinnnehmbar! Viele Migrant*innen aus Rumänien und Bulgarien sind Roma und Sinti, welche dort massiv diskriminiert werden und deshalb in Armut leben. Sie haben die Hoffnung, in einer toleranteren und weltoffeneren Gesellschaft zu leben, und wandern deswegen nach Deutschland aus. Diese Beweggründe von Flucht und Migration dürfen nicht durch „Argumentationen“ auf Stammtischniveau, wie im Antrag „Antiziganismus stoppen!“ ausführlich erläutert wird, ersetzt werden! Eine ablehnende Haltung, die mit der Unterstellung einhergeht, dass Migrant*innen nur „den deutschen Sozialstaat“ ausbeuten lehnen wir entschieden ab!

Die GRÜNE JUGEND NRW setzt sich strikt gegen ein Europa der Zwei-Klassen ein!

 

Grenzenloses und solidarisches Nordrhein-Westfalen

Ein starkes und solidarisches Europa fordert auf die Missstände in den Mitgliedsstaaten einzugehen, um Benachteiligungen und Diskrimierung abzubauen.

Doch Europapolitik findet nicht nur im Bundesinnen – und -außenministerium statt, sondern auch in den Bundesländern und Kommunen.
Die Kommunen müssen bedingungslos bei der Unterbringung von Zuwanderer*innen und Bestrebungen zu einer interkulturellen Kommune unterstützt werden.

Mehr Wende wagen!

Die sich abzeichnende Klimakatastrophe wird das Ökosystem auf unserem Planeten dauerhaft verändern. Schuld daran sind die stark angestiegenen Treibhausgasemissionen (THG), die zur Erwärmung unseres Planeten beitragen.

Nach wie vor werden besonders hohe Emissionen1 von den sogenannten Industrieländern verursacht. Dieser extrem hohe Treibhausgasausstoß verteilt sich hauptsächlich auf folgende Sektoren:

  • Energieversorgung
  • Industrie
  • Ernährungs- und Landwirtschaft.
  • Transport und Verkehr
  • Gebäude (Heizen, Kochen etc. ohne Strom)

In Deutschland sind die drei meist-emittierenden Sektoren die Stromerzeugung, der Verkehr und die Beheizung von Gebäuden. Hier sehen wir besonderen Handlungsbedarf.

 

Durch die bereits jetzt vorangeschrittene Erwärmung wird auch Methan, das in großen Mengen in den (schmelzenden) Permafrostböden gespeichert ist, freigesetzt und verstärkt den Prozess der Erwärmung weiter. Deshalb ist es wichtig jetzt zu handeln, bevor dieser selbstverstärkende Prozess weiter voranschreitet.

 

Katastrophen haben Folgen

Die katastrophalen Folgen der menschgemachten Klimakatastrophe sind heute schon sichtbar: Wirbelstürme wie Sandy, Orkane wie Kyrill, Überflutungen, sowie Dürren sind nur einige der schon heute auftretenden Folgen unserer Lebensweise.

Diese Katastrophen haben massive Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen der Menschen in den betroffenen Gebieten. Anderseits führen die zunehmende Wasserknappheit in Teilen des Afrikanischen Kontinents und die drohende Wasserknappheit in Südostasien führen zu neuen Flüchtlingsbewegungen.

Die Hauptverursacher*innen dieser Probleme reagieren darauf mit Grenzmauern und -zäunen, sowie speziellen Grenzschutzeinheiten und einer Abschottungspolitik. Dies ist für uns nicht hinnehmbar. Es darf nicht sein, dass Menschen, die auf Grund der Klimakatastrophe ihre Lebensgrundlage verlieren, von den Privilegierteren abgewiesen, sogar getötet werden – sei es aktiv durch Schüsse an Grenzzäunen oder passiv durch das Errichten von neuen Hürden, die zu gefährlicheren Fluchtwegen führen.

Wir fordern, Klimaflüchtlinge als solche anzuerkennen und ihnen das Grundrecht auf Asyl nicht länger zu verweigern. Vor allem sehen wir hier die in der Pflicht, die ihren Wohlstand auf Kosten des Weltklimas und damit auf Kosten des Ökosystems Erde erwirtschaftet haben.

Grundsätzlich streiten wir natürlich weiterhin für offene Grenzen – jede*r soll dort leben können, wo sie*er möchte.

 

Einige Staaten sind durch die Folgen des Klimawandels in ihrer kulturellen und allgemeinen Existenz bedroht. Die dort lebenden Menschen sollen die Möglichkeit erhalten an einen Ort umzusiedeln, der ihren Bedürfnissen entspricht, wobei der Bezug zwischen Kultur und der Landschaft (z.B. Inselgruppen) beachtet werden muss. Menschen, deren Traditionen eng mit den geographischen Gegebenheiten verbunden sind, sollten nicht gezwungen werden, in einen für sie ungewohnten Lebensraum umzusiedeln.

 

Deshalb ist eine entschlossene Klimapolitik dringlicher denn je!

 

Wirtschaft wenden!

Die Wirtschaftsideologie des ewigen Wachstums, die im Kapitalismus besonders ausgeprägt ist, führt zu einem immer höherem Ressourcenverbrauch, immer höherem Ausstoß von Treibhausgasen und immer weniger Rücksicht auf wichtige Ökosysteme. Unser Planet ist unsere Lebensgrundlage und als Teil der Natur müssen wir – vor allem in den sogenannten Industrieländern – wieder lernen, die Konsequenzen unseres Handelns auf die Natur zu berücksichtigen und die negativen Folgen zu minimieren. Für uns ist klar: Der Erhalt unserer Lebensgrundlagen muss über dem finanziellen Profit stehen!

Die Unternehmen wollen ihre Produkte verkaufen und investieren daher massiv in Werbung. Dadurch sorgen sie für eine Spirale des Konsumzwangs. Das neuste Handy, das neue Tablet, die neuste Mode, etc. steigern aber oft nicht die Zufriedenheit der Menschen, auch wenn dies durch die Werbung suggeriert wird. Was dieser Konsumzwang jedoch immer weiter erhöht, ist der Ressourcenverbrauch. Wir müssen den Konsum und die Produktion von Neugeräten senken und letztendlich zu einer Kreislaufwirtschaft kommen, in der nur noch aus dem was wir heute als Müll bezeichnen neue Produkte entstehen und wir der Natur nicht mehr entnehmen, als sie auch in der Lage ist nachzuliefern.

Zu einer ökologisch-sozialen Wende gehört es auch, dass Rohstoffe unter ökologischen und sozialen Bedingungen abgebaut werden. Im Abbauprozess vieler Rohstoffe, werden hochgiftige und umweltgefährdende Chemikalien benutzt. Weder die Arbeiter*innen noch die Umwelt sind ausreichend vor diesen Gefahren geschützt. Wir fordern deshalb kurzfristig einen besseren Schutz der Arbeiter*innen und der Umwelt. Langfristig müssen weniger schädliche Abbauverfahren erforscht und eingesetzt werden.

Wir müssen weg von der profitfixierten und hin zu einer bedarfsorientierten Wirtschaft.

Aber auch kurzfristig können wir unseren Ressourcenverbrauch senken. Dazu fordern wir die Förderung von Cradle-to-Cradle-Produkten. Zudem sollte eine Verlängerung von Garantie- und Gewährleistungsfristen als Baustein für eine Verlängerung der Produktlebensdauer geprüft werden. Wir streben ein Verbot der geplanten Obsoleszenz und abschreckende Strafen für Hersteller an, die Produkte mit geplanter Obsoleszenz verkaufen. Produkte sollten grundsätzlich so entwickelt werde, dass sie repariert werden können, sofern dies mit vertretbarem Materialaufwand realisierbar ist. Die Reparaturkosten müssen dabei in einem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten einer Neuanschaffung stehen. Wir fordern deshalb besonders von der Elektroindustrie, aber auch von allen anderen, dass nach Möglichkeit nur noch Produkte auf den Markt kommen, bei denen es möglich ist, Einzelteile und insbesondere Verschleißteile auszutauschen.

Wir fordern zudem mehr Transparenz über den Energieverbrauch bei der Herstellung von Produkten und dem Weg, den ein Produkt zurücklegt. Jede*r muss nachvollziehen können welche Produktionsschritte wo erfolgt sind.

 

Energieeinsparung Fördern und Fordern

In vielen Gebäuden ist heute ein viel zu großer Energieverbrauch zu verzeichnen. Unser Ziel ist es, langfristig alle Häuser möglichst energieautark zu gestalten. Hierzu bedarf es Förderprogramme seitens des Staates, um Eigentümer*innen Maßnahmen zur energetischen Aufrüstungen attraktiver zu gestalten bzw. zu ermöglichen. Dies beinhaltet u.a. die Nutzung erneuerbarer Energien wie die Sonnen- oder Erdwärme, aber auch die Windkraft. Dabei bietet die Sanierung des Gebäudebestands und die Erneuerung der Heizungssysteme (als kosteneffizientere Maßnahme) erhebliches Einsparpotential.

 

Auch bei Dämmungen sollte darauf geachtet werden, dass die Dämmstoffe umweltfreundlich, und möglichst aus nachwachsenden Rohstoffen sind

 

Wir fordern daher, zunächst einen Etat im bundesdeutschen Haushalt von insgesamt 5 Mrd. Euro pro Jahr für die Sanierung von Gebäuden bereitzustellen. Dies muss zum einen über Steuermittel und durch die Streichung von klimaschädlichen Subventionen, zum anderen aber auch über die Auflage eines Bürger*innenfonds geschehen, in dem Bürger*innen die Möglichkeit geboten wird Geld z.B. für ihre Altersvorsorge anzulegen.

Diese Gelder sollen aber nicht als Geschenk an diejenigen fließen, die sich ein Haus leisten können. Stattdessen wollen wir durch Contracting die Nebenkosten für Hausbesitzer*innen und Mieter*innen senken und durch geringeren Energieverbrauch gleichzeitig die Umwelt schonen. Die Contractingverträge des Bürger*innenfonds sind dabei so zu gestalten, dass die installierten Anlagen nach dem Ende der Vertragslaufzeit an die jeweiligen Nutzer*innen (Hauseigentümer*innen bzw. Mieter*innen) übergeben werden. Dazu wollen wir auch die bürokratischen Hürden, die Contracting heute bremsen, senken.

Durch die Sanierung durch Energiespar-Contracting schaffen wir es, den ökologisch notwendigen Umbau des Gebäudebestands sozialverträglich zu gestalten, denn die Kosten nach der Sanierung dürfen nicht höher liegen als die Heizkosten vor der Sanierung. Wir wollen zudem dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung fördern (siehe unten).

Um den CO2-Ausstoß aller Gebäude zügig zu reduzieren fordern wir auf der einen Seite die verpflichtende Nutzung von erneuerbaren Energien bei neu eingebauten Heizungen. Gleichzeitig wollen wir in den ersten 3 Jahren nach Einführung dieser Regelung durch eine Umweltprämie dafür sorgen, dass die Heizungen tatsächlich modernisiert werden.

 

Neue Häuser müssen in Plus-Energiehaus-Bauweise gebaut werden, sodass sie nicht nur energieautark sind, sondern sogar Energie liefern können.

 

Aber nicht nur beim Heizen lässt sich Energie sparen, sondern auch durch die Anschaffung effizienter Neugeräte. Dabei ist jedoch zu beachten, dass z.B. der effizientere Kühlschrank wenig bringt, wenn er gleichzeitig doppelt so groß ist. Wir wollen daher eine Umweltprämie für den Austausch von Elektrogeräten einführen. Diese Prämie soll unter der Bedingung, dass das neue Gerät deutlich weniger Strom verbraucht als das Altgerät an Menschen ausgezahlt werden, die sich effiziente Geräte sonst nicht leisten können. Diese Umweltprämie muss der Umwelt dienen und nicht primär der Wirtschaft. Das abgegebene Altgerät muss professionell recycelt werden.

Zudem fordern wir die Einführung einer Top-Runner-Regelung nach dem japanischen Vorbild. Dabei wird das effizienteste Gerät zum Standard für neue Geräte der nächsten Generation erhoben. Somit lässt sich die Energieeffizienz sehr effektiv steigern. Wer die neuen Standards nicht einhalten kann, muss Strafe bezahlen. Wenn ein Hersteller wiederholt die Effizienzstandards nicht einhält, so darf er seine Geräte nicht mehr verkaufen.

Auch durch Änderung des Verhaltens kann Energie eingespart werden. Daher fordern wir, dass dort wo Elektrogeräte verkauft, auch Hinweise auf die effiziente Nutzung dieser Geräte gegeben werden müssen.

 

Umweltfreundlicher Verkehr

Öffentliche Busse, Bahnen und Fahrräder sind die umweltfreundlichsten Verkehrsträger, erhalten von der aktuellen Verkehrspolitik jedoch nicht immer die nötige Unterstützung.

Wir fordern deshalb eine Wende in der Verkehrspolitik und setzen uns für eine konsequente Stärkung des Bahnverkehrs ein. Daher fordern wir eine größere Elektrifizierung der Bahnstrecken in NRW und Deutschland um den Bahnverkehr für Personen und Güter attraktiver, preiswerter und umweltfreundlicher zu gestalten.

 

Um die Bahn noch ökologischer zu machen, fordern wir bis spätestens 2030 100% Erneuerbare Energie im gesamten Bahnstromnetz.

Grundsatzlich begrüßen wir außerdem den Ausbau des Schienenverkehrs und verweisen auf unseren Beschluss zum RRX

Um den Bahnverkehr effizienter und sozialer zu gestalten fordern wir im Nahverkehr und Fernverkehr die Abschaffung der Wagenklassen und damit die Einführung einer einheitlichen Klasse.

 

Um die Mobilität noch gerechter zu gestalten fordern wir langfristig die Einführung einer ÖPNV-Umlage mit sozialer Komponente, mit der wir einen ticketlosen Nahverkehr ermöglichen möchten und begrüßen das Sozialticket als ersten Schritt.

 

Die GRÜNE JUGEND NRW lehnt desweiteren die Ausrichtung der Deutschen Bahn AG als rein gewinnorientiertes Unternehmen ab. In der Tat werden von der DB AG einmal pro Jahr Fahrpreiserhöhungen angekündigt und durchgesetzt, die 1.) mit der Erhöhung der EEG-Pauschale begründet wird und 2.) dazu führt, dass gerade sozial schwächere Menschen, die auf den Bahnverkehr angewiesen, sich keine Ticket mehr leisten können und somit immer weiter vom sozialen Leben ausgeschlossen werden.
Es ist es unser Ziel den Schienenverkehr in öffentlicher Hand zu behalten, und Möglichkeiten zu schaffen, damit die Menschen eigenverantwortlich entscheiden können wie es mit dem Schienenverkehr weitergeht. Wir streben vor allem eine Organisationsform an die sich an ökologischen und sozialen Werten orientiert.

 

Damit der ÖPNV eine tatsächliche Alternative zum Individualverkehr bietet muss auch in strukturschwachen Regionen ein ausreichendes Angebot vorgehalten werden. Gerade im ländlichen Raum ist das Bus- und Bahnnetz oft nur schwach ausgebaut. Gerade in den Abendstunden findet oft gar keine Beförderung statt. Die Grüne Jugend NRW fordert daher die Landesregierung auf die ländlichen Kreise und Kommunen nicht alleine vor den Problemen eines schwach ausgebauten ÖPNV stehen zu lassen. Der ÖPNV muss eine Berücksichtigung bei der Vergabe von Schlüsselzuweisungen durch das Land spielen. Eine zweckgebundene ÖPNV-Pauschale ähnlich der Schul- oder Sportpauschale garantiert die Investition gerade in diesen Bereich.

 

Auch im Radverkehr sehen wir massiven Handlungsbedarf. Wir begrüßen den Radwegaktionsplan des Nordrhein-Westfälischen Verkehrsministeriums, der Ausbau der Radwege muss noch schneller voran gehen! Mit einem besser ausgebauten Radwegenetz, Lademöglichkeiten für Pedelecs und einer konsequenten Zusammenarbeit unter den Kommunen wollen wir bis 2020 mindestens 25% und bis 2030 mindestens 40% der innerstädtisch zurück gelegten Verkehrsstrecken auf das Rad bringen. Damit es den Kommunen möglich wird die Radwege etc. zu finanzieren sehen wir Land und Bund in der Pflicht die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen – denn ein starker Radverkehr rechnet sich für alle!

 

Der Radverkehr kann in dieser Form jedoch nur gut funktionieren, wenn zusätzlich die Verknüpfung mit dem ÖPNV gegeben ist: Dazu zählt die kostenfreie Möglichkeit zur Fahrradmitnahme außerhalb von Stoßzeiten und die Schaffung der nötigen Kapazitäten.

All dies kann nur mit einer ausreichenden Finanzierung geschehen! Daher fordern wir die Einführung einer ÖPNV/Rad-Abgabe auf Benzin von mindestens 20%, die jeweils zu 50% dem Ausbau der Fahrradinfrastuktur und dem ÖPNV zu Gute kommt.

Wirstreben an bis möglichst 2025 einen Großteil der (Innen-)Städte nach autofrei zu gestalten.

Dazu fordern wir einen besseren Ausbau des ÖPNVs, mehr Park&Ride Parkplätze, sowie die Anpassung der Parkgebühren bei gleichzeitiger Nutzungsmöglichkeit eines Parkscheins als Fahrschein im ÖPNV, bis ein ticketloser Nahverkehr realisiert ist.

 

Des weiteren sehen wir Elektro-Autos, obwohl besser als konventionelle Antriebe, als Irrweg an. Sofern ÖPNV, Anrufsammeltaxen oder das Rad benutzbar sind, sind Elektro-Autos aufgrund des hohen Ressourcen-Verbrauch u.a. für Lithium bei Elektro-Autos weitaus umweltfeindlicher!

Dennoch fordern wir die weitere Erforschung alternativer und umweltschonender Antriebsformen zu intensivieren. Besonders CO2 neutrale Antriebsformen für Busse, LKW und andere Nutzfahrzeuge sind hierbei in den Fokus zu nehmen.

 

NRW-weit möchten wir im Personenverkehr bis 2030 nur noch einen Auto-Anteil von 10% erreichen und vor allem den Anteil des Flugverkehrs senken.

 

Daher fordern wir eine Mindestfluglänge, die im Rahmen des Ausbaus des europäische Schnellverkehrsnetzes Schritt für Schritt angehoben wird.

Ziel ist es, dass mehr Menschen vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen.

Außerdem fordern wir beim Güterverkehr ein Umdenken. Der Großteil der Güter soll über die ökologischere Schiene oder Binnenschiffahrt transportiert werden.

Daher fordern wir jegliche Subventionen für den Güterverkehr auf der Straße zu streichen und die Aufhebung der Möglichkeit zur steuerlichen Absetzbarkeit von Kraftstoffkosten für den Güterverkehr.

Dazu benötigen wir ein besser ausgebautes Schienennetz für den Güterverkehr. Als möglichen ersten Schritt sehen wir den (Aus-)Bau des Eisernen-Rheins im Rahmen der Möglichkeiten und der Betuwe-Linie, auch wenn diese in den Niederlanden liegt. Wir setzen uns für konsequenten und effektiven Lärmschutz an der Strecke des Eisernen Rheins ein, um die Lebensqualität der Bürger*innen zu erhalten. Außerdem fordern wir in Punkto Eiserner-Rhein den Bau und die Förderung von Umgehungs-Trassen, da wir die jetzige Überlastung dieser Stecke nicht weiter hinnehmen wollen!

 

Auch muss die Geschwindigkeit der Verladung verbessert werden, um die Logistik des Schienenverkehrs attraktiver zu machen.

 

Energiewende, aber richtig

Den größten Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen in NRW verursacht die Energiewirtschaft. Mit dem rheinischen Revier liegt die klimaschädlichste Region Europas in NRW. Das wollen wir ändern. Die Menschen in NRW können nur dann in Zukunft gesund leben, wenn wir schnellstmöglich auf erneuerbare Energie umsteigen. Wir unterstützen die Forderung des Grünen Bundesverbands und der Bundestagsfraktion, bis 2030 100% erneuerbare Energie im Strombereich zu erreichen und distanzieren uns von den sehr unambitionierten Ausbauzielen der Landespartei.

Die Energiewende ist für uns aber nicht nur eine Wende von fossilen und atomaren Energieträgern zu zukunftsfähigen Energiequellen, sondern auch eine Wende von einer Wirtschaft in der wenige über die Möglichkeit verfügen Strom zu produzieren, hin zu einer Subsistenzwirtschaft, das heißt einer Wirtschaft, in der jede*r selbst Strom für sich produzieren kann. Jede*r kann sich an der Stromproduktion beteiligen. Jede*r kann mitreden und mitgestalten. Die Energiewende bietet außerdem die Chance Demokratie nicht mehr nur als Regierungsform, sondern als Gesellschafts- und Wirtschaftsform, kennenzulernen. Dies wird uns auf dem Weg in die Postwachstumsgesellschaft und Dezentralität der Energiegewinnung helfen.

Um das ambitionierte Ziel von 100% erneuerbaren Energien bundesweit zu erreichen, brauchen wir aber mehr Anstrengungen als sie bisher von den politisch Verantwortlichen unternommen werden.

Wir brauchen einen Aus- und Umbau der Stromnetze, damit der Strom dort wo er produziert wird auch eingespeist werden kann. Die ökologischen Folgen des Netzausbaus wollen wir dabei so gering wie möglich halten. Daher sollen neue Stromleitungen vor allem entlang der bisherigen Infrastrukturtrassen wie Autobahnen, Schienen oder vorhanden Stromleitungen errichtet werden. Es sollten zudem Mindestabstände zur Wohnbebauung eingehalten werden. Ansonsten muss die Erdverkabelung verpflichtend sein. Strom sollte wenn möglich dort produziert werden, wo er verbraucht wird, um den Netzausbau auf ein Minimum zu reduzieren. Für uns ist dennoch klar: wir wollen 100% Erneuerbare so schnell wie möglich. Wenn dies wie z.B. in NRW aufgrund der dichten Besiedlung und der hohen Industriedichte ohne Netzausbau nicht möglich ist, muss das Netz entsprechend zügig ausgebaut werden. NRW wird in Zukunft mit Strom aus Norddeutschland versorgt werden

Der Netzausbau muss zentral geplant werden und darf nicht den Interessen von Unternehmen untergeordnet sein. Daher fordern wir die Vergesellschaftung der Stromnetze und die Gründung einer Staatlichen Netzgesellschaft, die der demokratischen Kontrolle des Bundestags und des Bundesrats unterstellt ist. Beim Bau neuer Stromleitungen müssen die betroffenen Bürger*innen frühzeitig mit einbezogen werden, um Akzeptanz für die neuen Leitungen zu schaffen. Zur Finanzierung schlagen wir ebenfalls die Einbindung von Bürger*innen vor. Wer Geld sparen möchte, kann so sinnvolle Projekte unterstützen und hat gleichzeitig eine sichere Geldanlage.

 

Um unser Ziel zu erreichen, brauchen wir mehr Wind- und Solarkraftwerke. Auch bestehende Wasserkraftwerke sollen modernisiert werden, um auch hier die Energieproduktion zu steigern. Wir begrüßen den Windenergieerlass der Landesregierung, der Windräder auch in bewirtschafteten Nadelwäldern zulässt. Jedoch muss noch mehr getan werden, um die Energiewende zügig voranzutreiben: Wir fordern, dass das Land nach dem Windpotenzialatlas die Potenziale der anderen erneuerbaren Energien erfasst und allen Bürger*innen die Ergebnisse zur Verfügung gestellt werden. Längerfristig wollen wir auch die Dezentralisierung der Windkraft voranbringen dazu wollen wir auch Kleinwindanlagen stärker durch das EEG fördern.

Um auch heute größere Projekte wie z.B. große Off- und Onshore-Windparks in Bürger*innenhand umsetzen zu können, fordern wir eine Förderung von Bürgerenergiegenossenschaften mit geringen Mindestbeteiligungen, durch Kredite und ideelle Unterstützung. So wollen wir den Ausbau der Erneuerbaren zügig voranbringen. Dabei werden die erneuerbaren Energien die Kohlekraft verdrängen. Unsere Aufgabe ist es dabei, diesen Verdrängungsprozess so zu gestalten, dass zuerst die besonders klimaschädliche und unflexible Braunkohle und dann die Steinkohle vom Netz geht¹. Gaskraftwerke sind flexibel genug, um mit den Erneuerbaren zu harmonieren. Daher sollen sie als letzte Stromquelle aus nicht erneuerbaren Energien entweder vom Netz gehen oder mit klimaneutralem Bio- oder Synthesegas weiter betrieben werden. Um unser Ziel des schnellstmöglichen Kohleausstiegs zu erreichen und die Folgen für das Weltklima und die Gesundheit der Menschen, Tiere und Pflanzen zu minimieren, fordern wir schärfere Grenzwerte beim Ausstoß vom Schadstoffen wie z.B. Quecksilber und radioaktivem Feinstaub. Zudem sollte der europäische Emissionshandel reformiert werden (vgl. Beschluss „Klimaschutz statt Spekulation – junggrüne Ideen für einen neuen Emissionshandel“). Aber auch das Bergrecht wollen wir reformieren. Umweltbelange und soziale Aspekte müssen stärker berücksichtigt werden. Zudem fordern wir die Einführung einer Förderabgabe auf Kohle. Bis spätestens 2025 sollen so alle Kohlekraftwerke in NRW unrentabel und abgeschaltet werden. Hocheffiziente flexible Gaskraftwerke (bzw. Gas- und Dampf-Kraftwerke) mit Kraft-Wärme-Kopplung sollen dagegen zur Unterstützung der Erneuerbaren länger am Netz bleiben. Dabei setzen wir vor allem auf dezentrale Mikro-Blockheizkraftwerke, die einerseits Strom produzieren und andererseits Wärme zum Heizen liefern. Zur Energiewende gehört auch der vollständige Ausstieg aus der atomaren Kette in NRW, insbesondere in Gronau und Ahaus.

 

Sonne und Wind sind wetterabhängig. Die Stromproduktion aus Wind und Sonne lässt sich also anhand des Wetterberichtes vorhersagen aber nicht aktiv steuern. Daher lehnen wir die Marktprämie als unsinniges und teures Instrument der Energiepolitik ab. Die Biomasse und mit einigen Einschränkungen auch die Wasserkraft sind bisher die einzigen relevanten erneuerbaren Energien, die sich regeln lassen. In einem Stromnetz mit wachsendem Anteil erneuerbarer Energien wird es daher nötig werden, diese Kraftwerke gezielt dann einzusetzen, wenn die anderen wetterabhängigen erneuerbaren Energien wenig Strom produzieren. Daher muss der Einspeisevorrang für Biomasse nach und nach aufgehoben werden und die Speicherung des Biogases in Wind- und/oder Sonnenenergiereichen Zeiten ermöglicht werden. Dies darf aber nicht zu Gunsten von fossilen und atomaren Kraftwerken geschehen.

Wir lehnen jegliche Form der Energiegewinnung aus potenziellen Nahrungsmitteln ab und fordern die EU auf, umgehend mit dem Ziel des Ausbaus der Gewinnung von Strom/Wärme aus Nahrungsmitteln zu brechen und dementsprechend jegliche Subventionierung von Mais u.a. Pflanzen für die Verarbeitung zu Biomasse einzustellen.

Staudammprojekte lehnen wir ab, wenn wertvolle Lebensräume vernichtet werden und/oder die einheimische Bevölkerung in besonderer Weise negativ davon betroffen ist

Darüber hinaus muss sich der Strombedarf in Zukunft stärker an der zur Verfügung stehenden Leistung orientieren. Dazu ist auf der einen Seite die Einführung von Last-Management-Systemen in möglichst vielen Anwendungsgebieten erforderlich. Auf der anderen Seite müssen Energiespeicher gebaut und weiterentwickelt werden.

Heute stehen vor allem Pumpspeicherkraftwerke zur Stromspeicherung zur Verfügung.

Wir wollen den Neubau von solchen Kraftwerken fördern, solange dies nicht zur Zerstörung von ökologisch wertvollen Biotopen führt. Mögliche Flächen für Pumpspeicherkraftwerke sind für uns also z.B. intensiv- landwirtschafliche Flächen, sowie ehemalige Bergwerke und Tagebaue. Die Energiewende darf nicht gegen Naturschutz ausgespielt werden.

Leider werden Pumpspeicherkraftwerke an ökologisch verträglichen Standorten nicht ausreichen, um die Energiewende zügig umzusetzen. Wir wollen daher die bereits angebotenen Speichersystem für Privathaushalte in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage durch zinsfreie Kredite fördern. Das von der Bundesregierung angekündigte Programm zur Förderung dieser Speicher ist ein erster kleiner Schritt. Außerdem sollen bereits vorhandene Energiespeicher (z.B. Speicher an Mobilfunkstationen) ausgebaut werden, um so das Stromnetz der Region in Notsituationen stabilisieren zu können.

Gerade Speichertechnologien müssen aber noch optimiert werden. Wir fordern daher den Aufbau von Pilotanlagen, an denen weitere Technologieverbesserungen erprobt werden können. Besonders großes Potenzial sehen wir dabei in der sogenannten Power to Gas-Technologie. Dabei wird mit überschüssigem Strom Wasserstoff produziert, der ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Heute sind 5% Wasserstoff im Erdgasnetz erlaubt. Technisch möglich ist die Beimischung von 10-20%. Wir fordern eine umfassende Forschung in dem Bereich um daraus resultierend die gesetzlichen Regelungen dem technisch Möglichen anzupassen, damit der Energiewende keine Steine in den Weg gelegt werden. Durch einen weiteren chemischen Prozess kann aus Wasserstoff und CO2 klimaneutrales Erdgas gewonnen und z.B. in Heizungen und Kraftwerken genutzt werden.

Aber auch andere Energiespeicher sollten erforscht und entwickelt werden. Dabei sollte stets das Risiko der jeweiligen Technologie (z.B. durch Leckagen, Brandgefahr etc.) sowie der Ressourcenaufwand und die ökologischen Folgen mit berücksichtigt werden.

 

 

Landwirtschaft

Einen weiteren großen Treibhausgasemittenten stellt die Landwirtschaft als solche dar. Auch hier ein großes Einsparpotential vorhanden.

Um die Emissionen zu verkleinern, ist es dringend notwendig, auf ökologische Landwirtschaft umzusteigen. Diese produziert im Durchschnitt 15-20% weniger Treibhausgase und ist somit nicht nur nachhaltiger, sondern auch klimaverträglicher. Wir fordern langfristig die komplette Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Hierzu bedarf es einer schrittweisen Verschärfung der Richtlinien in der Landwirtschaft, so dass den Landwirt*innen Zeit gegeben wird, um ihre Produktion anzupassen. Außerdem wollen wir Kleinbetriebe, für die eine Umstellung eine verhältnismäßig größere Investition als für Großunternehmen bedeutet, nicht zusätzlich belasten. Aus dem Grund sollen sie Fördermittel in Form von günstigen Krediten und Subventionen zur Verfügung gestellt bekommen.

Gleichzeitig müssen die Kontrollen über die Einhaltung der Richtlinien, vor allem in der Tierhaltung, verschärft werden. Weitergehend sollten landwirtschaftliche Betriebe, die besonders engagiert in puncto Nachhaltigkeit und/ oder artgerechter Tierhaltung agieren, hierfür zusätzliche Subventionen erhalten.

Darüber hinaus stellt die Tierhaltung einen großen Anteil der THG-Emissionen im Bereich der Landwirtschaft dar. Wir fordern bereits seit März 2012 eine Fleischsteuer einzuführen, um den Fleischkonsum und damit auch die THG-Emissionen einzuschränken. Zusätzlich soll geprüft werden, inwiefern sich diese positiv auswirkt und ob sich eine Ausweitung auf weitere tierische Produkte lohnt. Außerdem fordern wir eine Einstreu-Pflicht für alle landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetriebe. Hierdurch wird eine artgerechtere Haltung gewährleistet und Landwirt*innen die Möglichkeit gegeben, umweltfreundlich mit Mist zu düngen.

Dazu gehört auch, dass wir die Entscheidung für vegetarische und vegane Lebensstile erleichtern wollen. Neben dem Preis sehen wir in Aufklärungsarbeit und Produktkennzeichnungen von tierischen Bestandteilen in Produkten Mittel, dieses Ziel zu erreichen.

Des weiteren muss die Trockenlegung von Moorböden für die landwirtschaftliche Nutzung ein Ende haben. Diese macht nicht nur einen großen Anteil der Treibhausgase im Bereich der Landwirtschaft aus, sondern zerstört zusätzlich einzigartige und wichtige Ökosysteme. Genauso lehnen wir die Abholzung von Wäldern zur Gewinnung von Landwirtschaftsfläche ab. Es müssen keine neuen Flächen gewonnen werden, sondern die vorhandenen dürfen nicht weiter dem Flächenfraß zum Opfer fallen.

Da Agrarpolitik auf EU-Ebene beschlossen wird, müssen unsere Forderungen europaweit durchgesetzt werden.

Unsere Forderungen auf einen Blick:

  • Folgen der Klimakatastrophe müssen weltweit als Asylgrund anerkannt werden
  • unendliches Wachstum kann und darf es nicht geben, da es nur auf Kosten unseres Planeten möglich ist
  • Förderung von Kreislaufwirtschaft
  • Top-Runner-Regelung und Umweltprämie zur Förderung effizienter Geräte
  • Gebäudesanierung durch Contracting
  • Neubauten müssen Plus-Energie-Häuser sein
  • Ausbau des Schienenverkehrs
  • Senkung des Autoanteils am Gesamtverkehr: bis 2030 einen Auto-Anteil von 10%
  • Mindestfluglänge
  • 100% Erneuerbare bis 2030
  • Aus- und Umbau des Stromnetzes mit einer starken Bürger*innenbeteiligung
  • Förderung von Bürger*innenenergiegenossenschaften
  • Forschungsförderung und Ausbau von Speichermöglichkeiten
  • Kohleausstieg in NRW bis spätestens 2025
  • Umstellung auf Bio-Landwirtschaft
1Die kursiv gedruckten Begriffe sind alphabetisch geordnet im Glossar zu finden

Kein Europa zweiter Klasse

Mail-Anhang

Anlässlich des Beschlusses „Eine Welt – ein Europa“ der Landesmitgliederversammlung der GRÜNEN JUGEND NRW in Oer-Erkenschwick am 16.03.2013 erklärt Sophie Karow, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND NRW:

„Zum kommenden Beitritt von Bulgarien und Rumänien in den Schengen-Raum bekennt sich die GRÜNE JUGEND NRW zu einem grenzenlosen und solidarischen Europa. Wenn Migrant*innen nach NRW kommen und hier leben wollen, dann müssen Land und Kommunen die Inklusion fördern und die nötigen Strukturen schaffen. Die Kommunen dürfen nicht alleine gelassen werden, um Migrant*innen würdevoll aufnehmen zu können. Doch das Wohl der Zugewanderten muss im Fokus stehen!“

Johanna Jurczyk, ebenfalls Sprecherin der GRÜNEN JUGEND NRW, ergänzt:

„In der momentanen Debatte überwiegen Ängste und Panikmache. Wir als GRÜNE JUGEND NRW beurteilen es als gefährlich, wenn Zugezogene unter den Generalverdacht gestellt werden, die Sozialleistungen in Deutschland ausnutzen zu wollen. Die geplante Resolution im Kölner Stadtrat zeigt diese kritische Verknüpfung. Kommunen dürfen nicht mit (rechtem) Populismus oder der Dramatisierung der Zustände auf ihre finanzielle Engpässe aufmerksam machen. Die Forderung nach einer finanziellen Mehrausstattung teilen wir – eine Einschränkung oder Verminderung der Migration lehnen wir aber klar ab!“

Antiziganismus stoppen!

Laut Schätzungen leben in der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit etwa 70.000 Sinti und Roma mit deutscher Staatsbürgerschaft. Seit der EU-Osterweiterung kommen allerdings mehr und mehr Sinti und Roma als Flüchtlinge aus Osteuropa nach Deutschland – hier gehen die Schätzungen im Jahr 2010 von etwa 50.000 aus.

Dies ist zurückzuführen auf die zum Teil offene Diskriminierung und schlechte soziale Lage der Sinti und Roma in anderen EU-Staaten wie beispielsweise Bulgarien und Rumänien, aber auch in den ehemaligen jugoslawischen Staaten wie Serbien und dem Kosovo. Besonders in Ungarn nimmt die Diskriminierung mittlerweile progromartige Zustände an. Die zugewanderten Sinti und Roma leben in Deutschland zu großen Teil unter sehr schlechten Bedingungen: katastrophale Wohnsituationen, eine ablehnende bis rassistische Haltung ihnen gegenüber, schlechte medizinische Versorgung und Mangel an Arbeit drängen sie an den Rand unserer Gesellschaft.

(Staatlichen) Alltagsrassismus überwinden

Zu einer Stigmatisierung von Sinti und Roma tragen zu großen Teilen auch die deutschen Medien bei. Im Dortmunder Tatort wird zum Beispiel die schlechte Wohnsituation dargestellt, es wird allerdings ebenfalls das Vorurteil von Verstrickungen der Sinti und Roma ins kriminelle Milieu verstärkt. Ein anderes Beispiel zeigt sich in Duisburg, hier wird gegen den Wohnblock ”In den Peschen”, in dem vorwiegend Sinti und Roma wohnen, Stimmung gemacht, zuletzt in der WAZ und bei Spiegel Online. Diese Berichterstattung fällt bei den Rechtspopulist*innen auf fruchtbaren Boden, Pro-NRW zum Beispiel nimmt sich diesem Thema mit Demonstrationen sehr stark an, um auf Stimmenfang zu gehen. Es bilden sich zudem vermeintlich harmlose ”Bürgerinitiativen”, die dann mit zum Teil offen rassistischen Parolen den Hass gegen Sinti und Roma salonfähig machen wollen. Die Auswirkungen zeigen sich in der Studie ”Deutsche Zustände”, in denen rund 44% der Deutschen den Sinti und Roma pauschal Kriminalität unterstellen. Dem setzt sich die GRÜNE JUGEND NRW entschieden entgegen! Wir werden aktiv dagegen vorgehen, dass Menschen, die vor antiziganistischer Verfolgung und Diskriminierung geflohen sind, nun in Deutschland auf eine ähnliche Stimmung treffen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Sinti und Roma und werden aktiv gegen deren Diskriminierung und Verfolgung entgegentreten.
Doch zu der ablehnenden Haltung der deutschen Gesellschaft gesellt sich zudem eine harte Haltung der deutschen Behörden. Immer wieder werden Sinti und Roma in das ehemalige Jugoslawien, vor allem in den Kosovo abgeschoben. Dabei werden auch Mitmenschen abgeschoben, welche schon seit über 20 Jahren in Deutschland leben. Im Kosovo erwartet sie Ausgrenzung und Armut. Diese Zustände sind den deutschen Behörden hinreichend bekannt und dokumentiert. Im letzten Winter wurden Sinti und Roma sogar während einer gewaltigen Kältewelle in den Kosovo abgeschoben, obwohl in jenem Winter mehrere Menschen in Südosteuropa erfroren sind. Auch die Rückabschiebungen nach Ungarn, wo Sinti und Roma kein faires Asylverfahren erwartet werden weiter vorgenommen. Dies geschieht obwohl selbst der UNCHR von systematischen Fehlern und Misshandlungen im Asylverfahren dokumentiert. Abschiebungen von Roma und Sinti ins ehemalige Jugoslawien oder nach Ungarn dürfen von uns nicht hingenommen werden! Die GRÜNE JUGEND NRW fordert einen sofortigen Abschiebestopp, insbesondere der Roma und Sinti! Gerade Deutschland hat nach der Perjowa, dem Völkermord an den Sinti und Roma, eine besondere Verantwortung für diese Bevölkerungsgruppe!

Keine Europäer*innen zweiter Klasse

 
Anstatt sich diesen Missständen anzunehmen bedient Bundesinnenminister Friedrich dann doch lieber alter Ressintements. Rumänien und Bulgarien täten nicht genügend gegen die Kriminalität und Roma kämen nur nach Deutschland als ”Sozialhilfetouristen”. Mit solchen rechtspopulistischen Parolen macht Friedrich Stimmung gegen Rumän*innen und Bulgar*innen, insbesondere gegen die Roma. Für uns ist dagegen klar, es gibt keine Europäer*innen zweiter Klasse! Die Europäische Union ist ein Gemeinschaftsprojekt, welches die verschiedenen Teile Europas zusammen bringen soll und sie nicht trennen soll. Daher ist klar, dass Rumänien und Bulgarien diesselben Rechte innerhalb der Europäischen Union bekommen sollen, wie die anderen Mitgliedsstaaten. Der Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum Schengen-Raum ist zuletzt durch ein deutsches Veto verhindert worden. Der Widerstand gegen diesen Beitritt und zur europäischen Freizügikeit muss in allen Mitgliedsstaaten, vor allem auch in Deutschland, fallen. Neben der rechtlichen Gleichstellung muss uns zudem auch die soziale Gleichstellung der Sinti und Roma in Deutschland besorgen. Die Lebens- und Wohnsituation der Sinti und Roma, insbesondere der neuen Mitmenschen aus Rumänien und Bulgarien muss sich verbessern. Ein erster Schritt wäre die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes, welches Asylbewerber*innen die Arbeit in Deutschland innerhalb der ersten 12 Monate verbietet. Weiterhin sollten die Kommunen kommunale Aktionspläne entwickeln, die sich der Herausforderung stellen. Es muss ausreichender und menschenwürdiger Wohnraum zur Verfügung stehen. Der Zugang zu Krankenversorgung muss sichergestellt werden und nicht zuletzt muss gegen die Ausbeutung der neuen Mitmenschen auf dem Arbeitsmarkt vorgegangen werden. Doch mit dieser Herkulesaufgabe dürfen die Kommunen nicht allein gelassen werden. Städte wie Duisburg und Dortmund, die unter Haushaltssperre stehen, können die finanziellen Belastungen nicht alleine stemmen. Daher müssen hier auch der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen tätig werden und die Kommunen bei dieser Aufgabe unterstützen.
Doch auch wir als GRÜNE JUGEND NRW können unseren Teil beitragen. Wir können uns immer dann in den Weg stellen, wenn Rechtspopulist*innen versuchen aus der Lage Profit zu schlagen und gegen Sinti und Roma hetzen, wie zuletzt in Duisburg, Essen und Dortmund geschehen. Wir müssen zeigen, dass wir keinen Fuß breit den neuen Rechten überlassen und dass sie es nicht schaffen werden mit ihrer Hetze in Deutschland das gesellschaftliche Klima noch weiter zu verpesten.


Beschlussfassung der Landesmitgliederversammlung am 16./17.3.2013 in Oer-Erkenschwick.

Für ein grünes Hochschulzukunftsgesetz

Die GRÜNE JUGEND NRW begrüßt die Initiative der Landesregierung endlich ein neues Hochschulgesetz auf den Weg zu bringen.
Gemeinsam mit den Studierenden, Schüler*innen und Lehrenden haben wir seit dem Beschluss des Hochschulfreiheitsgesetzes gegen dessen Abschaffung gekämpft, da wir die zunehmende Kommerzialisierung der Bildung nicht weiter hinnehmen wollten und auch weiterhin nicht hinnehmen wollen.

Wir wollen freien Zugang zu Bildung für jede*n und keine Umfunktionierung der Universitäten in Wissenschaftsbetriebe in denen ausschließlich ökonomisch verwertbare Forschung oder direkt in den laufenden Betrieb integrierbares Humankapital produziert werden soll. All dies war Stoßrichtung der neoliberalen Gesetzgebung von Pinkwart und Schwarz-Gelb.
Dass dagegen endlich vorgegangen wird begrüßen wir.
 
Der Hochschulrat ist Ausdruck der neoliberalen Umstrukturierungen im Rahmen des Hochschulfreiheitsgesetzes. Universitäten sollten zu Unternehmen werden und benötigten dementsprechend „Aufsichtsräte“. Das diese nun teilweise entmachtet werden ist ein guter Schritt, das sie aber dennoch beibehalten werden wird nicht dabei helfen die Entkommerzialisierung von universitärer Bildung voranzutreiben. Wir fordern nach wie vor die Abschaffung der Hochschulräte und die weitestgehend mögliche Übertragung seiner Kompetenzen auf den akademischen Senat.
Wir freuen uns das Probleme des BA/MA-Systems anerkannt werden, wir würden es aber begrüßen wenn diese Probleme deutlich ausformuliert zur Sprache und dann beseitigt würden. Der Bologna-Prozess und mit ihm die Einführung des BA/MA-Systems hat zu einer umfassenden Verschulung der Studiengänge geführt. Die Wahlmöglichkeiten der Studierenden im Bachelor wurden weitestgehend zurückgefahren und somit ein Einheitsstudium geschaffen, dass eine kritische Auseinandersetzung auf akademischem Niveau mit dem Studienfach praktisch unmöglich macht. Wir fordern ein Bekenntnis zum Bachelor als wissenschaftlichen Abschluss und dementsprechend auch eine Umgestaltung der Rahmenbedingungen die ein freieres und selbstbestimmteres Leben und Lernen im Bachelor möglich machen. Zu diesem Zwecke fordern wir ein staatliches Akkreditierungsverfahren ohne Beteiligung privater Agenturen für Studiengänge, in dem wissenschaftlicher- und ethischer Diskurs und Reflexion im Mittelpunkt des Studiums stehen soll.
Nach wie vor ist der freie Zugang zu Bildung für uns ein Hauptanliegen. Mit der Abschaffung der Studiengebühren wurde eine schwere Barriere im Bildungssystem abgebaut. Trotzdem dürfen wir an der Stelle nicht aufhören. Dadurch, dass im Zuge des doppelten Abiturjahrgangs zum Wintersemester 2013/14 beinahe alle Studiengänge mit einem Numerus Clausus, also einer Notenhürde, belegt werden und beinahe alle Master-Studiengänge ebenfalls Notenhürden haben, ist das Hochschulbildungssystem weiterhin voll mit Barrieren, die wir abbauen müssen. Wir kritisieren seit Langem, dass beim Übergang von Grund- zu weiterführenden Schulen sozial selektiert wird und Kinder aus nicht-Akademiker*innen und armen Familien strukturell aussortiert werden. Mit dem Numerus Clausus auf Bachelor und Master Studiengänge schreiben wir diesen Prozess der sozialen Selektierung bis in die akademische Bildung hinein fort. Hochschulbildung kann aber nicht nur Angelegenheit der reichen Eliten sein, sondern muss allen Menschen gleich offen stehen. Daher fordert die GRÜNE JUGEND NRW die Abschaffung aller Numeri Clausi, sowie einen Rechtsanspruch für jede*n Bachelor-Absolventen*in auf einen Master-Studienplatz. Um die Qualität der Lehre beizubehalten, ist eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Hochschulen von staatlicher Seite sicher zu stellen. In der Übergangszeit fordern wir eine stärkere Einbeziehung sozialer Faktoren, wie Migrationshintergrund, soziale Herkunft u.ä. in die Studienplatzvergabe. Damit soll die Benachteiligung sozial schwacher und bildungsferner Schichten im Schulsystem bei der Studienplatzvergabe ausgeglichen werden.
 
Hochschulen sollen Ort freier und unabhängiger Forschung sein. Dabei darf aber die ethische Verantwortung der Hochschulen für eine friedliche Gesellschaft nicht vernachlässigt werden. Die GRÜNE JUGEND NRW fordert daher die Verankerung einer Zivilklausel im Hochschulgesetz NRW. Diese soll sowohl primäre wie sekundäre Kriegsforschung beinhalten. Technische Kriegsforschung setzt die Hemmschwelle zum Töten herab und provoziert so weitere Gewalt. Für eine friedliche und freie Gesellschaft sollte keinerlei Kriegsforschung an den Hochschulen stattfinden.

Beschlussfassung der Landesmitgliederversammlung am 16./17.3.2013 in Oer-Erkenschwick.